Pressemitteilung
Pressemitteilung
Pressemitteilung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schule schwänzen kann auch teuer werden<br />
Schule schwänzen kann auch teuer werden<br />
Schule schwänzen kann auch teuer werden<br />
Zahl der Verweigerer steigt in manchen Kommunen / Fachleute setzen auf langfristige Projekte statt<br />
Bußgeld<br />
Vom 08.05.2007<br />
MAINZ / WIESBADEN 300 000 Schüler schwänzen nach Schätzungen des Deutschen Städte- und<br />
Gemeindebunds in Deutschland regelmäßig die Schule. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. In<br />
manchen Städten und Gemeinden der Region wird jedoch eine Zunahme der Schulverweigerer<br />
registriert.<br />
Von<br />
Alexandra Eisen<br />
Wenn nichts anderes mehr hilft, geht es hartnäckigen Schulschwänzern und deren Eltern in der rheinlandpfälzischen<br />
Landeshauptstadt an den Geldbeutel. Damit, so der Mainzer Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr,<br />
solle deutlich werden, dass es die Stadt mit der Schulpflicht ernst meine.<br />
In Mainz nehme die Zahl der Schulschwänzer zu. Bevor ihnen ein Bußgeldbescheid ins Haus flattert, gibt es<br />
jedoch noch andere Möglichkeiten, sie zur Einsicht zu bringen. An erster Stelle stehen Gespräche mit<br />
Lehrern und Schulsozialarbeitern. Streetworker gehen während der Unterrichtszeit an bekannten<br />
Treffpunkten direkt auf die Schwänzer zu. Wer permanent die Schule verweigert und älter als 14 Jahre ist,<br />
muss in Mainz zur Strafe soziale Arbeit, etwa in einem Alten- oder Jugendheim, leisten. Auch der Landkreis<br />
Mainz-Bingen setzt auf diese Form der Sanktion, die Jugendlichen müssen hier vorrangig<br />
Hausmeistertätigkeiten in Schulen übernehmen oder in Krankenhäusern arbeiten.<br />
In Worms holen Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Schwänzer notfalls von zu Hause ab und "chauffieren"<br />
sie zur Schule - hundert Euro kostet dieser "Service", der in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits<br />
26 Mal berechnet werden musste. Im vergangenen Jahr kam das 33 Mal vor. In manchen Fällen wird noch<br />
ein zusätzliches Ordnungsgeld erhoben.<br />
Auch in hessischen Kommunen gehen Ordnungsämter und Polizei hart gegen Schulverweigerer vor. In<br />
Offenbach und dem Main-Kinzig-Kreis gibt es entsprechende Vereinbarungen zwischen Schulen und<br />
Ordnungsbehörden.<br />
"Mit Polizeieinsätzen und Bußgeldern allein ist dem Problem nicht beizukommen", sagt Dr. Frank Braun,<br />
Leiter der Studie "Man nennt sie Schulschwänzer", die das Deutsche Jugendinstitut in München im Oktober<br />
2005 veröffentlicht hat. Langfristige Erfolge brächten Projekte, die gezielt auf die Schüler eingingen, um die<br />
Gründe der Schulverweigerung zu lösen.<br />
In Rheinland-Pfalz gibt es zahlreiche solcher präventiver Maßnahmen. Neben dem Ausbau der<br />
Schulsozialarbeit sind dies Projekte wie "Stellwerk" in Stadt und Landkreis Bad Kreuznach, wo der<br />
Internationale Bund Schulverweigerer intensiv betreut. In Kirchheimbolanden und Kaiserslautern gibt es ein<br />
ähnliches Programm, bei dem schulmüde Kinder gezielt wieder an die Schule herangeführt werden.<br />
Im hessischen Lahn-Dill-Kreis ist gerade ein dreijähriges Schulvermeider-Modellprojekt erfolgreich zu Ende<br />
gegangen, das nun Vorbild für andere Schulen sein soll. Dabei wurden erstmals die Fehlstunden der<br />
Schüler erhoben und alle Maßnahmen dokumentiert - andere Schulen sollen dieses Modell übernehmen.<br />
Ein weiteres geeignetes Instrument sind nach Einschätzung von Joachim Jacobi, Staatssekretär im<br />
hessischen Innen- und Kultusministerium, so genannte Erziehungsvereinbarungen, mit denen die<br />
eigenverantwortlichen Schulen in Hessen gezielt gegensteuern könnten, wenn Kinder nicht mehr zum<br />
Unterricht erscheinen.<br />
http://lev-thueringen.de/spiegel/20070516195528/20070510180346/index.html [16.05.2007 22:35:39]