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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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ZUSAMMENFASSUNG<br />

Zusammenfassung<br />

Nachhaltige Sozialpolitik für<br />

Chancengerechtigkeit, Freiheit, Wohlstand<br />

und Sicherheit<br />

Würde, Stabilität und Dynamik durch gelebte Werte<br />

<strong>Bayern</strong> ist e<strong>in</strong> im nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />

sehr wohlhabendes Land mit e<strong>in</strong>er u. a. vergleichsweise<br />

breiten E<strong>in</strong>kommensverteilung, ger<strong>in</strong>ger<br />

Arbeitslosigkeit, familienfreundlichen Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

und hoher Lebenserwartung. Das erreichte<br />

Niveau an Chancenvielfalt, Teilhabe, sozialem Frieden,<br />

Freiheit, Wohlstand und Sicherheit erweist sich – zunehmend<br />

– als e<strong>in</strong> kostbares Gut, das auf <strong>der</strong> Basis hoher<br />

Arbeits- und Leistungswilligkeit und -fähigkeit, Solidarität<br />

und Verantwortung, Freiheit und Geme<strong>in</strong>wohlorientierung<br />

gepflegt und immer wie<strong>der</strong> neu errungen werden<br />

muss. Dies gilt umso mehr, als Grenzen offener<br />

werden, <strong>in</strong>ternationale Entwicklungen unmittelbarer<br />

wirken und die Gesellschaft sich demografisch, sozial,<br />

wirtschaftlich und kulturell wandelt.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d wir auf e<strong>in</strong>en breiten Konsens über die Pr<strong>in</strong>zipien,<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Chancen e<strong>in</strong>er Sozialen<br />

Marktwirtschaft angewiesen, also auf e<strong>in</strong> glaubwürdiges<br />

und akzeptiertes Zusammenspiel von Wettbewerb<br />

und sozialer Gerechtigkeit, von Arbeits- und Leistungswilligkeit,<br />

von Leistungsfähigkeit neben Verantwortung<br />

und Verständnis für Leistungsschwächere, für<br />

Unterlegene. Die Nachhaltigkeit und Qualität e<strong>in</strong>er Gesellschaftsordnung<br />

basiert wesentlich auf diesen Werten.<br />

Das Streben nach Gerechtigkeit darf dabei die Leistungsbereitschaft<br />

und -fähigkeit nicht bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />

Umgekehrt darf das Streben nach eigenem Vorteil das<br />

Ideal möglichst gleicher Teilhabechancen nicht erdrücken.<br />

Freiheit und Vorteilsstreben s<strong>in</strong>d immer dort Grenzen zu<br />

setzen, wo es dem Geme<strong>in</strong>wohl zuwi<strong>der</strong> läuft.<br />

So ist die Achtung <strong>der</strong> Schwächeren und Unterlegenen<br />

e<strong>in</strong> Wert für sich. Dabei darf allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> aktivierendes<br />

Element <strong>zur</strong> Eigen<strong>in</strong>itiative, <strong>zur</strong> Verantwortung nicht<br />

außer Acht bleiben. Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er nachhaltigen,<br />

aktivierenden Sozialpolitik ist deshalb das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />

Subsidiarität. Zu diesem Pr<strong>in</strong>zip gehört zweierlei: Den<br />

E<strong>in</strong>zelnen <strong>zur</strong> Selbstverwirklichung und Teilhabe möglichst<br />

chancengleich zu befähigen sowie <strong>zur</strong> Eigentätigkeit<br />

und Verantwortung an<strong>zur</strong>egen. Damit s<strong>in</strong>d Subsidiarität<br />

und Solidarität untrennbar mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden.<br />

Und es braucht Tugenden und Verantwortungsbereitschaft.<br />

E<strong>in</strong> nur am Eigen<strong>in</strong>teresse orientiertes<br />

Handeln als oberster Wert ist zu wenig für Nachhaltigkeit.<br />

Wenn beispielsweise die Arbeit und Leistung <strong>der</strong> Familien<br />

(verstärkt) politisch anzuerkennen ist, dann geht<br />

es dabei um Zuwendung, Rücksichtnahme, Verantwortung,<br />

Hilfe und Fürsorge für Schwächere und unmittelbare<br />

Erlebensqualitäten menschlicher Nähe, ohne die<br />

ke<strong>in</strong>e Gesellschaft Lebensqualität hat, ohne die ke<strong>in</strong>e<br />

Wirtschaft im Wettbewerb nachhaltig funktionieren<br />

kann. Es wäre e<strong>in</strong> fataler Irrtum anzunehmen, Wettbewerbs-<br />

und Anreizstrukturen alle<strong>in</strong> würden <strong>der</strong> Würde<br />

des Menschen gerecht.<br />

Wohlstand ist mehr als Geld<br />

Gesellschaftliche Teilhabe- und Gestaltungschancen<br />

betreffen viele Bereiche über unmittelbare E<strong>in</strong>kommens-<br />

und Vermögensaspekte h<strong>in</strong>aus. Es geht neben<br />

materiellen Gütern <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e um Bildung, um die<br />

Wahlfreiheit zwischen Familien- und Erwerbstätigkeit<br />

<strong>der</strong> Eltern, für Angehörigenbetreuung, um Chancen <strong>zur</strong><br />

Erwerbstätigkeit, Gesundheit und Sicherheit, soziale<br />

Integration und Anerkennung sowie Chancengleichheit<br />

für Mann und Frau. Dementsprechend vielschichtig ist<br />

Wohlstand, Freiheit, Armut und Reichtum zu betrachten.<br />

So gehören <strong>zur</strong> Freiheit und Chancengerechtigkeit auch<br />

möglichst gleichmäßige Chancen und die Freiheit <strong>der</strong><br />

Eltern, ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst zu betreuen, es gehören dazu<br />

möglichst chancengleiche Erlebens- und Bildungschancen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen, die Gesundheitsversorgung<br />

und kulturelle Integration usw. Deshalb werden<br />

im vorliegenden Sozialbericht monetäre wie nichtmonetäre<br />

Bereiche angesprochen und Schwerpunkte bei verschiedenen<br />

Gruppierungen gesetzt (Familien, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendliche, Ältere, Pflegebedürftige, Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund). Gleichwohl<br />

steht <strong>der</strong> materielle Wohlstand am Anfang dieses<br />

<strong>Bericht</strong>s. Das verfügbare E<strong>in</strong>kommen und Vermögen hat<br />

mit den größten E<strong>in</strong>fluss auf Lebenschancen, Lebensperspektiven<br />

und Freiheiten, es bee<strong>in</strong>flusst über die unmittelbare<br />

materielle Gestaltungsfreiheit h<strong>in</strong>aus z. B.<br />

Anerkennung und Achtung, Sicherheit und Gesundheit,<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den und Stress bis h<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Stärkung <strong>der</strong> Demokratie<br />

und Bürgerschaftlichem Engagement.<br />

Dieses Wertegerüst schließt gleichwohl die Akzeptanz<br />

und Notwendigkeit anstrengungs- und leistungsbezogener<br />

Ungleichheiten nicht aus, son<strong>der</strong>n baut darauf<br />

auf. Wohlstand und Geme<strong>in</strong>wohl werden (zunehmend)<br />

über Wettbewerbsprozesse gestaltet und von diesen<br />

getragen, bei denen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne durch se<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles<br />

Vorteilsstreben und se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit auch<br />

zum gesellschaftlichen Gesamtwohl beiträgt. Unsere<br />

Gesellschaft gew<strong>in</strong>nt gerade daraus ganz wesentlich<br />

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