09.01.2013 Aufrufe

Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

lichkeiten von gesellschaftlichen Subjekten – seien es nun Individuen,<br />

Gruppen, Organisationen;<br />

• der Forderung nach einer anderen Ausgestaltung staatlicher Politiken,<br />

<strong>die</strong> <strong>zu</strong>r Kooperation und Eigentätigkeit ermuntern sollen und<br />

staatlicher Interventions- und Sicherungsinstrumente, <strong>die</strong> nicht nur<br />

Schutz, sondern auch gezielte flankierende Hilfen im Falle <strong>die</strong>ser<br />

oder jener Aktivitätsbereitschaft der Adressaten geben sollen“<br />

(Evers 2000, S. 13).<br />

Die Verankerung von Gender Mainstreaming in den KJP-Förderrichtlinien<br />

kann als ein Mittel gesehen werden, <strong>die</strong> Organisationen <strong>zu</strong>r Herstellung von<br />

Geschlechtergerechtigkeit <strong>zu</strong> motivieren. Im Vergleich <strong>zu</strong> früheren geschlechterpolitischen<br />

Maßnahmen des BMFSFJ (z.B. Modellprogramme <strong>zu</strong>r<br />

Förderung von Mädchen) ist es jedenfalls ein ungewöhnlicher Schritt, der<br />

möglicherweise mit Blick auf <strong>die</strong> politischen Gelegenheitsstrukturen <strong>zu</strong> erklären<br />

ist. Im Herbst 1998 gab es einen Regierungswechsel. Die bis dahin<br />

regierende Koalition aus CDU/CSU und FDP wurde von einer Koalition<br />

aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen abgelöst. Im Juni 1999 erklärte das<br />

Bundeskabinett <strong>die</strong> Gleichheit von Frauen und Männern <strong>zu</strong> einem Leitprinzip<br />

der Regierung und entschied, <strong>die</strong>ses Prinzip mittels der Strategie des<br />

Gender Mainstreaming <strong>zu</strong> verfolgen. Im Dezember 1999 wurde das Konzept<br />

des aktivierenden Staates in einer weiteren Kabinettsentscheidung übernommen.<br />

Im Jahr 2000 startete das Programm der Bundesregierung<br />

„Moderner Staat – Moderne Verwaltung“, das Gender Mainstreaming als<br />

einen Leitgedanken aufgenommen hat. 2000 wurde auch <strong>die</strong> Gemeinsame<br />

Geschäftsordnung der Bundesministerien novelliert und Gender Mainstreaming<br />

aufgenommen. Nicht vergessen werden darf bei alledem der Amsterdamer<br />

Vertrag, der am 1. Mai 1999 in Kraft getreten ist und der <strong>die</strong> Mitgliedstaaten<br />

<strong>zu</strong> einer aktiven Gleichstellungspolitik im Sinne des Gender<br />

Mainstreaming auffordert (vgl. BMFSFJ 2002, S. 22f.). Alles <strong>zu</strong>sammen lässt<br />

sich eine Koinzidenz verschiedener politischer Entwicklungen und Entscheidungen<br />

feststellen, <strong>die</strong> wesentlich da<strong>zu</strong> beigetragen haben können, dass<br />

Gender Mainstreaming Ende des Jahres 2000 Eingang in <strong>die</strong> Förderrichtlinien<br />

des Kinder- und Jugendplans fand. <strong>Von</strong> Ende der Neunziger an bestanden<br />

also förderliche politische Gelegenheitsstrukturen für Gender<br />

Mainstreaming. Mit Blick auf <strong>die</strong> Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe,<br />

<strong>die</strong> der im KJP festgeschriebenen geschlechterpolitischen Anforderung<br />

noch immer mit Abwehr begegnen, ließe sich sagen, dass sie <strong>die</strong> Entwicklung<br />

hin <strong>zu</strong> einer neuen Politik des BMFSFJ offensichtlich nicht mitbekommen<br />

haben und sich deswegen wundern, warum von ihnen mit einem<br />

Mal etwas gefordert ist, was es bis dahin nicht gab. Förderliche politische<br />

Strukturen allein reichen also nicht aus, organisationalen Wandel <strong>zu</strong> initiieren<br />

oder <strong>zu</strong>mindest eine neue, <strong>die</strong> Perspektive der Geschlechtergerechtigkeit<br />

berücksichtigende Selbstbeobachtung in den Organisationen an<strong>zu</strong>stoßen.<br />

Aktivierende Politik hängt ganz entscheidend auch von der Bereitschaft der<br />

Träger ab, <strong>die</strong> von der Politik gesetzten Ziele <strong>zu</strong> unterstützen.<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!