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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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SITUATIONSANALYSE: 14. Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

14.3.1 Familie<br />

Bereits <strong>in</strong> Kapitel 2 wurde dargestellt, dass die Erwerbstätigkeit<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>der</strong> wichtigste Schlüssel zu<br />

E<strong>in</strong>kommen, sozialer Sicherung und materieller Teilhabe<br />

an <strong>der</strong> Gesellschaft ist, während eigene K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung<br />

und Familientätigkeit nach wie vor den meisten<br />

Männern weitgehend verschlossen bleibt. Für die<br />

Freiheit <strong>zur</strong> Wahl e<strong>in</strong>es persönlichen Lebenskonzeptes<br />

und die ökonomische Situation von Familien ist es daher<br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung, welche Rollenmuster<br />

gesellschaftlich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>reichend abgesichert<br />

werden und welche Rollenverteilung und Erwerbskonstellation<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie realisiert werden können.<br />

Dies wird meist dah<strong>in</strong>gehend diskutiert, <strong>in</strong>wieweit<br />

es Frauen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gel<strong>in</strong>gt, Familie und Erwerbstätigkeit<br />

zu vere<strong>in</strong>baren (vgl. auch Kapitel 6). Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist kaum die Rede davon, ob es Männern gel<strong>in</strong>gt, beides<br />

zu vere<strong>in</strong>baren: Gleichstellung bedeutet, dass es beiden<br />

Geschlechtern möglich se<strong>in</strong> muss, Familie und Erwerbstätigkeit<br />

zu verb<strong>in</strong>den.<br />

Aus <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gangs zitierten Studie von Berl<strong>in</strong>polis zum<br />

Bundeslän<strong>der</strong>rank<strong>in</strong>g im Gleichstellungsbereich seien<br />

hier folgende weitere Indikatoren erwähnt: Zum Prozentanteil<br />

<strong>der</strong> unter 3-Jährigen <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesbetreuung<br />

wird e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> seit dem Jahr 2000<br />

um 1,1 Prozent auf 4,6 Prozent genannt. Damit g<strong>in</strong>g für<br />

<strong>Bayern</strong> im Län<strong>der</strong>vergleich von 2006 e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

von Rang 13 auf Rang 12 e<strong>in</strong>her. <strong>Bayern</strong> wies <strong>der</strong><br />

Studie von 2006 zufolge e<strong>in</strong>e Platz-K<strong>in</strong>d-Relation für<br />

die Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren von 2,1<br />

(0,7 mehr als im Jahr 2000) auf. Trotzdem rangierte <strong>der</strong><br />

Freistaat im Indikatorenrank<strong>in</strong>g damit nur mehr auf Position<br />

15 gegenüber Rang 14 im Län<strong>der</strong>vergleich von<br />

2000. Die Inanspruchnahme professioneller Betreuung<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren stieg zwischen 1998 und<br />

2003 <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> um 3,7 Prozent auf 46,8 Prozent (1998:<br />

43,1 %) <strong>der</strong> Haushalte an 8 und verdeutlicht die hohe<br />

Nachfrage nach professionellen Betreuungsangeboten<br />

<strong>in</strong> dieser Altersgruppe, wobei es gerade <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

schwierig ist, aus <strong>der</strong>artigen Versorgungsquoten<br />

auf e<strong>in</strong>e (un-)befriedigte Nachfrage zu schließen.<br />

Die wichtigsten Befunde <strong>zur</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

und Erwerbstätigkeit bzw. die Integration von Frauen<br />

bzw. Müttern <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt aus Kapitel 6 waren:<br />

• Mütter mit m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wiesen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

mit e<strong>in</strong>er Erwerbstätigenquote von 63,4 Prozent im<br />

Jahr 2005 im Vergleich zum früheren Bundesgebiet<br />

(61,1 %) e<strong>in</strong>e leicht überdurchschnittlich aktive Erwerbsbeteiligung<br />

auf. Die Erwerbstätigenquoten <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> 25- bis 45-jährigen Frauen zeigen, dass<br />

die Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>losen Frauen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

deutlich über den entsprechenden Werten <strong>der</strong> Mütter<br />

liegt. Die Erwerbstätigenquoten von Müttern zwischen<br />

25 und 45 Jahren, die am meisten von <strong>der</strong><br />

Aufgabe <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie und Erwerbstätigkeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d, g<strong>in</strong>gen nach e<strong>in</strong>em Anstieg<br />

seit 2002 wie<strong>der</strong> etwas <strong>zur</strong>ück. Die Erwerbsbeteiligung<br />

von Frauen ist umso niedriger, je jünger ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d und je mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong> sie haben. Dieser<br />

Zusammenhang gilt sowohl für Frauen, die mit ihrem<br />

(Ehe-)Partner zusammenleben, als auch für alle<strong>in</strong>erziehende<br />

Mütter. Das Vorhandense<strong>in</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im<br />

Haushalt „bestimmt somit die Erwerbstätigkeit von<br />

Frauen“ (Allmend<strong>in</strong>ger u. a. 2005: 21). Insbeson<strong>der</strong>e<br />

ab 25 Jahren s<strong>in</strong>kt die Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Frauen<br />

wegen <strong>der</strong> Familienphase, bei Männern ist dagegen<br />

aufgrund ihrer Familienernährerrolle eher e<strong>in</strong> Anstieg<br />

als e<strong>in</strong> Rückgang <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit festzustellen<br />

(ebenda: 21).<br />

• Insbeson<strong>der</strong>e die Gruppe <strong>der</strong> älteren Alle<strong>in</strong>erziehenden<br />

ist mit dem Problem <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Fa-<br />

milie und Erwerbstätigkeit konfrontiert, was sich u. a.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er überdurchschnittlich hohen Betroffenheit von<br />

Arbeitslosigkeit ausdrückt.<br />

• Das Alter und die Zahl <strong>der</strong> im Haushalt lebenden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> hat ebenfalls E<strong>in</strong>fluss auf die Frage, ob die<br />

Frau e<strong>in</strong>er Teilzeitbeschäftigung nachgeht. Je jünger<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und je mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Haushalt leben,<br />

desto höher ist die Teilzeitquote <strong>der</strong> erwerbstätigen<br />

Mütter. Die Teilzeitquote von Müttern mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />

beträgt <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 58,3 Prozent, mit e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen<br />

K<strong>in</strong>d 69,8 Prozent, die Quote bei Müttern von<br />

zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n liegt schon bei 81,5 Prozent. Entsprechend<br />

s<strong>in</strong>d „persönliche o<strong>der</strong> familiäre Verpflichtungen“<br />

mit über 86 Prozent <strong>der</strong> am häufigsten ge-<br />

nannte Grund für die Ausübung e<strong>in</strong>er Teilzeittätigkeit<br />

bei Müttern mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter 18 Jahren (vgl. Abschnitt<br />

6.2.1). Studien zeigen, dass – nach wie vor –<br />

neben dem Wunsch nach eigener K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die nicht ausreichende K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungs<strong>in</strong>frastruktur,<br />

gekoppelt mit <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Be-<br />

treuungs<strong>in</strong>tensität und sehr hohen Erwerbs<strong>in</strong>tensität<br />

<strong>der</strong> Väter, dazu führen, dass Frauen stark Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse<br />

nachfragen o<strong>der</strong> nicht<br />

8 <br />

Operationalisiert wurde dieser Indikator durch die Quote <strong>der</strong> Haushalte mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Alter von drei Jahren und weniger, die Ausgaben für K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

getätigt haben und <strong>in</strong>sofern professionelle Angebote <strong>in</strong> Anspruch genommen haben.<br />

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