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German (PDF) - Center for Security Studies (CSS) - ETH Zürich

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12 Bulletin 1995 zur schweizerischen SicherheitspolitikFrieden, Freiheit und Unabhängigkeit sind Ideale, deren relativeVerwirklichung ohne gesichertes, das heisst auch wirkungsvollverteidigtes, Territorium nie möglich gewesen wäre. Entsprechendgross ist die Bedeutung des Territoriums in der ganzen Überlieferung.Ohne Besitz eines Territoriums kann ein Volk nach Völkerrechtkeinen Staat bilden und auch nicht jene Freiheit und Unabhängigkeitbeanspruchen, die im Selbstverständnis der Schweizerdurch Jahrhunderte hindurch zäh und erfolgreich verteidigt wurden.Dennoch ist den Schweizern von heute klar, dass der Besitzdes schweizerischen Territoriums für die heute lebende Gesellschaftkeine Sicherung des Überlebens, vor allem keine Sicherungdes Weiterlebens mehr bedeutet. Die Mehrheit der Nahrungsmittelund Verbrauchsgüter der Schweiz kommt aus dem Ausland, dieRohstoffe der Industrie kommen aus dem Ausland, die Mehrheitder in der Schweiz hergestellten Produkte geht ins Ausland. Dieheutige Schweiz ist in einem viel höheren Masse mit dem Auslandverzahnt und von ihrem Umfeld abhängig als je zuvor in ihrer Geschichte.Die Schweiz ist eine hochtechnisierte, international vernetzteund extrem arbeitsteilige Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft,die nach einem allfälligen Krieg nicht einfach auf demNiveau einer Agrargesellschaft weiterleben könnte. Das heisstaber, dass es heute schwieriger wäre als je zuvor, das sicherheitspolitischeZiel "Behauptung des Staatsgebietes" zu realisieren. Entsprechenddiesen Einschränkungen unserer Unabhängigkeitmüssten auch relativierende Überlegungen in bezug auf die davonabhängigen Begriffe "Freiheit" und "Handlungsfreiheit" gemachtwerden. Frei ist nur, wer nicht abhängig ist. Und die Schweiz, alsmoderne Dienstleistungs- und Industriegesellschaft, ist heutestärker eingebunden als je.Zusammengefasst heisst das: Die Grenzen des klassischen Nationalstaatessind nicht mehr die Grenzen der heute relevanten Sicherheitsräume.Nationalstaaten sind keine autarken Gebildemehr. Es geht für die Schweiz - wieder einmal - darum, in einemProzess der Interessenabstimmung und notgedrungen auch durchAnpassung an das Umfeld die ihr wichtigen sicherheitspolitischenZielsetzungen in die Zukunft hinein zu gewährleisten.

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