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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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und Männern (BayGlG) im Öffentlichen Dienst. Die geschlechtersensible<br />

Sichtweise, die durch M<strong>in</strong>isterratsbeschlüsse<br />

vom 25.07.2002 und 01.10.2002 rechtlich verankert<br />

wurde, soll allgeme<strong>in</strong> die „tatsächliche Durchsetzung<br />

<strong>der</strong> Gleichberechtigung von Frauen und Männern<br />

und die Beseitigung bestehen<strong>der</strong> Nachteile“ unterstützen.<br />

E<strong>in</strong>schränkend muss darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden,<br />

dass sich die bisherige explizite <strong>Bericht</strong>erstattung <strong>zur</strong><br />

Gleichstellungspolitik <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (vgl. StMAS 2006) auf<br />

den öffentlichen Bereich bezieht. Mit an<strong>der</strong>en <strong>Bericht</strong>en,<br />

wie den Familienreports des ifb, den <strong>Bericht</strong>en des StMAS<br />

o<strong>der</strong> den jährlichen <strong>Bericht</strong>en zum Bayerischen Betriebspanel<br />

werden weitere gleichstellungsrelevante Befunde<br />

erarbeitet, diese s<strong>in</strong>d aber nicht gebündelt. Für dieses<br />

Kapitel wurden deshalb nicht nur wichtige Ergebnisse<br />

aus den vorangegangen Kapiteln aufgegriffen, son<strong>der</strong>n<br />

durch e<strong>in</strong>ige statistische Analysen relevanter Datensätze<br />

(z. B. INQA 2004; DGB-Index 2007) ergänzt, da aus die -<br />

sen Quellen weitere wichtige Informationen <strong>zur</strong> Situation<br />

<strong>der</strong> Gleichstellung von Frauen und Männern erlangt<br />

werden können. Der Aufbau des Kapitels orientiert sich<br />

im Wesentlichen am Aufbau des Sozialberichts selbst.<br />

E<strong>in</strong>kommen und Erwerbstätigkeit sowie Bildung werden<br />

im Glie<strong>der</strong>ungspunkt „Teilhabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt“<br />

behandelt. Im Glie<strong>der</strong>ungspunkt „Nichtberufliche Teilhabe“<br />

werden auch die Themen Gesundheit, Wohnen<br />

und Krim<strong>in</strong>alität bezüglich wesentlicher Ergebnisse <strong>zur</strong><br />

Gleichstellung von Frauen und Männern aufgegriffen.<br />

Die Gleichstellungsproblematik <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Lebensbereichen und <strong>sozialen</strong> Gruppen – das muss vorab<br />

betont werden – weist natürlich große Unterschiede<br />

auf und betrifft grundsätzlich sowohl Frauen als auch<br />

Männer. So s<strong>in</strong>d etwa k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Frauen relativ gut im<br />

Erwerbsleben <strong>in</strong>tegriert, an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d vollerwerbstätige<br />

Männer oftmals wenig <strong>in</strong> das Familienleben e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Frauen mit e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> mehreren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im<br />

betreuungs<strong>in</strong>tensiven Alter haben dagegen e<strong>in</strong>e deutlich<br />

ger<strong>in</strong>gere Erwerbsbeteiligung; Männer s<strong>in</strong>d dann<br />

als Haupternährer weitgehend alle<strong>in</strong>verantwortlich für<br />

das wirtschaftliche Auskommen <strong>der</strong> Familie – womit die<br />

Frage aufgeworfen ist, ob das „männliche Ernährermodell“<br />

noch für alle funktioniert. Da Bildung, Ausbildung,<br />

Erwerbstätigkeit, E<strong>in</strong>kommen des Haushalts und Familientätigkeit<br />

wesentliche Merkmale für Teilhabechancen<br />

s<strong>in</strong>d, wird auf diese Themenbereiche <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />

e<strong>in</strong> Schwerpunkt gelegt.<br />

14.2 Teilhabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

14.2.1 E<strong>in</strong>kommen<br />

Die Verwendung verschiedenster Datensätze <strong>zur</strong> Analyse<br />

<strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Erwerbse<strong>in</strong>kommen<br />

führt zu e<strong>in</strong>em stabil vergleichbaren Ergebnis: Frauen<br />

verdienen bei gleicher Arbeitszeit durchschnittlich rund<br />

e<strong>in</strong> Fünftel weniger als Männer 3 (vgl. z. B. Busch/Holst<br />

2008; European Foundation for the Improvement of<br />

Liv<strong>in</strong>g and Work<strong>in</strong>g Conditions 2006; Böckler-Impuls<br />

2008). Aktuelle Vergleiche auf europäischer Ebene<br />

weisen für Deutschland mit e<strong>in</strong>er Geschlechterdifferenz<br />

bei den Bruttostundenlöhnen von 22 Prozent (gleichauf<br />

mit <strong>der</strong> Slowakei und nur noch übertroffen von Zypern<br />

(24 %) und Estland (25 %) ) e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s hohes Missverhältnis<br />

auf (vgl. BMFSFJ 2008a: 11). Differenzierte Analysen<br />

zeigen, dass etwas mehr als e<strong>in</strong> Drittel des Lohndifferentials<br />

auf geschlechtsspezifische Unterschiede <strong>in</strong><br />

beobachtbaren <strong>in</strong>dividuellen und beruflichen Charakteristika<br />

<strong>der</strong> Person <strong>zur</strong>ückzuführen ist. Der Rest des so genannten<br />

„gen<strong>der</strong> pay gap“ beruht auf „nicht beobachteten<br />

Faktoren, wie <strong>in</strong>stitutionellen und kulturellen E<strong>in</strong>flüssen,<br />

die sich auch <strong>in</strong> diskrim<strong>in</strong>ierend wirkenden<br />

Mechanismen auf dem Arbeitsmarkt nie<strong>der</strong>schlagen<br />

können“ (Busch/Holst 2008: 184, 190).<br />

Im e<strong>in</strong>leitenden Kapitel dieses Sozialberichts wurde das<br />

vergleichsweise höhere Armutsrisiko alle<strong>in</strong>leben<strong>der</strong> Frauen<br />

dargestellt, welches sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus dem hohen<br />

Anteil alle<strong>in</strong>leben<strong>der</strong> Frauen im Rentenalter ergibt.<br />

Letztendlich resultiert diese Situation vor allem aber auch<br />

aus vorheriger Nichterwerbstätigkeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschränkter<br />

Beschäftigung und dem damit erzielten E<strong>in</strong>kommen.<br />

Trotz steigen<strong>der</strong> Frauenerwerbstätigkeit und steigen<strong>der</strong><br />

formaler Bildung ist weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> deutlicher Unterschied<br />

<strong>in</strong> den Verdiensten zwischen Frauen und Männern<br />

festzustellen. Außerdem ist bemerkenswert, dass<br />

<strong>der</strong> geschlechtsbed<strong>in</strong>gte Gehaltsunterschied mit steigendem<br />

Lebensalter wächst (Erwerbstätigkeit nach<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehungsphase entspricht oft nicht mehr <strong>der</strong><br />

formalen Ausbildung; es handelt sich um e<strong>in</strong>e Erwerbsphase,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufserfahrung zunehmend zum Tragen<br />

kommt und zudem e<strong>in</strong>e gesteigerte zeitliche Flexibilität<br />

erwartet wird). Beträgt <strong>der</strong> Unterschied im Alter bis zu<br />

24 Jahren noch 7,8 Prozent, s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersgruppe<br />

zwischen 25 und 34 Jahren schon 17,8 Prozent und zwischen<br />

35 und 55 Jahren 22,2 Prozent. In <strong>der</strong> Alterskohorte<br />

3 <br />

Bei <strong>der</strong> Analyse des DIW wurden die Verdienstunterschiede zwischen abhängig beschäftigten Frauen und Männern ab 18 Jahren verglichen (Angestellte, Arbeiter/<br />

<strong>in</strong>nen, Beamte/<strong>in</strong>nen). Merkmale wie Alter, Bildung(sjahre), Betriebszugehörigkeitsdauer, Arbeitszeit, Branchen und Berufsfel<strong>der</strong> sowie Familienstand wurden<br />

berücksichtigt (vgl. Busch/Holst 2008: 184ff.).<br />

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