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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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SITUATIONSANALYSE: 14. Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

14 Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern<br />

Situationsanalyse von: Daniela Wörner, Ernst Kistler,<br />

Thomas Staud<strong>in</strong>ger, INIFES<br />

Mitarbeit: Olivia Mühlberg, INIFES<br />

14.1 E<strong>in</strong>führung<br />

In diesem Kapitel werden die wichtigsten e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Befunde des Sozialberichts <strong>zur</strong> Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern im Freistaat zusammenfassend<br />

dargestellt und um e<strong>in</strong>ige spezifische Punkte ergänzt.<br />

Um dem Rahmen des Sozialberichts gerecht zu<br />

werden, muss hierbei e<strong>in</strong>e Fokussierung auf beson<strong>der</strong>s<br />

zentrale Aspekte vorgenommen werden. Außerdem<br />

wurde bei <strong>der</strong> Erstellung aller Kapitel dieses <strong>Bericht</strong>s<br />

bereits darauf Wert gelegt, soweit es Fragestellungen<br />

und Datenlage zuließen, den Aspekt <strong>der</strong> Gleichstellung<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er geschlechterdifferenzierten<br />

Auswertung zu berücksichtigen.<br />

Im ersten Landessozialbericht gab es ke<strong>in</strong> separates Kapitel<br />

<strong>zur</strong> Gleichstellung von Frauen und Männern, <strong>der</strong><br />

Themenbereich wurde <strong>in</strong> Kapitel 11 (Frauen, Alle<strong>in</strong>erziehende<br />

und k<strong>in</strong><strong>der</strong>reiche Familien) im Zusammenhang<br />

mit geschlechtsspezifischen Rollenmustern behandelt.<br />

Das lag daran, dass sich Gleichstellungspolitik früher<br />

vorrangig auf die Beseitigung von bestehenden Nachteilen<br />

für Frauen richtete. Mit Inkrafttreten <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ie<br />

<strong>der</strong> EU <strong>zur</strong> Umsetzung von Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g 1998<br />

entwickelte sich „e<strong>in</strong>e Fülle und Vielfalt von Aktivitäten,<br />

Maßnahmen und Institutionen“ (Meuser/Neusüß 2004).<br />

Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g bedeutet – ergänzend <strong>zur</strong> bisherigen<br />

Gleichstellungspolitik – beide Geschlechter von<br />

vornhere<strong>in</strong> durch die zuständige Stelle bei je<strong>der</strong> fachlichen<br />

Entscheidung zu berücksichtigen. In Deutschland<br />

wurde ebenfalls im Jahr 1998 die Gleichstellung von<br />

Frauen und Männern als Querschnittsaufgabe def<strong>in</strong>iert;<br />

im Jahr 1994 war bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neufassung des Art. 3<br />

Abs. 2 Grundgesetz (GG) die ausdrückliche Pflicht des<br />

Staates festgelegt worden, die Gleichberechtigung von<br />

Frauen und Männern zu för<strong>der</strong>n. Das Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g<br />

als Strategie <strong>zur</strong> Umsetzung und die Anerkennung<br />

<strong>der</strong> „Gleichstellung von Frauen und Männern als durchgängiges<br />

Leitpr<strong>in</strong>zip“ wurde erst 1999 von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

beschlossen (vgl. Döge/Stiegler 2004: 136).<br />

Die Thematik sche<strong>in</strong>t auch <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> virulent: Die im<br />

Dezember 2006 vorgestellte Studie „Wie sozial s<strong>in</strong>d die<br />

Län<strong>der</strong>?“ (Berl<strong>in</strong>polis 2006), <strong>in</strong> <strong>der</strong> anhand von 27 Indikatoren<br />

e<strong>in</strong> Bundeslän<strong>der</strong>rank<strong>in</strong>g zu den Politikfel<strong>der</strong>n<br />

Wirtschaftsleistung, Armut, Arbeit, Bildung, Geschlechtergleichstellung<br />

und Generationenverhältnis erstellt<br />

wurde, zeigte auch für <strong>Bayern</strong> Defizite im Bereich <strong>der</strong><br />

Gleichstellung auf: So belegte <strong>Bayern</strong> zwar im Gesamtrank<strong>in</strong>g<br />

– wie bereits im Jahre 2000 – den zweiten Platz<br />

für das Jahr 2006 h<strong>in</strong>ter Baden-Württemberg und vor<br />

Hamburg. Im Rank<strong>in</strong>g <strong>zur</strong> Dimension Geschlechtergleichstellung<br />

und Familie ergab sich für den Freistaat<br />

dagegen Rang 15 (<strong>in</strong> 2006 vor Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen),<br />

wobei die Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> verwendeten Indikatoren<br />

wichtig ist: Indikatoren, die <strong>in</strong> dieses Rank<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gegangen<br />

s<strong>in</strong>d, waren u. a. – jeweils <strong>in</strong> Relation zu Männern<br />

– die Beschäftigungsquote von Frauen 1 (<strong>Bayern</strong> nach<br />

den Zahlen dieser Studie auf Rang 14), die E<strong>in</strong>kommenshöhe<br />

(Rang 14) sowie die Beschäftigungsquote von<br />

Frauen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter 15 Jahren (Rang 11) (vgl. zu<br />

weiteren Indikatoren Abschnitt 14.3.1). Bei <strong>der</strong> Bewertung<br />

dieses Rank<strong>in</strong>gs ist deshalb:<br />

• e<strong>in</strong>schränkend zu berücksichtigen, dass <strong>Bayern</strong> zusam-<br />

men mit Baden-Württemberg die höchste Frauenerwerbsquote<br />

<strong>in</strong> Deutschland hat und damit die besten<br />

Chancen für Frauen, erwerbstätig zu se<strong>in</strong>;<br />

• e<strong>in</strong>schränkend zu beachten, dass <strong>Bayern</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

Frauenerwerbsquote von 68 Prozent (Statistisches<br />

Bundesamt, MZ 2005) bereits deutlich über <strong>der</strong> unter<br />

Gleichbehandlungsgesichtspunkten im Rahmen <strong>der</strong><br />

Lissabon-Strategie von <strong>der</strong> EU gefor<strong>der</strong>ten Quote von<br />

60 Prozent liegt;<br />

• kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen, ob e<strong>in</strong>e „männliche“ Erwerbsquote<br />

von 83 Prozent und e<strong>in</strong>e entsprechende Lebenskonzeption<br />

generell den Präferenzen <strong>der</strong> Frauen (o<strong>der</strong><br />

auch jener <strong>der</strong> Männer) entspricht, d. h. e<strong>in</strong> Leben weit-<br />

gehend unter Verzicht auf eigene K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung durch<br />

die Väter stattf<strong>in</strong>den sollte und Frauen generell be-<br />

nachteiligt s<strong>in</strong>d, wenn sie e<strong>in</strong>em solchen Lebenskonzept<br />

nicht entsprechen usw. 2<br />

In <strong>Bayern</strong> ist die Gleichberechtigung von Frauen und<br />

Männern <strong>in</strong> Art. 118 Abs. 2 <strong>der</strong> Bayerischen Verfassung<br />

rechtlich verankert. Zudem gibt es seit dem 01.07.1996<br />

das Bayerische Gesetz <strong>zur</strong> Gleichstellung von Frauen<br />

1 <br />

Quote <strong>der</strong> erwerbstätigen Frauen im Verhältnis <strong>zur</strong> Quote <strong>der</strong> erwerbstätigen Männer multipliziert mit 100 im jeweiligen Bundesland. Dabei bleibt aber das hohe<br />

Beschäftigungsniveau für Frauen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> unberücksichtigt.<br />

2<br />

Differenziert <br />

nach Geschlecht und Alter hatten Männer zwischen 35 und 40 Jahren die höchste Erwerbsquote (97%), bei den Frauen waren es die 40- bis unter<br />

45-jährigen (83%).<br />

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