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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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SITUATIONSANALYSE: 2. Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e wesentliche Entwicklung am Arbeitsmarkt ist<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em steigenden Anteil <strong>der</strong> beschäftigten Leistungsbezieher,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> „Aufstocker“ (ergänzen<strong>der</strong><br />

Leistungsbezug) zu sehen (vgl. dazu auch Bruckmeier/<br />

Graf/Rudolph 2007). Mit dem Begriff <strong>der</strong> beschäftigten<br />

Leistungsbezieher ist die Komb<strong>in</strong>ation von Erwerbse<strong>in</strong>kommen<br />

und dem zusätzlichen Leistungsbezug <strong>zur</strong><br />

Grundsicherung, um das soziokulturelle Existenzm<strong>in</strong>imum<br />

zu erreichen, geme<strong>in</strong>t. Der Anteil <strong>der</strong> Aufstocker an<br />

allen erwerbsfähigen Hilfebedürftigen lag <strong>in</strong> Deutschland<br />

im Juni 2007 bei 23 Prozent, <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> bei 24,4<br />

Prozent, wobei sich die absoluten Zahlen <strong>der</strong> Aufstocker<br />

<strong>in</strong> Deutschland auf 1,224 Millionen und <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> auf<br />

94.131 beliefen. Von diesen erzielen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 50 Prozent<br />

e<strong>in</strong> Bruttoe<strong>in</strong>kommen unter 400 Euro, 20 Prozent<br />

zwischen 400 und 800 Euro und 30 Prozent über 800<br />

Euro. Zum e<strong>in</strong>en fallen <strong>in</strong> diese Gruppe Arbeitsstellen für<br />

Niedrigqualifizierte, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>kommen unter dem<br />

Existenzm<strong>in</strong>imum liegen, sowie Leistungsbezieher, die<br />

ihre Sozialleistungen durch ger<strong>in</strong>gfügiges Erwerbse<strong>in</strong>kommen<br />

ergänzen. Zusätzlich bee<strong>in</strong>flussen die<br />

Tendenzen h<strong>in</strong> zu immer weniger Vollzeitstellen und<br />

„flexibleren“ Arbeitse<strong>in</strong>kommen den Arbeitsmarkt, so<br />

dass immer mehr Erwerbstätige die „Aufstockung“<br />

benötigen. In Darstellung 2.35 ist die Aufteilung dieser<br />

Gruppe nach verschiedenen Merkmalen abgebildet.<br />

Darstellung 2.35: Anteil <strong>der</strong> beschäftigten Leistungsbezieher nach Erwerbsumfang, Geschlecht, Alter und Nationalität <strong>in</strong> BY, WD, D und BW<br />

2007 (30.06.; Prozent)<br />

SvB<br />

Vollzeit Teilzeit Frauen<br />

unter<br />

25-Jährige Auslän<strong>der</strong> Frauen<br />

ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte<br />

unter<br />

25-Jährige<br />

Auslän<strong>der</strong><br />

BY 70,4 29,5 51,3 15,7 23,0 64,0 8,9 21,1<br />

WD 67,7 32,3 51,0 14,8 21,8 58,1 9,6 20,2<br />

D 70,8 29,1 50,0 15,9 15,2 57,6 9,3 15,9<br />

BW 67,6 32,4 53,6 13,9 28,7 61,9 10,0 28,7<br />

Quelle: Statistik <strong>der</strong> BA 2008; eigene Berechnung<br />

2.4 Potentiale am Arbeitsmarkt – Stille<br />

Reserve und offene Stellen<br />

2.4.1 Stille Reserve und verdeckte<br />

Unterbeschäftigung<br />

Um e<strong>in</strong> vollständiges Bild des Arbeitsmarktes und <strong>der</strong><br />

Unterbeschäftigung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> geben zu können, muss<br />

selbstverständlich auch die „Stille Reserve“ betrachtet<br />

werden (vgl. Fuchs u. a. 2005). Neben <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

registrierten Arbeitslosen s<strong>in</strong>d damit auch jene Personen<br />

zu betrachten, die grundsätzlich erwerbsbereit<br />

o<strong>der</strong> sogar Arbeit suchend s<strong>in</strong>d, aber aufgrund schlechter<br />

Aussichten am Arbeitsmarkt o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Gründe<br />

nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> offiziellen Statistik auftauchen, d. h. bei den<br />

Agenturen für Arbeit nicht als arbeitslos registriert s<strong>in</strong>d.<br />

Hierzu gehören die so genannten „discouraged workers“<br />

(oftmals Frauen), die sich als „verdeckte Arbeitslose“ vom<br />

Arbeitsmarkt <strong>zur</strong>ückziehen. Ebenso gehören Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen, Personen im (unfreiwilligen) Vorruhestand,<br />

Rentner<strong>in</strong>nen und Rentner „aus Arbeitsmarktgründen“<br />

o<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sowie Student<strong>in</strong>nen und<br />

Studenten, die „<strong>in</strong> Warteschleifen“ auf bessere Arbeitsmarktchancen<br />

warten, <strong>zur</strong> Stillen Reserve. 17 Die Messung<br />

dieser verdeckten Unterbeschäftigung ist schwierig. Das<br />

IAB legt regelmäßig regressionsanalytische Schätzungen<br />

<strong>der</strong> Stillen Reserve für Westdeutschland vor. 18<br />

Auf dieser Grundlage wurden 2007 im Jahresdurchschnitt<br />

ca. 976.000 Personen <strong>in</strong> Westdeutschland <strong>zur</strong> Stillen<br />

Reserve gezählt (D: 1,377 Millionen), was mehr als e<strong>in</strong>em<br />

Viertel <strong>der</strong> gesamten Unterbeschäftigung (Stille Reserve<br />

und Arbeitslosigkeit) entspricht (vgl. Bach u. a. 2008).<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell ist zu sagen, dass <strong>in</strong> konjunkturell schlechten<br />

Zeiten die Stille Reserve höher e<strong>in</strong>zuschätzen ist als <strong>in</strong><br />

besseren (vgl. OECD 2001). Meist s<strong>in</strong>d mehr Frauen als<br />

Männer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillen Reserve vorzuf<strong>in</strong>den, diese Werte<br />

nähern sich aber zunehmend an (vgl. Fuchs/Weber 2007).<br />

17<br />

Auch damit ist die tatsächliche Unterbeschäftigung nicht vollständig erfasst – so z. B. Teilzeitbeschäftigte, die eigentlich länger arbeiten möchten (vgl. auch<br />

Abschnitt 14.3.1).<br />

18<br />

Auf Bundeslän<strong>der</strong>ebene gibt es wegen Schwierigkeiten im Messkonzept ke<strong>in</strong>e Zahlen des IAB hierzu. Auch s<strong>in</strong>d frühere Annäherungen auf Bundeslän<strong>der</strong>ebene<br />

(vgl. z. B. für Sachsen W<strong>in</strong>kelvoss 2003) mit dem Mikrozensus aufgrund <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>zur</strong> Erfassung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit im Rahmen <strong>der</strong><br />

Gesetze <strong>zur</strong> Reform des Arbeitsmarktes zwischen 2003 und 2005 problematisch.<br />

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