Pressemitteilung
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Böser Verdacht<br />
Böser Verdacht<br />
Böser Verdacht<br />
Unerhört. An den Thüringer Sportgymnasien waren gestern die 120 Abiturienten in heller<br />
Aufregung. Vorige Woche hatten sie schriftliches Abitur im Fach Sport. Nun heißt es,<br />
manche hätten Prüfungsaufgaben vorher gekannt. Das wäre nicht nur sportlich unfair.<br />
THÜRINGEN. Was kommt dran? Die Frage, die vor der Prüfung alle Abiturienten umtreibt,<br />
wurde auch an den drei Sportgymnasien in Erfurt, Jena, Oberhof heftig erörtert. Und den<br />
Lehrern gestellt.<br />
Nun gibt es Ärger. Der soll von der Schule in Erfurt ausgegangen sein, sie liegt dem<br />
Kultusministerium direkt gegenüber. Schüler von dort erzählten gestern, es habe einen<br />
Lehrer gegeben, der gefragt wurde, welche Sportarten in der Prüfung drankämen. Und sie<br />
sollen ihn so gefragt haben, dass hinterher klar war: Es kommen vier Fragen zum<br />
Schwimmen, drei zum Klettern.<br />
Anders als an anderen Gymnasien ist Sport hier logischerweise Leistungsfach. Dafür gibt es<br />
auch eine schriftliche Prüfung, in der Theoretisches gefragt wird, zu Trainingsmethoden,<br />
Ernährung, Soziologie, Kraft und Ausdauer, für vielerlei Sportarten.<br />
Was genau geprüft wird, darüber sollen also die Erfurter einiges gewusst haben. Dann<br />
haben sich wohl Schüler gegenseitig ein bisschen informiert und irgendwie sollen die<br />
nützlichen Informationen an die Jenaer Schule gelangt sein. "Die Erfurter wissen Bescheid",<br />
hieß es dort aufgeregt. Dass es dann eine E-Mail mit einem Tipp ans Kultusministerium gab,<br />
bestätigt dieses, will aber den Absender nicht nennen. Es kündigte gestern eine<br />
Untersuchung an. Klar sei aber, dass die Umschläge mit den Aufgaben unversehrt waren, als<br />
sie am Prüfungstag geöffnet wurden. Für den Inhalt der Prüfungsfragen war eine<br />
Vierergruppe verantwortlich, bestehend aus Lehrern und Ministeriumsmitarbeitern. Das<br />
Kultusministerium räumte gestern ein, es seien auch Lehrer dieser drei Schulen darunter<br />
gewesen. Die werden nun auch unter die Lupe genommen. Die Aufgaben waren, wie alle<br />
Abituraufgaben, einige Wochen vor der Prüfung an die Schulämter gegeben worden, wo sie<br />
die Direktoren abholten. Sie hatten die Umschläge bis zum Prüfungstag im Tresor<br />
aufzubewahren. Die Aufgaben sind in Folien eingeschweißt, die die Aufschrift "Thüringer<br />
Kultusministerium" und das Thüringen-Wappen tragen. Alles sah unverdächtig aus, heißt es.<br />
Hektisch tagten gestern Lehrerkonferenzen. Dabei ist auch die Schülerschaft zerstritten -<br />
denn nicht alle hatten etwas von der Indiskretion. Falls die Prüfung nachgeschrieben wird,<br />
wäre das Mitte Juni.<br />
Dabei ist dies nicht der erste Fall, wo beim Abitur in Thüringen etwas schiefging. Am<br />
Gymnasium Gerstungen war voriges Jahr der Tresor geknackt worden. Die<br />
Prüfungsaufgaben hatten die Diebe aber nicht interessiert - sie blieben unversehrt. 1998<br />
kam ein Schüler eines Erfurter Gymnasiums während der Prüfung ewig nicht vom<br />
Toilettenbesuch zurück. Es stellte sich heraus, dass er nach Hause gegangen war, um in<br />
einem Buch etwas nachzuschlagen.<br />
Dass aber Lehrer verwickelt gewesen sein könnten, gab es noch nie. Schließlich drohen<br />
harte dienstrechtliche Konsequenzen - bis zur Kündigung..<br />
14.05.2007 Von Angelika REISER-FISCHER<br />
http://lev-thueringen.de/spiegel/20070516195528/20070515083245/index.html [16.05.2007 22:34:55]