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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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SITUATIONSANALYSE: 14. Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

2006 lag nach Berechnungen auf Basis des SOEP <strong>der</strong> Verdienst<br />

von Frauen <strong>in</strong> Deutschland nur bei 82 Prozent gegenüber<br />

dem <strong>der</strong> Männer (vgl. Busch/Holst 2008: 187).<br />

Diese Unterschiede lassen sich zum e<strong>in</strong>en über e<strong>in</strong>e<br />

„horizontale Segregation“ begründen, beispielsweise<br />

arbeiten Frauen häufiger als Männer <strong>in</strong> Branchen und<br />

Berufen sowie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Betrieben, <strong>in</strong> denen ger<strong>in</strong>ger<br />

verdient wird. Zum an<strong>der</strong>en führt e<strong>in</strong>e „vertikale o<strong>der</strong><br />

hierarchische Segregation“ – Frauen arbeiten beispielsweise<br />

seltener <strong>in</strong> Führungspositionen – ebenfalls zu diesen<br />

Unterschieden. Letztendlich ist aber auch das sehr häufig<br />

immer noch traditionelle Rollenverständnis für diese Unterschiede<br />

mit verantwortlich, welches auch dazu führt,<br />

dass Frauen viel häufiger Teilzeitbeschäftigungen o<strong>der</strong><br />

überhaupt Tätigkeiten annehmen, die mit ger<strong>in</strong>gerer Entlohnung<br />

verbunden s<strong>in</strong>d, um Familie und Erwerbstätigkeit<br />

besser vere<strong>in</strong>baren zu können. Dies führt weiterh<strong>in</strong> dazu,<br />

dass die Chancen des beruflichen Aufstiegs und <strong>der</strong> Erzielung<br />

e<strong>in</strong>es besseren Verdienstes ger<strong>in</strong>ger ausfallen<br />

(vgl. Busch/Holst 2008: 190).<br />

Die E<strong>in</strong>kommensunterschiede zwischen Frauen und Männern<br />

schlagen sich im Übrigen aufgrund <strong>der</strong> Konstruktion<br />

des Elterngeldes als Entgeltersatzleistung entsprechend<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe des bewilligten Elterngeldes<br />

nie<strong>der</strong>: Während Mütter fast nie den Höchstbetrag von<br />

1.800 Euro erhalten, beziehen 11,2 Prozent <strong>der</strong> Väter<br />

den Höchstsatz (vgl. Abschnitt 6.2.6).<br />

All dies hat – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Zusammenwirken mit<br />

den Auswirkungen e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung auf die<br />

Alterssicherung – auch künftig Auswirkungen auf die<br />

E<strong>in</strong>kommenssituation von Frauen, Männern und <strong>der</strong>en<br />

Familien und wird auch zukünftig zu e<strong>in</strong>em erhöhten<br />

Armutsrisiko von Frauen im Alter führen, zum<strong>in</strong>dest,<br />

sobald <strong>der</strong> Ehepartner verstirbt. „Armut trotz Arbeit ist<br />

<strong>in</strong> Deutschland zu e<strong>in</strong>er Realität geworden und betrifft<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Frauen“ (Klenner 2007), soweit sie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Haushalt ohne weitere E<strong>in</strong>kommen leben. Der<br />

Anteil von Frauen, die zu Niedriglöhnen arbeiten, lag <strong>in</strong><br />

Deutschland laut IAT Report 2004 bei 29,6 Prozent (Männer:<br />

12,6 %) (vgl. We<strong>in</strong>kopf/Kal<strong>in</strong>a 2006) und hat 2006<br />

– sowohl für Frauen (30,5 %) als auch für Männer (14,2 %)<br />

– sogar noch weiter zugenommen (vgl. We<strong>in</strong>kopf/Kal<strong>in</strong>a<br />

2008). Des Weiteren s<strong>in</strong>d auch Frauen aufgrund <strong>der</strong> gewählten<br />

Berufe und <strong>der</strong> durch die K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung oftmals<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Flexibilität stärker vom mehrjährigen<br />

Verbleib im Niedriglohnsektor betroffen als Männer;<br />

die Aufstiegschancen von Ger<strong>in</strong>gverdienern s<strong>in</strong>d<br />

deshalb bei Männern etwas höher als bei Frauen (vgl.<br />

Schank u. a. 2008).<br />

Auch die Situation bei den E<strong>in</strong>kommen aus <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Rentenversicherung (GRV) ist für Frauen und Männer<br />

sehr unterschiedlich 5 (vgl. Darstellung 14.3), was<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht mit dem Wohlstand von Frauen und<br />

Männern im Alter gleichzusetzen ist, da viele Haushalte<br />

(aber nicht unbed<strong>in</strong>gt die e<strong>in</strong>kommensschwächsten)<br />

über mehrere Alterse<strong>in</strong>künfte verfügen. Die nom<strong>in</strong>alen<br />

Zahlbeträge (und damit ohne Berücksichtigung e<strong>in</strong>er<br />

realen Entwertung <strong>der</strong> Rentenzahlbeträge durch die Inflation)<br />

<strong>der</strong> neuen Versichertenrenten verzeichnen etwa<br />

seit 2000 für Frauen und Männer <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> Rückgänge,<br />

wobei die Zahlbeträge für Männer im Vergleich zu den<br />

Frauen aber deutlich höher liegen und zugleich wesentlich<br />

stärker abfielen: Während 2006 bei Frauen die Zahlbeträge<br />

neuer Versichertenrenten im Durchschnitt bei<br />

455,04 Euro lagen (2003: 458,76 €) und gegenüber 2003<br />

nur um drei Euro <strong>zur</strong>ückg<strong>in</strong>gen, lagen sie bei Männern<br />

2006 bei 822,22 Euro (2003: 871,94 €, also e<strong>in</strong> Rückgang<br />

um fast 50 Euro), d. h. Männer wurden von den Verän<strong>der</strong>ungen<br />

deutlich mehr belastet als Frauen. Bereits<br />

die nom<strong>in</strong>alen E<strong>in</strong>kommen aus <strong>der</strong> GRV für neue Versichertenrenten<br />

entwickeln sich also deutlich negativ.<br />

Die Darstellungen 14.20 und 14.21 im Anhang zeigen<br />

sowohl für Frauen als auch für Männer regionale Unterschiede,<br />

vorrangig zwischen Verdichtungs- und eher<br />

ländlichen Räumen.<br />

5 <br />

Nach den Zahlen für 2007 s<strong>in</strong>d die Zahlbeträge <strong>der</strong> neuen Versichertenrenten im Jahr 2007 bei den Renten wegen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Erwerbsfähigkeit <strong>in</strong> Ost und West<br />

(weitere Regionalisierungen lagen zum Redaktionszeitpunkt noch nicht vor) bei Frauen und Männern weiter und sogar stärker als <strong>in</strong> den Vorjahren gesunken. Die<br />

vorzeitigen Altersrenten stagnierten von 2006 auf 2007, während bei den Regelaltersrenten (Frauen und Männer) bundesweit e<strong>in</strong> Zuwachs von 408 auf 479 Euro zu<br />

verzeichnen war (+17,5 %; vgl. Reimann 2008, Grafik 11). In Westdeutschland ist <strong>der</strong> Zahlbetrag <strong>der</strong> neuen Versichertenrenten <strong>in</strong>sgesamt (mit Auslandsrenten) von<br />

2006 auf 2007 von 434 auf 455 Euro (Frauen) bzw. von 790 auf 830 Euro (Männer) gestiegen. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf die Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für das Rentenzugangsgeschehen und e<strong>in</strong>en demografischen Effekt <strong>zur</strong>ückzuführen (unterschiedlich stark besetzte Altersjahrgänge <strong>in</strong> den<br />

Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsjahrgängen (vgl. Reimann 2008)). Die Deutsche Rentenversicherung Bund schätzt diese zyklischen Son<strong>der</strong>effekte als „nicht<br />

dauerhaft“ e<strong>in</strong> (ebenda: 23f.). Das dürfte <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nicht an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>.<br />

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