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Thierse pfeift ab<br />

Thierse pfeift ab<br />

Thierse pfeift ab<br />

Der Streit über die Kinderkrippenplätze brachte auch den pflichtbewussten Abgeordneten<br />

des Bundestags überraschend ein längeres Wochenende ein. Dazu eine TA-Korrespondenz:<br />

BERLIN. Hinterher wollten es die Grünen nicht gewesen sein. Sie hatten zusammen mit der<br />

FDP einen Antrag zur Finanzierung des Kinderkrippenprogramms eingebracht. Eigentlich<br />

eine parlamentarische Spielerei, da sich die Regierung selbst noch nicht geeinigt hat. Darum<br />

wurde der Antrag an das Ende der Sitzungswoche gelegt. Die offensichtliche<br />

Geringschätzung grämte die Grünen so sehr, dass sie zusammen mit FDP und Linkspartei<br />

den Antrag stellten, die Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sofort in das Hohe<br />

Haus zu zitieren. Dem Freitagnachmittag und der Bedeutung des Themas angemessen,<br />

hatte sich der Plenarsaal sichtlich geleert. Da sich die Koalition wahrscheinlich in der<br />

Minderheit befand, machten sie eine genaue Stimmenauszählung per Handzeichen mit<br />

allerlei Verwirrspielen unmöglich und der amtierende Bundestagspräsident bat daraufhin<br />

zum Hammelsprung. Bei diesem müssen alle Parlamentarier den Saal verlassen und dann<br />

durch die mit Ja, Nein oder Enthaltung gekennzeichneten Türen wiederkommen. Begleitet<br />

wird diese Aktion immer mit einem hysterischen Zusammentelefonieren der<br />

Fraktionskollegen. Zwar wurde der Antrag abgelehnt, aber mit 268 Abgeordneten war die<br />

erforderliche Beschlussfähigkeit von der Hälfte aller Abgeordneten nicht gegeben. Der<br />

amtierende Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) schloss aus diesem Grunde sofort<br />

die Sitzung. Anschließend meinten die Grünen zwar, dass dies nach der Geschäftsordnung<br />

nicht zwingend nötig gewesen wäre. Auch sonst wird die Unvollständigkeit des Plenums so<br />

lange billigend in Kauf genommen, wie durch sie die tatsächlichen Mehrheiten abgebildet<br />

werden. Aber gestern wurde exakt ausgezählt, Thierse musste folglich so handeln. Darüber<br />

hinaus packte er die Gelegenheit beim Schopfe, denn er konnte nicht wissen, ob nach der<br />

Flugblattaktion vielleicht noch weitere Protestaktionen im Saal geplant waren.<br />

Allerdings hatte das Ansinnen der Opposition, die Familienministerin herbeizuzitieren, auch<br />

einen guten Grund. Die redselige Niedersächsin hat in deren Augen zu stark ihr Interesse an<br />

der Parlaments- zugunsten der Pressearbeit verschoben. So hatte sie gestern früh per<br />

Zeitung verlauten lassen, dass der Bund nur noch die Ausbaukosten für die Krippen<br />

übernehmen will, während für Betrieb und Personal Länder und Kommunen bezahlen sollen.<br />

Das weckte sofort den Protest von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD).<br />

Weil im Osten die Plätze schon existieren, würde dort kaum noch Geld ankommen.<br />

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sieht in dem Konzept ein Dokument des Scheiterns. Die<br />

Sozialdemokraten wollen einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz durchsetzen, damit<br />

tatsächlich Wahlfreiheit für die Familien entstehe.<br />

Städtetags-Präsident Christian Ude (SPD) erinnerte daran, dass der Bund erst Erwartungen<br />

geweckt habe und sich jetzt, wo es darum gehe, diese zu erfüllen, nicht einfach<br />

davonstehlen könne.<br />

27.04.2007 Von Wolfgang SUCKERT<br />

http://lev-thueringen.de/spiegel/20070516195528/20070502065506/index.html [16.05.2007 22:35:25]

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