Editorial_0 - Volkshochschule Oldenburg
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Schwerpunktthema<br />
Aufgetischt. Kulturraum Küche<br />
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VHS <strong>Oldenburg</strong>, Hatten, Wardenburg _<br />
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„Kulturraum Küche“ - der Titel gefällt mir!<br />
Er beschreibt in zwei Worten das, was mich am Kochen am<br />
meisten fasziniert.<br />
Alles in der Küche ist Kultur! Die Gewürze und Zutaten aus nahezu<br />
allen Ländern der Erde, der Austausch zwischen Menschen<br />
unterschiedlicher Religionen und Kulturen, das Weitergeben von<br />
Erfahrungen von einer Generation zur anderen… Und schließlich<br />
der Genuss des gemeinsam zubereiteten Essens – in Italien<br />
meist in großer Runde. Und stundenlang. Großartig.<br />
Leider geht diese wunderschöne Seite des Kochens in unserer<br />
schnelllebigen Welt immer mehr verloren. Von der Sauce Hollandaise<br />
bis hin zum asiatischen Reisgericht gibt es alles servierfertig<br />
in Alu und Plastik zu kaufen. Zwischen dem Aufreißen<br />
der Packung und dem Servieren des Essens bleiben gerade mal<br />
fünf Minuten Zeit für kulturellen Austausch. Der Rat von Mutter<br />
und Oma wird überflüssig - und der Genuss des Ergebnisses ist<br />
höchst zweifelhaft…<br />
Als Köchin aus Leidenschaft und „Fernsehköchin“ in der ARD<br />
und im NDR Fernsehen sehe ich mich auch ein Stück weit als<br />
Botschafterin. Für den Genuss am Essen – und für die Freude<br />
an dessen Zubereitung. In meiner Sendung „Polettos Kochschule“<br />
habe ich in über 40 Grundkursen vielen Zuschauerinnen<br />
und Zuschauern (und sogar meinem Kochschüler Dennis<br />
Wilms!) die Angst vor der Zubereitung angeblich komplizierter<br />
Speisen wie Rouladen oder Forelle blau nehmen können. In der<br />
nächsten Staffel der Sendung (die im Herbst gesendet wird)<br />
bereiten Dennis und ich Gerichte zu, die schnell zuzubereiten,<br />
gesund und lecker sind. Eine Kombination, die durchaus möglich<br />
ist, Sie werden sehen!<br />
Mir ist klar, dass der Großteil der Menschen nicht die Zeit hat,<br />
täglich dem „Kulturraum Küche“ an Herd und Ofen frönen zu<br />
können. Wenn ich meine Tochter Paola von der Schule abhole,<br />
haben wir beide einen Bärenhunger – und ich hatte meist noch<br />
keine Zeit, irgendetwas vorzubereiten.<br />
An diesen Tagen gibt es natürlich keine gefüllte Entenbrust auf<br />
Kräuterrisotto, aber auch ein Pesto oder eine Tomatensauce<br />
zur Pasta schmeckt frisch zubereitet ganz anders als aus dem<br />
Tetrapack!<br />
Ich bin davon überzeugt, dass mit ein bisschen Phantasie und<br />
Mut zur Improvisation – und natürlich auch mit ein bisschen<br />
Übung! – die Zubereitung frischer Speisen nicht viel länger<br />
dauern muss als das Aufwärmen von Fertigware aus dem<br />
Supermarkt. Die frisch zubereitete Tomatensauce kann man<br />
einwecken und an knapp bemessenen Tagen in null komma<br />
nix aufwärmen. Einen Salat schneide ich Ihnen in einer halben<br />
Minute. Sie brauchen länger? Kein Problem, nach dem Anbraten<br />
kann das Steak in der Zwischenzeit im Ofen garen. Und aus den<br />
restlichen Kartoffeln von gestern zaubern Sie in wenigen Minuten<br />
leckerste Bratkartoffeln oder Püree.<br />
Ich wünsche mir – für uns und auch für unsere Kinder! – dass<br />
wir uns die Küche als ein Stück Kulturgut erhalten können.<br />
Schwerpunkte wie dieser in Ihrer <strong>Volkshochschule</strong> tragen dazu<br />
bei,<br />
und das freut mich sehr.<br />
Ihnen wünsche ich viel Spaß beim Kochen, einen regen kulturellen<br />
Austausch in der neuen, hochmodernen VHS-Küche (die ich<br />
ja im Oktober vergangenen Jahres einweihen durfte!) und viel<br />
Freude beim Entdecken und Genießen des vielfältigen Programm-<br />
angebots.<br />
Cornelia Poletto<br />
Bild: Verlag Zabert Sandmann<br />
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