Pressemitteilung
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Symbolik und Süßkartoffeln<br />
Symbolik und Süßkartoffeln<br />
Symbolik und Süßkartoffeln<br />
Sechzehn Kinder liegen auf bunten, auf dem Fußboden ausgebreiteten Tüchern. Mit<br />
geschlossenen Augen lauschen sie den fremdartigen Lauten der Mbira, des Daumenklaviers<br />
aus Zimbabwe. Ein Stück schwarzafrikanische Kultur schmeichelt sich in ihre Ohren. Auch<br />
die Virtuosin hat die Augen andächtig geschlossen: Virginia Hetze aus Zimbabwe.<br />
MÜHLHAUSEN. Sie ist Musikerin, Tänzerin, Musik- und Filmproduzentin,<br />
Kindergeschichtenschreiberin, Soziologin, Pädagogin und sie hat Kinder gern: Virginia Hetze<br />
ist wohl so etwas wie ein Multitalent. Die Afrikanerin aus Zimbabwe ist eine Woche lang in<br />
Mühlhausen. In der Jugendkunstschule an der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße 20 ist sie die<br />
Protagonistin des Projekts "Afrika?!" Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vermittelt sie<br />
in Workshops ein Stück Kunst und Kultur ihrer schwarzen Heimat. Sie schöpft dabei sowohl<br />
aus Ursprünglichem als auch aus Modernem. Sie verzaubert mit den Klängen der<br />
traditionellen Mbira und entführt mit Dias in das quirlige Großstadtleben von Harare, der<br />
Hauptstadt Zimbabwes. Ein Stapel bunter Tücher gehört ebenso zu ihrem Repertoire. Jedes<br />
ist so groß wie eine Tischdecke, jedes ist bedruckt mit archaisch anmutenden Symbolen: mit<br />
Kreisen, Spiralen, Silhouetten von Tieren, Trommeln, zum Beispiel. Auch die Tücher<br />
stammen aus Zimbabwe. Von Mädchen und Frauen in abgelegenen Dörfern wurden die<br />
meisten gefertigt, erzählt Virginia Hetze. Geschichten, Wünsche und Träume sind auf den<br />
Tüchern zu finden. So symbolisieren Kuh und Kalb den Wunsch nach Milch und Fleisch,<br />
Pflanzen stehen für Nahrungsmittel, der Vogel bedeutet die Freiheit, Kreise und Spiralen sind<br />
die Zeichen für Hoffnung, die Trommel steht für glückvolle Lebensabschnitte, erklärt die<br />
Afrikanerin ihren Zuhörern in der Jugendkunstschule. Und dann finden sich die Workshop-<br />
Teilnehmer selbst vor großen Tüchern wieder. Die sind noch ohne Geschichte, dafür mit<br />
zarten Strichen in Parzellen aufgeteilt, für jeden Workshop-Teilnehmer ist eine bestimmt.<br />
Jetzt sind sie an der Reihe, ihre Geschichten und Wünsche nach dem afrikanischen Beispiel<br />
zu malen. Der achtjährige Willi bringt zwei knallbunte, prächtige Fische auf sein Stück Stoff.<br />
Die munteren Wassertiere stehen für Reichtum, erklärt Virginia Hetze. "Mir macht das<br />
Zeichnen mit Symbolen viel Spaß", erklärt Willie dann auch. Und: Das sei "alles unheimlich<br />
spannend", was die Frau aus Afrika erzählen könne, was sie in Bildern zeige und was für<br />
Musik sie spiele.Begeistert ist Willi auch von den Kochkünsten der Gastdozentin. Kaum, dass<br />
die Workshopteilnehmer eifrig mit Malen beschäftigt waren, bereitete sie Süßkartoffeln und<br />
Backbananen zu - ein Gericht aus ihrer Heimat. "Die schmecken ganz anders als unsere<br />
Kartoffeln", stellte dann auch Anna (8) fest, und langte noch einmal in die Schüssel mit den<br />
runden, duftenden Scheiben. Virginia Hetze kennt diese Reaktionen. "Den Kindern schmeckt<br />
das immer gut", weiß sie aus ihren vielen Begegnungen in Thüringen, Berlin und<br />
Brandenburg. Sie wird oft eingeladen von Schulen und Vereinen, die an der Kunst und Kultur<br />
Afrikas interessiert sind und daran, sich andere kulturelle Horizonte zu erschließen. Und ihr<br />
ist es ein Anliegen, ihre ursprüngliche Heimat näherzubringen, zu erklären und dafür zu<br />
begeistern - und sich damit zu integrieren in das weiße Land, das sie vor mehr als zehn<br />
Jahren zu ihrer neuen Heimat auserkoren hat. "Es war das Herz, das mich hierher geholt<br />
hat", sagt sie und lächelt, wenn sie an ihren Mann und ihren Sohn denkt. Es ist ein ähnliches<br />
Lächeln wie beim Spiel auf ihrer Mbira, bei deren Klänge auch sie gern die Augen schließt<br />
und von ihrer fernen, schönen Heimat träumt. Iris HENNING Heute Nachmittag, 14.30 Uhr,<br />
beginnt der letzte Workshop "Stoffsymbolik und Stoffmalerei" mit der Künstlerin in der<br />
Jugendkunstschule. Dafür sind noch Plätze frei. Die Teilnahmegebühr beträgt drei Euro.<br />
Anmeldung: Tel. 03601/88 56 99.<br />
15.05.2007<br />
http://lev-thueringen.de/spiegel/20070516195528/20070516194753/index.html [16.05.2007 22:34:46]