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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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SITUATIONSANALYSE: 11. Integration von Menschen<br />

MIt Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

11.8 Subjektive Integration / gesellschaftliche<br />

Teilhabe<br />

Die Messung e<strong>in</strong>es objektiven Integrationsgrades ist e<strong>in</strong><br />

höchst komplexes Unterfangen, das bislang kaum befriedigend<br />

analysiert, geschweige denn gelöst wurde. In <strong>der</strong><br />

Regel wird dabei auf sozioökonomische Faktoren <strong>zur</strong>ückgegriffen<br />

und aus <strong>der</strong> Differenz <strong>zur</strong> Mehrheitsbevölkerung<br />

auf e<strong>in</strong>en nicht <strong>in</strong>tegrierten Anteil von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>zur</strong>ückgeschlossen. Manchmal werden<br />

auch weitere Indikatoren wie die Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Sprachbeherrschung o<strong>der</strong> ehrenamtliches Engagement<br />

herangezogen (vgl. Fritschi/Jann o. J.). Stets ergeben<br />

sich drei Schwierigkeiten: Erstens die e<strong>in</strong>zelnen Teil<strong>in</strong>dikatoren<br />

angemessen zu gewichten und zweitens das<br />

zw<strong>in</strong>gende Ergebnis, dass auch Personen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

nicht die Integrationsmaßstäbe erreichen.<br />

Drittens fehlt <strong>in</strong> aller Regel e<strong>in</strong> Vergleichsmaßstab, <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse erlaubt. Aus diesen Gründen<br />

wird hier nicht versucht, e<strong>in</strong> umfassendes Integrationsmaß<br />

zu entwickeln. Vielmehr sollen verschiedene e<strong>in</strong>zelne<br />

Untersuchungen auf Basis des SOEP nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

gestellt werden, die e<strong>in</strong>en gewissen Bezug zum Thema<br />

haben, ohne diese gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf<strong>zur</strong>echnen.<br />

In <strong>der</strong> Regel ergeben sich bei allen Auswertungen ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede zwischen <strong>Bayern</strong> und dem früheren Bundesgebiet.<br />

So ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Personen, die e<strong>in</strong>en Deut-<br />

schen als „persönlich wichtige Person“ 20 außerhalb des<br />

eigenen Haushalts angeben, identisch. In <strong>der</strong> ersten Zuwan<strong>der</strong>ergeneration<br />

s<strong>in</strong>d dies gut 50 Prozent, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

zweiten gut 70 Prozent. Ebenfalls ergeben sich ke<strong>in</strong>e systematischen<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>zur</strong><br />

Beherrschung <strong>der</strong> deutschen Sprache <strong>in</strong> Wort und Schrift.<br />

Rund 25 Prozent <strong>der</strong> ersten und 70 Prozent <strong>der</strong> zweiten<br />

Generation geben an, Deutsch sehr gut zu sprechen. Auch<br />

ke<strong>in</strong> Unterschied zeigt sich beim Anteil <strong>der</strong> Personen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die ausschließlich o<strong>der</strong> überwiegend<br />

Tageszeitungen aus ihrem Herkunftsland lesen.<br />

Dieser beträgt knapp 20 Prozent <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten und unter<br />

drei Prozent <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Generation. Der Anteil <strong>der</strong><br />

Personen, die angeben, aufgrund ihrer Herkunft häufig<br />

benachteiligt zu werden, ist auf niedrigem Niveau und<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> etwas niedriger als im früheren Bundesgebiet<br />

(6 zu 8%).<br />

Trotz dieser hohen Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Ergebnisse für<br />

<strong>Bayern</strong> und das frühere Bundesgebiet unterscheidet<br />

sich die subjektive Integration deutlich. Der Anteil <strong>der</strong><br />

Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die sich „voll und<br />

ganz“ als Deutsche fühlen, ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Generation<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> etwas höher, <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Generation allerd<strong>in</strong>gs<br />

weit höher (vgl. Darstellung 11.16). In <strong>der</strong> Umkehrung<br />

ist die Verbundenheit <strong>der</strong> Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

mit ihrem Heimatland <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ger<strong>in</strong>ger als<br />

im früheren Bundesgebiet <strong>in</strong>sgesamt.<br />

Darstellung 11.16: Subjektive Integration* von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> BY und WD 2003 (Prozent)<br />

BY<br />

WD<br />

Insgesamt 1. Generation 2. Generation Insgesamt 1. Generation 2. Generation<br />

Voll und ganz 33,0 27,7 60,7 24,8 22,1 39,4<br />

Überwiegend 19,8 19,1 23,6 23,6 23,5 24,5<br />

In mancher Beziehung 26,8 29,4 12,8 24,1 25,1 18,9<br />

Kaum 14,1 16,2 2,7 17,3 18,7 9,7<br />

Gar nicht 6,3 7,5 0,2 10,2 10,6 7,5<br />

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

* Frage: „Wie sehr fühlen Sie sich als Deutsche/r?“<br />

Quelle: SOEP 2003; eigene Berechnungen<br />

Wie sich diese höhere subjektive Integration <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> zweiten Generation <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> im Vergleich zum<br />

früheren Bundesgebiet entwickelt hat, bleibt unklar. Die<br />

<strong>in</strong> den vorhergehenden Kapiteln dargestellten sozioökonomischen<br />

Analysen zeigen e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> die Richtung<br />

e<strong>in</strong>er höheren wirtschaftlichen Integration, an<strong>der</strong>erseits<br />

s<strong>in</strong>d die Unterschiede nicht sehr groß. So s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>der</strong> Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund etwas<br />

höher (vgl. Darstellung 11.12), die Armutsrisikoquote etwas<br />

niedriger (vgl. Darstellung 11.13) und <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

20<br />

Die Frage lautet: „Nun e<strong>in</strong>e Frage zu Ihrem Bekannten- und Freundeskreis: Denken Sie bitte an drei Personen außerhalb Ihres Haushalts, die für Sie persönlich<br />

wichtig s<strong>in</strong>d. Es kann sich dabei sowohl um Verwandte als auch um Nicht-Verwandte handeln. Welche Nationalität o<strong>der</strong> Herkunft hat er o<strong>der</strong> sie?“<br />

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