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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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10. Teilhabe von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

zielt <strong>zur</strong> Schaffung von bedarfsgerechten Miet- und<br />

Eigenwohnungen (betreutes Wohnen, <strong>in</strong>tegriertes<br />

Wohnen, barrierefreie Wohnungen) e<strong>in</strong>gesetzt. Ebenso<br />

wird die Anpassung von Wohnraum an die Bedürfnisse<br />

e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung geför<strong>der</strong>t.<br />

Wie bereits erwähnt, sieht das nun unbefristet geltende<br />

Bayerische Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengleichstellungsgesetz vor, den<br />

Anteil barrierefreier Wohnungen zu erhöhen. Beim Neubau<br />

von höheren Gebäuden mit bauordnungsrechtlich<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Aufzügen muss e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Wohnungen<br />

barrierefrei nutzbar se<strong>in</strong>. In allen an<strong>der</strong>en neu zu errichtenden<br />

Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen<br />

müssen die Wohnungen e<strong>in</strong>es Geschosses barrierefrei<br />

erreichbar und nutzbar se<strong>in</strong>; die übrigen Wohnungen<br />

müssen über Treppen mit beidseitigen Handläufen<br />

erreichbar se<strong>in</strong>. Mit den neuen auf <strong>der</strong> Grundlage des<br />

Bayerischen Wohnraumför<strong>der</strong>ungsgesetzes (BayWoFG)<br />

überarbeiteten Wohnraumför<strong>der</strong>ungsbestimmungen 2008<br />

(WFB 2008) wurde auch das Ziel, Wohnraum barrierefrei<br />

zu gestalten, verstärkt umgesetzt. Unter an<strong>der</strong>em ist die<br />

DIN 18025 Teil 2, Barrierefreie Wohnungen Planungsgrundlagen,<br />

Ausgabe 1992, nun für alle im Bayerischen<br />

Wohnungsbauprogramm zu för<strong>der</strong>nden neuen Mietwohnungen<br />

<strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern verb<strong>in</strong>dlich vorgeschrieben.<br />

Die Wohnungen e<strong>in</strong>er Wohnebene müssen<br />

nun stufenlos erreichbar se<strong>in</strong>. Alle weiteren <strong>zur</strong> Wohnanlage<br />

gehörenden Wohnebenen müssen so geplant<br />

se<strong>in</strong>, dass sie zum<strong>in</strong>dest durch die nachträgliche Schaffung<br />

e<strong>in</strong>es Aufzugs o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Rampe stufenlos erreichbar<br />

s<strong>in</strong>d. S<strong>in</strong>d die Wohnungen für Rollstuhlbenutzer bestimmt,<br />

ist die DIN 18025 Teil 1, Wohnungen für Rollstuhlbenutzer,<br />

Planungsgrundlagen, Ausgabe 1992, anzuwenden.<br />

Diese Wohnungen erfüllen somit die baulichen<br />

Grundvoraussetzungen für e<strong>in</strong>e generationenübergreifende<br />

Nutzung. Auf diese Weise ist von vorne<br />

here<strong>in</strong> für das „Älterwerden“ o<strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e im Lauf des<br />

Lebens e<strong>in</strong>tretende schwere Erkrankung o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

baulich Vorsorge getroffen.<br />

Unbeschadet des erfor<strong>der</strong>lichen Ausbaus ambulanter<br />

Wohnformen steigt aufgrund <strong>der</strong> Zunahme von Menschen<br />

mit schweren Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen (bessere mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung) und <strong>der</strong> Zunahme älterer Menschen<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit geistiger und geistig-mehrfacher Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

auch die Zahl <strong>der</strong>er an, die stationärer Betreuung<br />

bedürfen. E<strong>in</strong>e staatliche Investitionsför<strong>der</strong>ung<br />

von stationären Wohnplätzen ist daher trotz<br />

Ausbaus des ambulanten Bereichs weiterh<strong>in</strong> zw<strong>in</strong>gend<br />

erfor<strong>der</strong>lich. So gab es im Jahr 2006 nach <strong>der</strong> Erhebung<br />

des Statistischen Landesamtes <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 30.492 Plätze<br />

für erwachsene Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (2004:<br />

28.629 Plätze), die zu 97,3 Prozent belegt waren. Exakte<br />

quantitative Aussagen zum künftigen Bedarf an stationärer<br />

Betreuung s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht möglich, weil<br />

beispielsweise die Akzeptanz von Heimplätzen auch von<br />

<strong>der</strong> Qualität des Angebots abhängt. Wie sich die Zahl<br />

<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung möglicherweise<br />

e<strong>in</strong>en Heimplatz benötigenden Menschen, z. B.<br />

Unfallopfer, Schädel-Hirn-Verletzte, <strong>in</strong> Zukunft entwickeln<br />

wird, ist nicht abschätzbar. Ebenso haben<br />

das regional unterschiedliche Angebot und die jeweilige<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> offenen Hilfen vor Ort e<strong>in</strong>en<br />

direkten E<strong>in</strong>fluss auf den konkreten Bedarf an stationären<br />

Wohnplätzen.<br />

Durch die staatliche Investitionsför<strong>der</strong>ung aus dem Landesbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenplan<br />

und mit Mitteln <strong>der</strong> Obersten Baubehörde<br />

(Wohnraumför<strong>der</strong>ung) wird die Schaffung dr<strong>in</strong>gend<br />

erfor<strong>der</strong>licher Wohnplätze für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> entscheidend angeregt. Geför<strong>der</strong>t<br />

wird die Schaffung von bedarfsgerechten Heimplätzen<br />

für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Wohn-, Wohnpflege-,<br />

E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungs- und Pflegeheimen. Die staatliche För<strong>der</strong>ung<br />

beträgt je nach Heimtyp bis zu 70 Prozent <strong>der</strong><br />

jeweils zuwendungsfähigen Kosten. Die För<strong>der</strong>mittel<br />

s<strong>in</strong>d vor Baubeg<strong>in</strong>n o<strong>der</strong> Kauf bei den Regierungen, <strong>der</strong><br />

Landeshauptstadt München sowie den Städten Augsburg<br />

und Nürnberg zu beantragen. Diese Stellen <strong>in</strong>formieren<br />

auch über den weiteren Verfahrensablauf.<br />

Durch diese staatliche För<strong>der</strong>ung erfolgt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte<br />

Subventionierung <strong>der</strong> Pflegesätze, da <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungsträger<br />

die Mittel <strong>der</strong> staatlichen Investitionsför<strong>der</strong>ung<br />

ansonsten über den Pflegesatz ref<strong>in</strong>anzieren müsste,<br />

was wie<strong>der</strong>um zu Lasten <strong>der</strong> Bezirke bzw. <strong>der</strong> wenigen<br />

Selbstzahler g<strong>in</strong>ge. Insbeson<strong>der</strong>e wird durch die För<strong>der</strong>ung<br />

gewährleistet, dass die fachlichen landesplanerischen<br />

Ziele <strong>in</strong> den jeweiligen Konzepten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungsträger<br />

zum Tragen kommen. Durch die staatliche<br />

Investitionsför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe hat <strong>der</strong><br />

Freistaat unmittelbaren E<strong>in</strong>fluss auf das jeweilige Raumprogramm<br />

und damit auf die weitere Steigerung <strong>der</strong> Anzahl<br />

von E<strong>in</strong>bettzimmern im Heimbereich.<br />

Die geschil<strong>der</strong>te Tendenz bei den <strong>zur</strong> Verfügung gestellten<br />

Räumen <strong>in</strong> Heimen und betreuten Wohnformen<br />

für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung steht <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit den Zielen <strong>der</strong> bayerischen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenpolitik.<br />

Denn die Erfahrung zeigt: Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

haben grundsätzlich ke<strong>in</strong>e wesentlich an<strong>der</strong>en<br />

Wohnbedürfnisse als Nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te. Je<strong>der</strong> Mensch mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung muss daher entsprechend se<strong>in</strong>en Möglichkeiten<br />

das Recht haben, sich von se<strong>in</strong>er Ursprungsfamilie<br />

zu lösen, so wie dies nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen <strong>in</strong><br />

den meisten Fällen früher o<strong>der</strong> später auch tun. Eige-<br />

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