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Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

das in den Gremien herrschende „Klima“ <strong>zu</strong>r Sprache. In der vom DJI-<br />

Projekt durchgeführten schriftlichen Befragung halten 70 Prozent, also<br />

deutlich mehr als zwei Drittel der 140 Befragten es für ein wichtiges Ziel<br />

von Gender Mainstreaming in ihrer Organisation, <strong>die</strong> Sit<strong>zu</strong>ngs- und Gremienkultur<br />

<strong>zu</strong> verändern. Diese Absicht in <strong>die</strong> Tat um<strong>zu</strong>setzen, erweist sich<br />

aber als ein schwieriges Unterfangen.<br />

6.3.1 Und ewig grüßen <strong>die</strong> Gremien …<br />

Auf <strong>die</strong> Frage, was konkret als veränderungsbedürftig angesehen wird und<br />

wie Veränderungen in Gremien angestoßen werden können, wurden in verschiedenen<br />

Gruppendiskussionen mehrfach <strong>die</strong> Häufigkeit und Dauer der<br />

Redebeiträge genannt. In vielen Gremien ist es offensichtlich gängige Praxis,<br />

dass <strong>die</strong> Männer sich häufiger <strong>zu</strong> Wort melden und <strong>zu</strong>dem länger reden<br />

als <strong>die</strong> Frauen – selbst dann, wenn beide Geschlechter von der Zahl her<br />

gleichermaßen vertreten sind. Im Hinblick auf <strong>die</strong> Inanspruchnahme der<br />

Ressource „Zeit“ durch Männer und Frauen in den Gremien wird also ein<br />

deutliches Ungleichgewicht <strong>zu</strong> Ungunsten der vertretenen Frauen wahrgenommen.<br />

Dieses Phänomen scheint so selbstverständlich <strong>zu</strong> sein, dass <strong>die</strong>jenigen,<br />

<strong>die</strong> daran etwas ändern möchten und eine geschlechtergerechtere<br />

Verteilung einfordern, <strong>zu</strong>nächst einmal in Beweisnot geraten. Um den<br />

Nachweis liefern <strong>zu</strong> können und eine Auseinanderset<strong>zu</strong>ng über <strong>die</strong> Problematik<br />

an<strong>zu</strong>stoßen, haben <strong>zu</strong>m Beispiel <strong>die</strong> Mitarbeitenden einer Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

in verschiedenen Gremien eine Strichliste über <strong>die</strong><br />

Wortmeldungen geführt und <strong>zu</strong>dem <strong>die</strong> Redezeiten per Stoppuhr festgehalten.<br />

Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser Aktion waren eindeutig, und <strong>die</strong> abwehrenden<br />

Reaktionen darauf verweisen auf <strong>die</strong> geschlechterpolitische Brisanz, <strong>die</strong> in<br />

<strong>die</strong>ser Thematik steckt. Dies schildert der Geschäftsführer der BAG sehr<br />

anschaulich: „Wir haben im Hauptausschuss eine Zeiterfassung gemacht, <strong>die</strong> Redebeiträge<br />

gemessen, also <strong>die</strong> Redezeit. Und das hat <strong>zu</strong> großer Heiterkeit geführt und <strong>zu</strong><br />

Verärgerung und <strong>zu</strong> allem Möglichen eben. Und wir haben jetzt das Ergebnis vorgelegt,<br />

gerade erst vorgestern, vom letzten Jahr, und da haben dann ein paar Männer gemeint,<br />

das sei überhaupt nicht hilfreich, das sei völlig unsinnig so eine Aktion, weil ja da <strong>die</strong><br />

Inhalte der Beiträge überhaupt nicht bewertet werden, sondern nur der Umfang. So eine<br />

rein quantitative Untersuchung sei ja völliger Quatsch. Die Ergebnisse waren klar, natürlich,<br />

dass Männer viel länger geredet haben und dass <strong>die</strong> Redebeiträge ... also viel<br />

mehr Redebeiträge von Männern als von Frauen usw. Also das, was man sich erwartet<br />

von so einer Erhebung. Wobei, es war jetzt nicht ganz extrem, aber <strong>zu</strong>m Beispiel gerade<br />

bei den drei längsten Einführungsbeiträgen waren einmal 20 Minuten 25 Sekunden von<br />

einem Mann und einmal 4 Minuten 42 Sekunden von einer Frau. Also das ist ja eine<br />

deutliche Diskrepanz. Und bei den Diskussionsbeiträgen war einmal bei einem Mann<br />

der längste Diskussionsbeitrag 3 Minuten und bei einer Frau 2 Minuten, also das ist so<br />

ein Ergebnis. Und es waren sechs Frauen und sieben Männer dabei, also es ist relativ<br />

ausgeglichen gewesen von der Zusammenset<strong>zu</strong>ng … Wir wollten dann vorgestern über <strong>die</strong><br />

Konsequenzen sprechen, und ich habe Vorschläge gemacht, <strong>zu</strong>m Beispiel Redezeitbegren<strong>zu</strong>ng<br />

oder quotierte Rednerliste. Das war völlig undenkbar. Also das war überhaupt<br />

nicht durchsetzbar. Die hatten überhaupt gar keine Lust <strong>zu</strong> irgendeiner Maßnahme ...“.<br />

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