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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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dungsmaßnahmen sowie <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> Sozialtherapie<br />

als e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s behandlungsorientierte Form des<br />

Vollzugs. Beson<strong>der</strong>heiten gelten im Bereich des Jugendstrafvollzugs.<br />

Dieser wird gemäß den Vorschriften des<br />

Bayerischen Strafvollzugsgesetzes vom Erziehungsgedanken<br />

geleitet. Insoweit besteht e<strong>in</strong> ausdifferenziertes<br />

Konzept für die Erziehung <strong>der</strong> jungen Gefangenen, welches<br />

im Wesentlichen die Elemente Unterricht und Ausbildung,<br />

Therapie, Arbeit sowie das Erlernen von Ordnung<br />

be<strong>in</strong>haltet. Ferner werden Maßnahmen <strong>zur</strong> Behebung<br />

sozialer Defizite angeboten (Psychotherapie, Anti-<br />

Gewalt-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Krisen<strong>in</strong>tervention u. a.). Die <strong>in</strong>tensivste<br />

Form <strong>der</strong> Erziehung stellt hierbei die Behandlung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialtherapie für Sexualstraftäter und Gewalttäter<br />

dar, welche <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>en massiven Ausbau erfährt.<br />

Beson<strong>der</strong>en Wert legt <strong>der</strong> bayerische Jugendstrafvollzug<br />

auch auf das Erlernen e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Freizeitgestaltung<br />

unter starker E<strong>in</strong>beziehung sportlicher Elemente.<br />

Nützliche Sozialkontakte (Eltern, Ehrenamtliche<br />

etc.) werden durch Besuchskontakte und Lockerungen,<br />

soweit diese verantwortet werden können, geför<strong>der</strong>t.<br />

Im Übrigen werden zum Schutz <strong>der</strong> Öffentlichkeit vor<br />

Wie<strong>der</strong>holungstaten aus <strong>der</strong> Strafhaft entlassener Sexu -<br />

alstraftäter, die unter Führungsaufsicht o<strong>der</strong> Bewährung<br />

stehen, im Auftrag <strong>der</strong> Justiz durch freie<br />

Träger psychotherapeutische Fachambulanzen errichtet<br />

und betrieben. Dadurch wird die therapeutische<br />

Versorgung dieser Straftäter verbessert. Am 01.09.2008<br />

hat <strong>in</strong> München die erste psychotherapeutische Fachambulanz<br />

für Sexualstraftäter ihren Betrieb aufgenommen.<br />

Diese ambulante Nachsorge für entlassene Sexualstraftäter<br />

wird durch die Errichtung weiterer psychotherapeutischer<br />

Fachambulanzen <strong>in</strong> Nürnberg und voraussichtlich<br />

auch <strong>in</strong> Nordbayern verstärkt werden.<br />

Sicherheitsstandard weiter ausbauen<br />

<strong>Bayern</strong> wird auch <strong>in</strong> Zukunft alle Anstrengungen unternehmen,<br />

se<strong>in</strong>en hohen Sicherheitsstandard weiter<br />

auszubauen. Dabei gilt es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die im ständigen<br />

Wandel bef<strong>in</strong>dliche Krim<strong>in</strong>alitätsentwicklung<br />

und <strong>der</strong>en vielfältige sowie komplex mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verwobene<br />

Faktoren genau zu analysieren und auf Krim<strong>in</strong>alitätsphänomene<br />

mit ausgewogenen Maßnahmen<br />

umgehend zu reagieren.<br />

Beispielsweise wird die mit <strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>hergehende zunehmende Alterung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft auch E<strong>in</strong>fluss auf die Krim<strong>in</strong>alitätsentwicklung<br />

haben. Aus e<strong>in</strong>er prognostizierten Bevölkerungsentwicklung<br />

und e<strong>in</strong>er geän<strong>der</strong>ten Bevölkerungszusammensetzung<br />

lassen sich jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong>e<br />

verlässlichen Angaben zum Ausmaß <strong>der</strong> zukünftigen polizeilichen<br />

Aufgaben und Handlungsschwerpunkte ableiten.<br />

Maßgebliche E<strong>in</strong>flüsse s<strong>in</strong>d gerade <strong>in</strong> Bezug auf<br />

neue Krim<strong>in</strong>alitätsphänomene sehr vielschichtig und<br />

über lange Zeiträume nicht vorherzusagen. Mit aller Vorsicht<br />

können aber folgende Prognosen für die zukünftige<br />

Struktur <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alität angenommen werden:<br />

Wegen <strong>der</strong> <strong>in</strong> den kommenden Jahrzehnten erwarteten<br />

deutlich ger<strong>in</strong>geren Anteile von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung ist e<strong>in</strong> (ger<strong>in</strong>ger)<br />

Rückgang polizeilich registrierter Tatverdächtiger dieser<br />

Altersgruppen möglich; e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tatverdächtigenbelastungszahlen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

kann daraus aber nicht abgeleitet werden. Zudem<br />

kann als Folge <strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />

e<strong>in</strong> Rückgang <strong>der</strong> absoluten Fallzahlen bei Sachbeschädigungen<br />

und an<strong>der</strong>en für Jugendliche und Heranwachsende<br />

typischen Delikten wie z. B. Verstößen gegen<br />

das Betäubungsmittelgesetz o<strong>der</strong> gewalttätige Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

von jugendlichen Gruppierungen<br />

nicht ausgeschlossen werden. Ladendiebstähle als<br />

weitere jugendtypische Delikte dürften <strong>in</strong> dieser Altersgruppe<br />

absolut gesehen wohl abnehmen. Da die<br />

wenigen Straftaten, die von alten Menschen begangen<br />

werden, aber gleichfalls sehr häufig Ladendiebstähle<br />

s<strong>in</strong>d, lässt sich dafür <strong>in</strong>sgesamt kaum e<strong>in</strong> Saldo voraussagen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus nimmt mit <strong>der</strong> zahlenmäßig<br />

nachhaltig anwachsenden älteren Generation das Potential<br />

möglicher Opfer von Diebstahls- und Betrugsdelikten<br />

zu. Hier ist von e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong> Trickbetrügereien<br />

an <strong>der</strong> Wohnungstür und auch von zahlreichen<br />

an<strong>der</strong>en Formen des Betrugs mit alten Menschen als<br />

Opfer auszugehen.<br />

Die demografische Entwicklung ist e<strong>in</strong> Faktor, <strong>der</strong> für die<br />

Krim<strong>in</strong>alitätsentwicklung <strong>der</strong> kommenden Jahre/Jahrzehnte<br />

zu berücksichtigen ist. Es gibt aber noch weitere<br />

Variablen, die e<strong>in</strong>en nicht unerheblichen E<strong>in</strong>fluss auf Art<br />

und Umfang <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alität ausüben können. Das<br />

können unter an<strong>der</strong>em die wirtschaftliche Entwicklung<br />

(z. B. größere Kluft zwischen Arm und Reich), mögliche<br />

weltweite Kriegs-/Krisenregionen, die beispielsweise<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsströme auslösen, sowie e<strong>in</strong> zunehmen<strong>der</strong><br />

religiöser Fundamentalismus (z. B. Gefahren des islamistischen<br />

Terrorismus) se<strong>in</strong>. Aber auch die weitere<br />

Verbreitung mo<strong>der</strong>ner weltumspannen<strong>der</strong> Kommunikationsmedien<br />

(z. B. Krim<strong>in</strong>alität im Bereich des E-Commerce,<br />

Internet) sowie die zunehmende Globalisierung<br />

(z. B. Erschließung neuer Wirtschaftsmärkte für Im- und<br />

Export, Markenpiraterie) können sich auf Art und Umfang<br />

<strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alität auswirken.<br />

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