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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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SITUATIONSANALYSE: 1. E<strong>in</strong>kommens- und Vermögensverhältnisse,<br />

Armut und Reichtum<br />

Die sehr ungleiche Vermögensverteilung spiegelt sich<br />

auch im G<strong>in</strong>i-Koeffizienten wi<strong>der</strong>. Da das Berechnungsproce<strong>der</strong>e<br />

für den G<strong>in</strong>i-Koeffizienten Werte kle<strong>in</strong>er o<strong>der</strong><br />

gleich 0 ausschließt, wurden diese Vermögenswerte<br />

zunächst auf 1 gesetzt. Berechnet man unter Ausschluss<br />

<strong>der</strong> Haushalte mit fehlenden Angaben <strong>zur</strong> Höhe<br />

von Vermögen o<strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeiten den G<strong>in</strong>i-Koeffizienten,<br />

so ergeben sich Werte von 0,620 für <strong>Bayern</strong> und<br />

0,664 für Westdeutschland. 22<br />

Die E<strong>in</strong>beziehung des Betriebsvermögens wirkt sich<br />

nach Berechnungen von Ammermüller u. a. (2005: 92,<br />

91) auf <strong>der</strong> Basis des SOEP 2002 nur ger<strong>in</strong>gfügig auf<br />

den G<strong>in</strong>i-Koeffizienten für das Nettogesamtvermögen<br />

aus. 23 Betrachtet man jedoch nur das Betriebsvermögen,<br />

so liegt <strong>der</strong> G<strong>in</strong>i-Koeffizient mit 0,99 für die alten Bundeslän<strong>der</strong><br />

sehr nahe an 1 und zeigt, dass das Betriebsvermögen<br />

extrem ungleich verteilt ist. So verfügen z. B.<br />

lediglich 3,7 Prozent <strong>der</strong> Haushalte <strong>in</strong> den alten Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

über Betriebsvermögen (Ammermüller u. a.<br />

2005: 87).<br />

Die Qu<strong>in</strong>til-Ratio, also das Verhältnis <strong>der</strong> Vermögenssumme<br />

im obersten Vermögensqu<strong>in</strong>til <strong>zur</strong> Vermögenssumme<br />

im untersten Vermögensqu<strong>in</strong>til, lässt sich mit<br />

den tatsächlichen Werten nicht berechnen, da die<br />

Vermögenssumme im unteren Qu<strong>in</strong>til negativ ist. 24<br />

Würde man die negativen Vermögen auf Null setzen<br />

und unter Ausschluss <strong>der</strong> Haushalte mit fehlenden<br />

Angaben <strong>zur</strong> Höhe von Vermögen o<strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeiten<br />

die Qu<strong>in</strong>til-Ratio berechnen, so würde sich e<strong>in</strong><br />

unrealistischer, zu niedriger Wert ergeben, <strong>der</strong> die<br />

Ungleichheit <strong>der</strong> Vermögensverteilung nicht angemessen<br />

abbilden würde. Zusätzlich ist die Qu<strong>in</strong>til-Ratio<br />

durch die Stichprobenziehung und Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Anonymisierung <strong>der</strong> Daten im oberen Vermögensbereich<br />

verzerrt. Aus diesen Gründen wird auf e<strong>in</strong>e Ausweisung<br />

<strong>der</strong> Qu<strong>in</strong>til-Ratio für Vermögen verzichtet.<br />

Darstellung 1.48 im Anhang zeigt, wie sich die Haushalte<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>kommensdezilen auf die<br />

Vermögensdezile verteilen. Je höher das E<strong>in</strong>kommen<br />

ist, desto höher ist tendenziell auch das Vermögen. So<br />

liegt etwas mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Haushalte im unteren<br />

E<strong>in</strong>kommensdezil <strong>in</strong> den unteren zwei Vermögensdezilen,<br />

und knapp 50 Prozent <strong>der</strong> Haushalte im obersten<br />

E<strong>in</strong>kommensdezil gehören zu den oberen zwei Vermögensdezilen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zählen auch 9,9 Prozent des<br />

untersten E<strong>in</strong>kommensdezils zu den oberen zwei Vermögensdezilen.<br />

Dies entspricht knapp e<strong>in</strong>em Prozent<br />

aller Haushalte.<br />

Erbschaften und Vermögensverteilung<br />

E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Vermögensbildung erfolgt durch private<br />

Vermögenstransfers <strong>in</strong> Form von Erbschaften und<br />

Schenkungen. So werden <strong>in</strong> Deutschland durchschnittlich<br />

36 Mrd. Euro jährlich vererbt und weitere 14 Mrd.<br />

Euro im Wege von Schenkungen übertragen (vgl. Kohli<br />

u.a. 2005: 129-130). Dabei erben Personen und<br />

Haushalte mit e<strong>in</strong>em höheren E<strong>in</strong>kommen und Vermögen<br />

sowie höherer Bildung sowohl häufiger als auch<br />

höhere Beträge. Absolut gesehen tragen Erbschaften<br />

damit zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen Vergrößerung <strong>der</strong> Ungleichheit<br />

<strong>der</strong> Vermögensverteilung bei. Bezogen auf die<br />

relative Vermögensverteilung gilt dies jedoch nicht – diese<br />

nimmt durch die Erbschaften sogar etwas ab. Kohli<br />

u.a. (2005: 131) erklären dies damit, dass Erbschaften für<br />

Personen am unteren Ende <strong>der</strong> Vermögenshierarchie<br />

bedeutsamer s<strong>in</strong>d und oft erst e<strong>in</strong>en Vermögensaufbau<br />

ermöglichen, während Erbschaften für Erben, die<br />

bereits e<strong>in</strong> hohes Vermögen besitzen, weniger bedeutsam<br />

s<strong>in</strong>d. 25<br />

1.4.4 E<strong>in</strong>nahmen aus Vermögen<br />

Je höher das Haushaltse<strong>in</strong>kommen ist, desto eher steht<br />

Geld für die Vermögensbildung <strong>zur</strong> Verfügung. Das<br />

vorhandene Vermögen trägt wie<strong>der</strong>um durch E<strong>in</strong>nahmen<br />

aus Vermögen <strong>zur</strong> Höhe des Haushaltse<strong>in</strong>kommens<br />

und damit zum materiellen Wohlstand des<br />

Haushalts bei.<br />

Darstellung 1.21 und die ergänzende Darstellung 1.49<br />

im Anhang geben e<strong>in</strong>en Überblick über die monatlichen<br />

22<br />

Ammermüller u. a. (2005: 92) kommen auf <strong>der</strong> Basis des SOEP 2002 zu höheren Werten für den G<strong>in</strong>i-Koeffizienten (Nettovermögen ohne Betriebsvermögen: 0,78<br />

für die alten Bundeslän<strong>der</strong>). E<strong>in</strong> wesentlicher Grund hierfür dürfte <strong>der</strong> Ausschluss <strong>der</strong> Haushalte mit e<strong>in</strong>em monatlichen Haushaltsnettoe<strong>in</strong>kommen über 18.000<br />

Euro aus <strong>der</strong> EVS se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er Unterschätzung <strong>der</strong> Ungleichverteilung <strong>der</strong> Vermögen führt.<br />

23<br />

Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass das Betriebsvermögen nur am oberen Vermögensrand e<strong>in</strong>en größeren Anteil am Gesamtvermögen ausmacht,<br />

während das Betriebsvermögen bezogen auf alle Haushalte e<strong>in</strong>en eher ger<strong>in</strong>gen Teil zum Gesamtvermögen beiträgt.<br />

<br />

24<br />

Insgesamt haben 3,7 Prozent <strong>der</strong> Haushalte <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong> negatives Nettovermögen (ausgeschlossen wurden diejenigen mit fehlenden Angaben <strong>zur</strong> Höhe von<br />

Vermögen bzw. Verb<strong>in</strong>dlichkeiten). Zum Vergleich: Lediglich 0,2 Prozent <strong>der</strong> Haushalte <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> haben e<strong>in</strong> negatives Haushaltsnettoe<strong>in</strong>kommen (bei <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Darstellung 1.7 beschriebenen E<strong>in</strong>kommensdef<strong>in</strong>ition).<br />

25<br />

Die Ergebnisse von Kohli u. a. (2005) beziehen sich auf Deutschland, doch ist davon auszugehen, dass sich die Tendenzen auf <strong>Bayern</strong> übertragen lassen. Die Daten<br />

basieren auf dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) und dem Alters-Survey. Daneben wurde auch die Erbschaft- und Schenkungsteuerstatistik herangezogen.<br />

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