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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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Der Niedriglohnsektor erstreckt sich außerdem nicht<br />

flächendeckend über alle Branchen und Berufsgruppen<br />

gleichermaßen. Hier reicht die Spanne <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2006<br />

von 1,6 Prozent <strong>in</strong> <strong>der</strong> Energie- und Wasserversorgung<br />

bis zu 64,4 Prozent im Gastgewerbe. Ebenso zeigen die<br />

Niedriglohnanteile nach Berufsbereichen deutlich, <strong>in</strong><br />

welchen Berufen beson<strong>der</strong>s häufig für e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen<br />

Lohn gearbeitet wird. Darunter stechen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> wie <strong>in</strong><br />

West- und Deutschland beson<strong>der</strong>s folgende Berufsbereiche<br />

hervor: 10<br />

• Hilfsarbeiter<strong>in</strong>nen und Hilfsarbeiter sowie sonstige<br />

Arbeitskräfte (Volontäre sowie mithelfende Familienangehörige<br />

und Arbeitskräfte ohne genauere Tätigkeitsangabe)<br />

• Berufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Land-, Tier-, Forstwirtschaft und im<br />

Gartenbau<br />

• Textil- und Bekleidungsberufe sowie Le<strong>der</strong>herstellung<br />

• sonstige Dienstleistungsberufe (Körperpfleger<strong>in</strong>nen<br />

und Körperpfleger, Gästebetreuer<strong>in</strong>nen und Gästebetreuer,<br />

Hauswirtschaftliche Berufe und Re<strong>in</strong>igungskräfte)<br />

• Warenkaufleute (alle Arten von Verkäufer<strong>in</strong>nen und<br />

Verkäufern)<br />

• Ernährungsberufe (Bäcker<strong>in</strong>nen und Bäcker, Fleischer<strong>in</strong>nen<br />

und Fleischer, Köch<strong>in</strong>nen und Köche etc.)<br />

In allen genannten Berufsbereichen liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Beschäftigten unterhalb <strong>der</strong> Niedriglohngrenze bei über<br />

25 Prozent und damit deutlich über den an<strong>der</strong>en Berufsbereichen<br />

(vgl. Darstellung 2.44 im Anhang).<br />

Die genannten Berufsbereiche be<strong>in</strong>halten Berufsgruppen,<br />

<strong>in</strong> denen traditionell Frauen stark vertreten s<strong>in</strong>d,<br />

wie sonstige Dienstleistungsberufe, Warenkaufleute,<br />

Sozial- und Erziehungsberufe. Aufgrund <strong>der</strong> Berufswahl<br />

von Frauen, den Verdienstmöglichkeiten <strong>in</strong> diesen Berufen<br />

und <strong>der</strong> mit beidem zusammenhängenden vertikalen<br />

und horizontalen Segregation (vgl. die Beschreibung<br />

<strong>in</strong> Abschnitt 14.2.1) sowie dem immer noch überwiegend<br />

traditionellen Rollenverhältnis und <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung,<br />

s<strong>in</strong>d die (Karriere-)Chancen von Frauen am<br />

Arbeitsmarkt weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkt – und dies bei e<strong>in</strong>em<br />

steigenden S<strong>in</strong>gleanteil (vgl. Abschnitt 6.1 und 14.2).<br />

Daraus wurden fünf Gruppen gebildet, <strong>der</strong>en Häufigkeit<br />

wie<strong>der</strong>um durch den Anteil an allen Haushalten mit<br />

e<strong>in</strong>em Niedriglohn veranschaulicht wird. Es zeigt sich,<br />

dass für 54,7 Prozent <strong>der</strong> bayerischen Haushalte mit<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Niedriglohnbezieher <strong>der</strong> Niedriglohn<br />

weniger als 40 Prozent des gesamten Haushaltse<strong>in</strong>kommens<br />

aus Erwerbstätigkeit ausmacht. Allerd<strong>in</strong>gs macht<br />

er für 29,7 Prozent auch 80 bis zu 100 Prozent des<br />

Haushaltse<strong>in</strong>kommens aus Erwerbstätigkeit aus. In<br />

Westdeutschland ist dieser Anteil mit 35,6 Prozent<br />

nochmals deutlich höher. An dieser Stelle kann lei<strong>der</strong><br />

ke<strong>in</strong>e weitere Differenzierung anhand <strong>der</strong> Daten erfolgen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs zeigen die Ergebnisse, dass Niedriglohn<br />

ke<strong>in</strong>eswegs nur e<strong>in</strong>en „kle<strong>in</strong>en“ Zusatzverdienst<br />

für die Haushalte darstellt (vgl. Darstellung 2.14).<br />

Darstellung 2.14: Bedeutung des Niedriglohns aus unselbstständiger<br />

Tätigkeit für das Haushaltsbruttoe<strong>in</strong>kommen aus Erwerbstätigkeit <strong>in</strong><br />

BY und WD 2003 (unabhängig von <strong>der</strong> HH-Größe und <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

ET im HH; Prozent)<br />

Anteil des Niedriglohns am monatlichen<br />

HH-Bruttoe<strong>in</strong>kommen aus ET<br />

Anteile an allen HH<br />

mit Niedriglohnanteil<br />

unter 20% 34,7 25,3<br />

20 bis unter 40% 20,0 18,2<br />

40 bis unter 60% 10,9 14,1<br />

60 bis unter 80% 4,7 6,8<br />

80 bis 100% 29,7 35,6<br />

Gesamt 100,0 100,0<br />

Leseh<strong>in</strong>weis: Für 29,7 Prozent <strong>der</strong> bayerischen Haushalte mit m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>er Niedriglohnbezieher<strong>in</strong> bzw. e<strong>in</strong>em Niedriglohnbezieher<br />

entspricht dieser Lohn zu 80 bis 100 Prozent dem gesamten E<strong>in</strong>kommen<br />

aus Erwerbstätigkeit des Haushalts.<br />

BY<br />

Quelle: BayLfStaD; eigene Berechnung nach EVS 2003<br />

WD<br />

Um die Bedeutung, die den Niedriglöhnen <strong>in</strong> den<br />

bayerischen und westdeutschen Haushalten bereits<br />

2003 zukam, zu demonstrieren, wurde anhand <strong>der</strong> Berechnungen<br />

zum Niedriglohnsektor mit <strong>der</strong> EVS 2003<br />

(vgl. Abschnitt 14.2) <strong>der</strong> Anteil des Niedriglohns am<br />

Haushaltse<strong>in</strong>kommen aus Erwerbstätigkeit errechnet. 11<br />

10<br />

Zu bedenken ist dabei die Streuung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Berufsbereiche. Die Angaben beziehen sich immer auf alle Berufe im jeweiligen Berufsbereich.<br />

11<br />

Das BA-Beschäftigtenpanel enthält ke<strong>in</strong>e haushaltsbezogenen Daten, weshalb diese Berechnung nur auf Basis <strong>der</strong> EVS erfolgen konnte.<br />

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