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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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zw. krankhaften psychischen E<strong>in</strong>engung. Die überwiegende<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Selbsttötungen geschieht aus e<strong>in</strong>er<br />

situativen Ausweglosigkeit heraus. Es wird geschätzt,<br />

dass bei Männern drei und bei Frauen zwölf Suizidversuche<br />

auf e<strong>in</strong>en vollzogenen Suizid kommen (vgl.<br />

Statistisches Bundesamt: Gesundheitsbericht 1998: 224).<br />

Suizidversuche sollten daher als Appell um Hilfe<br />

verstanden werden. In <strong>der</strong> Todesursachenstatistik<br />

stellen Suizide mit e<strong>in</strong>em Anteil von 1,2 Prozent e<strong>in</strong>e<br />

relativ seltene Todesursache 6 dar, treten aber häufiger<br />

als <strong>der</strong> Tod durch Verkehrsunfall auf. Seit 1981 ist die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Selbsttötungen (standardisierte Sterbeziffer)<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> wie im Bundesgebiet rückläufig.<br />

Im Vergleich mit den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n ist die<br />

Suizidrate <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> seit Jahren höher. 2006 betrug die<br />

altersstandardisierte Sterbeziffer auf 100.000 E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen<br />

und E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 13,3, <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

11,8, <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 8,4 und im Bundesgebiet<br />

10,9. E<strong>in</strong>e gesicherte empirische Begründung für<br />

diese Unterschiede gibt es nicht.<br />

Drei von vier Suiziden werden von Männern begangen<br />

(vgl. Darstellung 5.11) und zwar <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zu 39 Prozent<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe zwischen 40 und 59 Jahren. Bei den<br />

Frauen s<strong>in</strong>d 52 Prozent über 65 Jahre alt. Bei <strong>der</strong> gewählten<br />

Todesart überwiegt bei Männern (53 %) wie<br />

Frauen (34 %) das Erhängen/Ersticken. Bei Männern<br />

folgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Häufigkeit das Erschießen (11 %) und das<br />

sich H<strong>in</strong>abstürzen (9 %), bei Frauen Arzneimittel (26 %)<br />

und das sich H<strong>in</strong>abstürzen (14 %).<br />

Darstellung 5.11: Sterbefälle <strong>in</strong> Folge vorsätzlicher Selbstbeschädigungen <strong>in</strong> BY und D 2000-2006 (Anzahl)<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

BY <strong>in</strong>sgesamt 1.959 1.904 1.870 1.822 1.841 1.724 1.772<br />

Frauen 548 478 474 477 477 457 468<br />

Männer 1.411 1.426 1.396 1.345 1.364 1.267 1.304<br />

D <strong>in</strong>sgesamt 11.065 11.156 11.163 11.150 10.733 10.260 9.765<br />

Quelle: Rübenach 2007<br />

Zu den Risikogruppen zählen vor allem Menschen, die<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>stabilen <strong>sozialen</strong> Verhältnissen leben, wie Arbeitslose,<br />

sozial Isolierte, Personen <strong>in</strong> Haft (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Untersuchungshaft), Suchtkranke, psychisch Kranke<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e (Manisch-)Depressive, Schizophrene,<br />

Angstpatienten). Ebenfalls als Risikogruppen gelten<br />

Menschen mit vorausgegangenem Suizidversuch,<br />

vere<strong>in</strong>samte alte Menschen, Jugendliche, chronisch<br />

Kranke mit ger<strong>in</strong>ger o<strong>der</strong> fehlen<strong>der</strong> Heilungsaussicht.<br />

Häufigste Suizidmotive s<strong>in</strong>d bei Männern wirtschaftliche<br />

und soziale (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e berufliche) Schwierigkeiten,<br />

Frauen nennen vor allem Liebeskummer, Ehe- und Familienkonflikte.<br />

Strukturelle Variablen wie z. B. Wirtschaftskrisen<br />

o<strong>der</strong> die Wohnsituation etc. o<strong>der</strong> familiendynamische<br />

Variablen wie e<strong>in</strong>e mehrgenerative Selbsttötungstradition<br />

(vgl. Korczak 1983) gehören ebenfalls<br />

zu den Ursachen von Selbsttötungen.<br />

5.7 Ambulante Gesundheitsversorgung<br />

Die Dichte und Qualität <strong>der</strong> ambulanten Versorgung wird<br />

als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Faktoren gesehen, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />

den Lebensverlängerungsprozess haben (vgl. RKI 2001).<br />

Im Zeitraum von 2000 bis 2006 gab es <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> wie<br />

auch Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und Deutschland e<strong>in</strong>en Trend<br />

zu weniger E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wohnern je Ärzt<strong>in</strong><br />

und Arzt. 7 Im Jahr 2006 kommen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 187 E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen<br />

und E<strong>in</strong>wohner auf e<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong> bzw. e<strong>in</strong>en Arzt,<br />

im Bundesdurchschnitt s<strong>in</strong>d es 202 E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen und<br />

E<strong>in</strong>wohner pro Ärzt<strong>in</strong> bzw. Arzt (vgl. RKI 2006a) (vgl. Darstellung<br />

5.12).<br />

6 <br />

Zur Schwierigkeit <strong>der</strong> Erfassung von Suiziden im Rahmen <strong>der</strong> Amtlichen Statistik/Todesursachenstatistik vgl. Rübenach 2007.<br />

7 <br />

Bei diesen Zahlen handelt es sich um <strong>in</strong> Ärztekammern registrierte Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzte.<br />

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