05.02.2014 Aufrufe

Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SITUATIONSANALYSE: 6. Familien<br />

damit verbundenen Belastungen von den Eltern<br />

subjektiv recht unterschiedlich e<strong>in</strong>geschätzt werden<br />

(vgl. Eggen/Rupp 2006). In <strong>der</strong> Folge stehen große<br />

Familien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohlstandsposition deutlich h<strong>in</strong>ter<br />

kle<strong>in</strong>eren <strong>zur</strong>ück und erreichen nur drei Viertel <strong>der</strong><br />

durchschnittlich verfügbaren Mittel (vgl. Darstellung 6.7).<br />

Auch <strong>der</strong> Anteil, <strong>der</strong> von Armut bedroht ist bzw.<br />

unterhalb <strong>der</strong> Armutsgrenze lebt, ist bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>reichen<br />

erhöht (vgl. Eggen/Rupp 2006). Beson<strong>der</strong>s<br />

schwierige materielle Verhältnisse ergeben sich<br />

dabei, wenn e<strong>in</strong>e große K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl bei nur e<strong>in</strong>em<br />

Elternteil aufwächst.<br />

Darstellung 6.15: E<strong>in</strong>kommensverteilung von Familien mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter 18 Jahren nach <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl <strong>in</strong> BY 2006 (Prozent)<br />

1 K<strong>in</strong>d 2 K<strong>in</strong><strong>der</strong> 3 o<strong>der</strong> mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong> Insgesamt<br />

Monatliches Nettoe<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Familie<br />

unter 500 € 1,4 0,7 1,4 1,1<br />

500 bis unter 900 € 4,4 1,7 1,6 3,0<br />

900 bis unter 1.500 € 14,6 9,6 6,9 11,7<br />

1.500 bis unter 2.900 € 44,0 49,2 48,7 46,6<br />

2.900 bis unter 4.000 € 20,2 22,5 23,5 21,5<br />

4.000 bis unter 5.000 € 8,1 8,3 8,3 8,2<br />

5.000 bis unter 7.500 € 5,6 6,0 6,7 5,9<br />

7.500 bis unter 10.000 € 0,8 1,3 1,5 1,1<br />

10.000 € und mehr 0,9 0,8 1,4 0,9<br />

Quelle: BayLfStaD; Mikrozensus 2006<br />

Von Bedeutung für die familiale E<strong>in</strong>kommenssituation<br />

ist auch, dass Mütter von drei o<strong>der</strong> mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu<br />

e<strong>in</strong>em relativ großen Anteil (48,3 %) nicht erwerbstätig<br />

s<strong>in</strong>d (vgl. Darstellung 6.4), so dass ihr Beitrag zum<br />

Haushaltse<strong>in</strong>kommen ausfällt. K<strong>in</strong><strong>der</strong>reiche Mütter<br />

s<strong>in</strong>d zudem häufiger nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang beschäftigt<br />

und erzielen daher ger<strong>in</strong>gere E<strong>in</strong>künfte.<br />

Etwas erhöht ist auch die Zahl <strong>der</strong> Familien, <strong>in</strong> denen<br />

beide Eltern ke<strong>in</strong>er Erwerbstätigkeit nachgehen (4,4 %).<br />

Mit <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>in</strong> 44,8 Prozent <strong>der</strong> großen<br />

Familien <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Alle<strong>in</strong>ernährer ist (vgl. Darstellung<br />

6.5), geht e<strong>in</strong>her, dass häufiger e<strong>in</strong>e traditionelle<br />

Aufgabenteilung zwischen den Eltern vorherrscht.<br />

Dies steht vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong><br />

Frauen sich frühzeitig auf die längerfristige Übernahme<br />

<strong>der</strong> Mutter- und Hausfrauenrolle e<strong>in</strong>gestellt hat.<br />

Die teils begrenzten materiellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

schlagen sich auch im verfügbaren Wohnraum nie<strong>der</strong>,<br />

so dass im Durchschnitt die verfügbare Wohnfläche<br />

mit jedem zusätzlichen Familienmitglied abnimmt.<br />

Beson<strong>der</strong>s groß wird die Differenz zu den kle<strong>in</strong>eren<br />

Familien ab dem vierten K<strong>in</strong>d und wie<strong>der</strong>um für<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>reiche Alle<strong>in</strong>erziehende (vgl. Eggen/Rupp 2006).<br />

6.5 Gewalt <strong>in</strong> Familien/im <strong>sozialen</strong><br />

Nahraum<br />

Gewalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie ist e<strong>in</strong> Thema, das erst <strong>in</strong><br />

jüngerer Zeit e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> familienpolitischen und<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Debatte gefunden hat und zunehmend<br />

von <strong>der</strong> Tabuisierung befreit wurde. Dennoch ist<br />

es für Betroffene ke<strong>in</strong>eswegs leicht o<strong>der</strong> gar selbstverständlich,<br />

sich nach außen zu wenden und für ihr Recht<br />

auf körperliche und seelische Unversehrtheit e<strong>in</strong>zutreten.<br />

Hohe Hürden stehen dem im Wege, wie z. B.<br />

Scham, Schuldgefühle, Angst, Abhängigkeiten, das<br />

Bestreben, die Familie zusammen zu halten, o<strong>der</strong> auch<br />

die emotionale B<strong>in</strong>dung an den Partner bzw. die<br />

Partner<strong>in</strong>. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wird verständlich,<br />

dass wir wenig über das tatsächliche Ausmaß von<br />

Gewaltbetroffenheit im <strong>sozialen</strong> Nahraum wissen und<br />

diesbezüglich e<strong>in</strong> großes Dunkelfeld besteht.<br />

In <strong>der</strong> Bundesrepublik gibt es e<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Studie über Gewalterfahrungen von erwachsenen<br />

Frauen. Hierbei wurden mehr als 10.000 Frauen zufällig<br />

ausgewählt und befragt. Fast jede Vierte berichtete<br />

über Gewalterfahrung, die sie nach ihrem 16. Geburtstag<br />

erlebte. Darunter f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e breite Palette von<br />

Übergriffen – die physischen reichen von wütendem<br />

482

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!