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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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festgestellten Mängel und Defizite bei den Führungs- und<br />

Leitungskräften s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>richtungsträger aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

zukünftig e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf entsprechende<br />

Qualifizierungsmaßnahmen für die Leitungsebene zu legen.<br />

Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Bezug auf die Vermittlung<br />

von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Aufbau<br />

effektiver e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>terner Kommunikationsstrukturen,<br />

die Durchführung differenzierter Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Teambildung und ganzheitlich ausgerichtete gesundheitsför<strong>der</strong>nde<br />

Angebote.<br />

Mit Blick auf die demografische Entwicklung stellt auch die<br />

Schaffung von Ausbildungsplätzen e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Zukunftsaufgaben dar. Ausbildung ist und bleibt Kernaufgabe<br />

<strong>der</strong> Unternehmen. Sie ist zugleich e<strong>in</strong>e Investition<br />

<strong>in</strong> die Zukunft <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Chancen <strong>der</strong> Unternehmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zunehmenden Wettbewerb<br />

ganz entscheidend verbessert.<br />

Ebenso wichtig muss künftig für die Unternehmen und die<br />

Berufsfachschulen für Altenpflege die Frage se<strong>in</strong>, wer ausgebildet<br />

wird. Die Auszubildenden von heute s<strong>in</strong>d die Pflegepersonen<br />

von morgen und übermorgen. Nicht je<strong>der</strong><br />

Auszubildende eignet sich für die Tätigkeit mit pflegebedürftigen<br />

Menschen. Bewerber<strong>in</strong>nen und Bewerber für die<br />

Altenpflegeausbildung sollten deshalb <strong>in</strong> den Berufsfachschulen<br />

für Altenpflege e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gangstest ablegen.<br />

Wenn es darum geht, e<strong>in</strong> positiveres Bild von <strong>der</strong> Pflege <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit zu etablieren, führt ke<strong>in</strong> Weg an e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiveren<br />

gesellschaftlichen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den<br />

nach wie vor verdrängten Themen „Alter“ und „Pflegebedürftigkeit“<br />

vorbei. Wir brauchen e<strong>in</strong> neues Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

und e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Generationen. E<strong>in</strong> solches<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kann nur gel<strong>in</strong>gen, wenn wir e<strong>in</strong>en offenen<br />

Blick auf das Alter mit allen se<strong>in</strong>en positiven Aspekten wie<br />

auch den unvermeidlichen Schattenseiten wagen. Ziel<br />

muss es se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Gesellschaft die Augen und Ohren zu<br />

öffnen und das Bewusstse<strong>in</strong> dafür zu schärfen, dass die<br />

Pflege alter Menschen uns alle angeht. Schließlich s<strong>in</strong>d die<br />

Alten von heute das, was wir morgen se<strong>in</strong> werden.<br />

E<strong>in</strong>zelne Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Pflegebedürftigen<br />

Ende des Jahres 2005 lebten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 302.706 Pflegebedürftige,<br />

die Leistungen nach dem SGB XI erhielten. Damit<br />

waren 2,4 Prozent <strong>der</strong> bayerischen Bevölkerung pflegebedürftig.<br />

Auf 1.000 E<strong>in</strong>wohner kamen damit 24 pflegebedürftige<br />

Personen. Bei Annahme e<strong>in</strong>er konstanten altersspezifischen<br />

Pflegewahrsche<strong>in</strong>lichkeit wird die Zahl<br />

<strong>der</strong> Pflegebedürftigen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> bis 2020 um 37,8 Prozent<br />

bzw. rund 115.000 Pflegebedürftige steigen. Modellrechnungen<br />

zeigen allerd<strong>in</strong>gs, dass bereits mo<strong>der</strong>ate Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> altersspezifischen Pflegehäufigkeiten die prognostizierten<br />

Steigerungen erheblich reduzieren können.<br />

Soweit es <strong>in</strong> Zukunft gel<strong>in</strong>gt, durch gesün<strong>der</strong>e Lebensführung<br />

sowie gezielte Prävention und Rehabilitation den E<strong>in</strong>tritt<br />

<strong>der</strong> altersspezifischen Pflegebedürftigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong> höheres<br />

Lebensalter h<strong>in</strong>auszuschieben, kann <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> Pflegebedürftigen deutlich schwächer ausfallen.<br />

Das zum 01.07.2008 <strong>in</strong> Kraft getretene Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />

weist deshalb <strong>der</strong> Prävention und Rehabilitation<br />

vor und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege e<strong>in</strong>e verstärkte Bedeutung<br />

zu. Die Pflegekassen s<strong>in</strong>d verpflichtet, vom<br />

MDK gutachtlich als geboten festgestellte mediz<strong>in</strong>ische<br />

Rehabilitationsmaßnahmen rechtzeitig durch den zuständigen<br />

Träger zu veranlassen. Für stationäre Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

wurden f<strong>in</strong>anzielle Anreize für verstärkte<br />

aktivierende und rehabilitative Bemühungen, die zu<br />

e<strong>in</strong>er niedrigeren Pflegestufe führen, gesetzt.<br />

Menschen mit Demenzerkrankung<br />

Die Lebenserwartung hat <strong>in</strong> den letzten 100 Jahren ganz<br />

erheblich zugenommen. Den wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

zufolge steigt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, an Demenz zu<br />

erkranken, mit zunehmendem Lebensalter. Unabhängig<br />

von dieser Prävalenz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jüngster Vergangenheit auch<br />

immer mehr jüngere Menschen über 40 Jahren von dementiellen<br />

Erkrankungen betroffen, auch wenn die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Demenzkranken älter als 75 Jahre ist. <strong>Bayern</strong>weit<br />

s<strong>in</strong>d nach Expertenschätzungen bereits jetzt mehr als<br />

160.000 Menschen an Demenz erkrankt, wobei <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> nächsten 15 Jahre noch mit e<strong>in</strong>er weiteren Zunahme<br />

um ca. 40 Prozent zu rechnen ist. Der demografische Wandel<br />

und die deutliche Zunahme <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Menschen<br />

mit altersbed<strong>in</strong>gter Demenzerkrankung stellen den E<strong>in</strong>zelnen,<br />

die Familien und die Gesellschaft vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich ist deshalb e<strong>in</strong>e bessere Berücksichtigung<br />

von Menschen mit Demenzerkrankung im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Pflegeversicherung durch e<strong>in</strong>en neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff,<br />

wie ihn <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

dem MDK <strong>Bayern</strong> bereits entwickelt und auf Bundesebene<br />

gefor<strong>der</strong>t hat. Mittlerweile hat nun auch das Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Gesundheit angekündigt, den Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />

reformieren zu wollen, und <strong>zur</strong> Neudef<strong>in</strong>ition<br />

des Pflegebedürftigkeitsbegriffs e<strong>in</strong>en Beirat e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Zur Unterstützung <strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die Pflege<br />

Demenzkranker stark belasteten Angehörigen för<strong>der</strong>t<br />

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