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Zweiter Bericht der Staatsregierung zur sozialen Lage in Bayern ...

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8. Ältere<br />

Ältere s<strong>in</strong>d die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe.<br />

Mitte des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts wird gut je<strong>der</strong> dritte<br />

E<strong>in</strong>wohner <strong>Bayern</strong>s bereits 60 Jahre o<strong>der</strong> älter se<strong>in</strong> – gegenüber<br />

gut e<strong>in</strong>em Fünftel <strong>der</strong>zeit. Die Anzahl <strong>der</strong> über<br />

80-Jährigen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> steigt bis zum Jahr 2050 auf rund<br />

1,2 Mio. Menschen und wird dann fast dreimal so hoch<br />

se<strong>in</strong> wie heute. Folgerichtig ist <strong>der</strong> Politik für ältere Menschen<br />

e<strong>in</strong> hoher Stellenwert e<strong>in</strong><strong>zur</strong>äumen. Die meisten<br />

Menschen haben nach dem aktiven Berufsleben mit 60<br />

o<strong>der</strong> 65 Jahren noch e<strong>in</strong> drittes Lebensalter <strong>in</strong> gesundheitlicher<br />

und körperlicher Vitalität vor sich, welches mit<br />

neuen Aufgaben und Möglichkeiten aufwartet.<br />

Alter bedeutet Erfahrungswissen und Kompetenz mit beson<strong>der</strong>s<br />

hoher Wertigkeit. Den älteren Menschen kommt<br />

dabei ke<strong>in</strong>eswegs nur die Rolle <strong>der</strong> zu Betreuenden und<br />

zu Versorgenden zu. Sie wollen vielmehr so lange wie<br />

möglich e<strong>in</strong> selbstständiges und selbstbestimmtes Leben<br />

führen. Wir brauchen e<strong>in</strong> realistisches Bild vom Alter<br />

und den Lebensbed<strong>in</strong>gungen, welches Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

Potentiale und Ressourcen aufzeigt, ohne die<br />

zu vergessen, die auf Hilfe und Pflege angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Ältere Menschen bilden e<strong>in</strong>e heterogene Gruppe mit e<strong>in</strong>er<br />

Lebensspanne von über 40 Jahren. Sie unterscheiden<br />

sich deutlich <strong>in</strong> ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit,<br />

ihrer Lebenszufriedenheit, ihren Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Lebensstilen sowie ihrem Engagement.<br />

E<strong>in</strong>zelne Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Materielle Situation<br />

Die materielle Situation <strong>der</strong> älteren Menschen, auf welche<br />

die nachstehende wissenschaftliche Analyse vorrangig<br />

abstellt, ist vielschichtig. Differenziert man z. B.<br />

nach Rentner- und Pensionärshaushalten, s<strong>in</strong>d deutliche<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensentwicklung sowie im<br />

E<strong>in</strong>kommensniveau festzustellen. Die materielle Situation<br />

<strong>der</strong> Älteren differiert beispielsweise aber auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Rentnerhaushalte, genauer gesagt<br />

zwischen Bestands- und Neurentenempfänger<strong>in</strong>nen und<br />

-empfängern. Dies ergibt sich vor allem aus dem Umstand,<br />

dass die Anzahl <strong>der</strong> Haushalte zunimmt, denen<br />

zwei o<strong>der</strong> mehr Renten und damit höhere Rentengesamte<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>zur</strong> Verfügung stehen, und Neurentner<strong>in</strong>nen<br />

und Neurentner von Reformen, wie z. B. die E<strong>in</strong>führung<br />

von Rentenabschlägen bei vorzeitiger Inanspruchnahme,<br />

stärker betroffen s<strong>in</strong>d als Bestandsrentner<strong>in</strong>nen und Bestandsrentner.<br />

Ebenfalls nicht vernachlässigt werden darf die Differenzierung<br />

zwischen geme<strong>in</strong>sam wirtschaftenden Ehepaaren<br />

und Witwen bzw. Witwern, da <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Witwen durch den Tod des zumeist haupte<strong>in</strong>kommensbeziehenden<br />

Ehemannes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>em höheren Armutsrisiko<br />

ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Schlussendlich dürfen aber<br />

auch die materiellen Auswirkungen von Zeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung<br />

und -betreuung nicht vernachlässigt werden.<br />

Ohne diese Differenzierungen s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvolle Schlussfolgerungen<br />

nicht möglich. Die Verhältnisse s<strong>in</strong>d auch im<br />

Alter so unterschiedlich wie die Erwerbs- und Familienbiografien.<br />

Oft s<strong>in</strong>d die Unterschiede im Alter sogar noch<br />

ausgeprägter als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwerbsphase, z. B. je nachdem,<br />

ob zwischenzeitlich Vermögen gebildet wurde o<strong>der</strong> nicht.<br />

Es gibt nicht „die“ Situation <strong>der</strong> Älteren. Aussagen, Bewertungen<br />

und Schlussfolgerungen ohne vorgenannte<br />

Differenzierungen ist deshalb mit <strong>der</strong> angemessenen<br />

Vorsicht zu begegnen. Angesichts dessen wird im Folgenden<br />

nicht nur auf die Ergebnisse <strong>der</strong> nachstehenden<br />

wissenschaftlichen Analyse <strong>zur</strong>ückgegriffen, son<strong>der</strong>n u. a.<br />

auch auf die wissenschaftliche Analyse zu den E<strong>in</strong>kommens-<br />

und Vermögensverhältnissen <strong>in</strong> Kapitel 1.<br />

Danach hat sich <strong>der</strong> Wohlstand <strong>der</strong> Älteren (65 Jahre<br />

und älter) sowohl <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> als auch im früheren Bundesgebiet<br />

<strong>in</strong> den Jahren von 1993 bis 2003 günstiger<br />

entwickelt als <strong>der</strong> Wohlstand <strong>der</strong> unter 65-Jährigen. So<br />

haben sich die früher hohen Armutsrisikoquoten <strong>der</strong> Älteren<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Personen <strong>der</strong> Altersgruppe<br />

80 Jahre und älter. Der vergleichsweise Anstieg<br />

<strong>der</strong> Äquivalenze<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> „nachrückenden“ Geburtsjahrgänge<br />

älterer Menschen ist dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auf höhere öffentliche Transfers (gesetzliche Rente und<br />

Pensionen) und nicht-öffentliche Transfers (Betriebsrenten<br />

und Lebensversicherungen) <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Gleichwohl ist bei allen verschiedenen Berechnungsverfahren<br />

die Armutsrisikoquote 1 <strong>der</strong> 65-Jährigen und Älteren<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> immer noch überdurchschnittlich hoch<br />

und höher als im westdeutschen Durchschnitt (vgl. Darstellung<br />

1.11). So betrug bei Verwendung <strong>der</strong> so genannten<br />

neuen OECD-Skala und ohne Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Eigentümermiete als E<strong>in</strong>kommen die Armutsrisikoquote<br />

<strong>der</strong> Älteren <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 2003 16,2 Prozent (Westdeutschland:<br />

13,7 %), während die auf alle Altersgruppen<br />

bezogene Armutsrisikoquote 10,9 Prozent betrug<br />

(Westdeutschland: 11,8 %). Nimmt man das bei Älteren<br />

oftmals abbezahlte Wohneigentum h<strong>in</strong>zu, d. h. die Eigentümermiete<br />

wird als E<strong>in</strong>kommen berücksichtigt, so verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

sich die Armutsrisikoquote <strong>der</strong> Älteren <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

1 <br />

Anteil <strong>der</strong> Personen mit e<strong>in</strong>em Haushaltsnettoäquivalenze<strong>in</strong>kommen von weniger als 60 Prozent des medianen Äquivalenze<strong>in</strong>kommens.<br />

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