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Erschreckende Mängel bei schulischer Integration<br />

Erschreckende Mängel bei schulischer Integration<br />

Erschreckende Mängel bei schulischer<br />

Integration<br />

.<br />

Wiesbaden (kobinet) Auf erschreckende Mängel bei der schulischen Integration behinderter<br />

Kinder in Hessen hat der hessische Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Dr.<br />

Andreas Jürgens, hingewiesen.<br />

"Seit dem Amtsantritt der hessischen Kultusministerin Wolff führt der gemeinsame Unterricht<br />

von behinderten und nicht behinderten Kindern ein Schattendasein. Er ist politisch nicht<br />

gewollt und wird deshalb immer weiter zurückgedrängt", dieses Fazit zieht der<br />

behindertenpolitische Sprecher der hessischen Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen,<br />

Andreas Jürgens, aus der Antwort der hessischen Landesregierung auf seine Große Anfrage,<br />

die gestern im Kulturpolitischen Ausschuss des Hessischen Landtags beraten wurde.<br />

Vom Schuljahr 1999/2000 bis zum Schuljahr 2005/2006 sei zwar die Zahl der behinderten<br />

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf um mehr als 4.500<br />

gestiegen. Die Kinder seien aber nahezu ausschließlich den Sonderschulen zugewiesen<br />

worden. "Lediglich im Bereich der Erziehungshilfe ist ein Anstieg von Kindern im<br />

gemeinsamen Unterricht festzustellen. Bei blinden, sehbehinderten, körperbehinderten,<br />

kranken und hörbehinderten Kindern stagnieren die Plätze im gemeinsamen Unterricht und<br />

bei praktisch bildbaren (geistig behinderten) Kindern und solchen mit Lernhilfebedarf sind<br />

die Zahlen dagegen sogar rückläufig. Ohne Berücksichtigung der Erziehungshilfe werden<br />

inzwischen in Hessen weniger als zehn Prozent der behinderten Kinder gemeinsam mit nicht<br />

behinderten unterrichtet, während zum Beispiel im Land Berlin die Quote bei 45 Prozent<br />

liegt", kritisiert Jürgens.<br />

Dies sei umso erschreckender, als in Hessen die flächendeckende Integration behinderter<br />

Kinder im Kindergartenbereich erreicht sei. "Beim Übergang in die Schule werden dann aber<br />

die Integrationserfolge zunichte gemacht, indem Kinder mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf wieder von den anderen getrennt und separat in Förderschulen unterrichtet<br />

werden. Im Elementarbereich ist die Integration die Regel, im Primarbereich dagegen die<br />

Desintegration. Zu Recht hat der UN-Sonderberichterstatter Munoz in seinem<br />

Deutschlandbericht kürzlich die Ausgliederung behinderter Kinder aus dem allgemeinen<br />

Schulsystem als Benachteiligung kritisiert. Das gilt in besonderem Maße auch für Hessen", so<br />

der Abgeordnete.<br />

Trotz des gestiegenen Bedarfs an sonderpädagogischer Förderung sei unter der<br />

Verantwortung von Ministerin Wolff dem gemeinsamen Unterricht nicht eine einzige<br />

Lehrerstelle zusätzlich zur Verfügung gestellt worden. "Die Zahl der eingesetzten Lehrkräfte<br />

ist in den letzen Jahren sogar von zuvor 552 Stellen landesweit auf inzwischen nur noch<br />

522,1 Stellen gesunken. Dies zeigt das Desinteresse der Ministerin an einem erfolgreichen<br />

gemeinsamen Unterricht", so Jürgens.<br />

Die Stellenkürzungen im gemeinsamen Unterricht seien zudem denjenigen Förderschulen<br />

zugute gekommen, die als "Beratungs- und Förderzentren" arbeiten. Diese sollen bereits im<br />

Kindergartenbereich tätig werden, um die Feststellung eines sonderpädagogischen<br />

Förderbedarfes durch frühzeitige Förderung möglichst zu vermeiden. "Aus der Antwort der<br />

Landesregierung wissen wir allerdings, dass diese Zentren inzwischen zu Einrichtungen des<br />

Aussortierens geworden sind. Wenn trotz der Arbeit der Beratungs- und Förderzentren ein<br />

sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt wird, zieht dies nahezu automatisch die<br />

Verweisung auf die Förderschule nach sich, ohne die Möglichkeit des gemeinsamen<br />

Unterrichts in der Regelschule. Praktisch bedeutet daher die Umverteilung der Lehrkräfte<br />

weg vom gemeinsamen Unterricht hin zu den Beratungs- und Förderzentren auch eine<br />

stärkere Aussonderung behinderter Kinder. Das stellt den an sich guten Sinn der<br />

Förderzentren geradezu auf den Kopf", kritisiert der behindertenpolitische Sprecher.<br />

Ein gemeinsamer Unterricht mit nicht behinderten Kindern werde den Interessen behinderter<br />

Kinder an gleichberechtigter Teilhabe in der Gesellschaft deutlich besser gerecht, als eine<br />

separate Beschulung in der Förderschule. "Deshalb muss auch in Hessen eine wirkliche<br />

Wahlmöglichkeit zugunsten der Integration geschaffen und der gemeinsame Unterricht<br />

deutlich gestärkt werden. Ideologische Blockaden verbauen die Zukunftschancen<br />

behinderter Kinder und müssen daher schleunigst beendet werden", fordert Jürgens. omp<br />

http://lev-thueringen.de/spiegel/20070516195528/20070425172703/index.html [16.05.2007 22:35:28]

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