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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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Neben <strong>der</strong> Säugl<strong>in</strong>gssterblichkeit stellen Unfälle im K<strong>in</strong>desalter<br />

e<strong>in</strong> großes Risiko dar. Für <strong>Bayern</strong> ergibt sich aus<br />

<strong>der</strong> amtlichen Todesursachenstatistik 2006 e<strong>in</strong>e Quote<br />

von 32 Prozent tödlicher Unfälle <strong>der</strong> gestorbenen K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

(1 bis unter 15 Jahre). In ihrer epidemiologischen Untersuchung<br />

zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>unfällen <strong>in</strong> Deutschland stellt Ellsäßer<br />

(2006: 423) seit 1990 e<strong>in</strong>en Rückgang <strong>der</strong> Unfallmortalität<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter 15 Jahren um rund 60 Prozent fest, <strong>der</strong><br />

sich für drei Altersklassen zeigt: im Säugl<strong>in</strong>gsalter, für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

von e<strong>in</strong>em bis unter fünf Jahren sowie für K<strong>in</strong><strong>der</strong> von<br />

fünf bis unter 15 Jahren. Dabei haben Säugl<strong>in</strong>ge und kle<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> das höchste Risiko, durch e<strong>in</strong>en Unfall zuhause<br />

o<strong>der</strong> im häuslichen Umfeld zu sterben (vgl. Darstellung<br />

7.16 im Anhang). Für Säugl<strong>in</strong>ge stellen Ersticken<br />

und Stürze (oft vom Wickeltisch) die größte Gefahr dar.<br />

Stürze verursachen zumeist Kopfverletzungen. In <strong>Bayern</strong><br />

traten <strong>in</strong> dieser Altersgruppe im Jahr 2005 2.125 Kopfverletzungen<br />

(77 %) bei <strong>in</strong>sgesamt 2.771 stationär behandelten<br />

Verletzungen auf (vgl. Bayerisches Landesamt<br />

für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2008: 5).<br />

Für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Ertr<strong>in</strong>ken und Ersticken die häufigsten<br />

Todesursachen. Mit dem Schulalter vergrößert sich<br />

<strong>der</strong> Bewegungsradius <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>in</strong>folge dessen s<strong>in</strong>d<br />

Unfälle im Straßenverkehr, zunächst als Fußgänger o<strong>der</strong><br />

PKW-Insasse, und ab etwa zehn Jahren Fahrradunfälle<br />

die häufigsten tödlichen Unfallursachen (vgl. Ellsäßer<br />

2006: 423).<br />

Dem kont<strong>in</strong>uierlichen Rückgang <strong>der</strong> tödlichen Unfälle<br />

steht allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Anstieg <strong>der</strong> schweren Verletzungen<br />

durch Unfälle im Säugl<strong>in</strong>gs- und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter gegenüber<br />

(vgl. Ellsäßer 2006: 424). Die Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

„Mehr Sicherheit für K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ weist für 2005 <strong>in</strong> ihren<br />

Basisdaten für Deutschland aus, dass 47 Prozent <strong>der</strong><br />

häuslichen Unfälle K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter sechs Jahren betreffen.<br />

Verkehrsunfälle mit und ohne Todesfolge nehmen jedoch<br />

<strong>in</strong> den Altersgruppen <strong>der</strong> unter 5- und 5- bis 15-<br />

Jährigen seit zehn Jahren kont<strong>in</strong>uierlich ab (vgl. Ellsäßer<br />

2006: 424). In diesen Altersgruppen zeigt sich e<strong>in</strong>e erste<br />

Häufung <strong>der</strong> Unfälle morgens zwischen 7 und 8 Uhr,<br />

wenn sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen auf dem Schulweg<br />

bef<strong>in</strong>den. Auch auf dem Weg nach Hause zwischen<br />

11 und 14 Uhr ereignen sich häufiger Unfälle. Am Nachmittag<br />

und frühen Abend zwischen 16 und 19 Uhr erreichen<br />

die Unfälle e<strong>in</strong>en dritten Tageshöhepunkt. Zu dieser<br />

Zeit f<strong>in</strong>den bei den meisten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

die Nachmittagsaktivitäten statt, die ebenfalls mit e<strong>in</strong>em<br />

erhöhten Unfallrisiko e<strong>in</strong>hergehen (vgl. Darstellung 7.17<br />

im Anhang).<br />

Darstellung 7.3 stellt die häufigsten Unfallorte <strong>der</strong> bayerischen<br />

Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> dar: Rund die Hälfte aller Unfälle<br />

ereignen sich zu Hause bzw. im privaten Umfeld,<br />

je<strong>der</strong> fünfte Unfall ereignet sich im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, je<strong>der</strong><br />

zehnte auf Spielplätzen bzw. beim Spielen im Freien sowie<br />

auf öffentlichen Verkehrswegen. Zwischen Mädchen und<br />

Jungen zeigen sich nur ger<strong>in</strong>ge Unterschiede, mit Ausnah<br />

me <strong>der</strong> häuslichen Unfälle, von welchen Jungen<br />

zu rund sieben Prozent häufiger betroffen s<strong>in</strong>d (vgl.<br />

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit<br />

2008: 5).<br />

Darstellung 7.3: K<strong>in</strong><strong>der</strong>unfälle* nach Geschlecht und Unfallort <strong>in</strong> BY,<br />

Schuljahre 2004/2005 und 2005/2006 (Prozent)<br />

Zuhause/privates Umfeld<br />

■ Jungen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

Öffentl. Spielplatz, im Freien<br />

Öffentl. Verkehrsweg<br />

Sportstätte<br />

Sonstiger Ort<br />

■ Mädchen<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

* Vorschulalter, Unfall <strong>in</strong> den letzten 12 Monaten.<br />

Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit<br />

2008<br />

Der Studie von Ellsäßer (2006: 426) zufolge gibt es Zusammenhänge<br />

zwischen niedrigem Sozialstatus bzw.<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und höherem Verletzungsrisiko<br />

e<strong>in</strong>erseits sowie dem Präventionsverhalten an<strong>der</strong>erseits<br />

(vgl. Ellsäßer 2006: 426). Im Straßenverkehr macht sich<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Tragen e<strong>in</strong>es Helmes beim Radfahren<br />

und Inl<strong>in</strong>eskaten bemerkbar: E<strong>in</strong> Helm wird eher von<br />

deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit höherem Sozialstatus 3 getragen<br />

als von Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit niedrigem<br />

Sozialstatus. Daher ergibt sich für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

4 bzw. niedrigem Sozialstatus e<strong>in</strong> höheres<br />

Verletzungsrisiko (vgl. Kahl u. a. 2007: 721).<br />

3<br />

Im Rahmen des K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendgesundheitssurveys, <strong>in</strong>nerhalb dessen die zitierte Studie entstanden ist, wird <strong>der</strong> soziale Status <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

mittels Angaben <strong>der</strong> Eltern zu ihrer Schulbildung, ihrer beruflichen Stellung und zum Haushaltsnettoe<strong>in</strong>kommen erfasst. Diese Informationen werden <strong>zur</strong> Konstruktion<br />

e<strong>in</strong>es mehrdimensionalen Status-Index genutzt (vgl. Lange u. a. 2007: 583).<br />

4<br />

Im Rahmen des K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendgesundheitssurveys, <strong>in</strong>nerhalb dessen diese Studie entstanden ist, wird <strong>der</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund folgen<strong>der</strong>maßen def<strong>in</strong>iert:<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d entwe<strong>der</strong> selbst aus e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Land zugewan<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> haben m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil, das nicht <strong>in</strong><br />

Deutschland geboren ist o<strong>der</strong> beide Eltern s<strong>in</strong>d zugewan<strong>der</strong>t bzw. nicht deutscher Staatsangehörigkeit (vgl. Lange u. a. 2007: 585).<br />

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