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Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

einer bundesweit tätigen Organisation z.B. erlebt, dass in den Entscheidungsgremien,<br />

ob auf Bundes- oder Landesebene, <strong>zu</strong> 80% Männer sitzen,<br />

Frauen also nur in geringer Zahl dort vertreten sind. Insgesamt sei Gender<br />

Mainstreaming aber nur dann ein Thema, wenn es um <strong>die</strong> Aus- und Fortbildung<br />

der hauptamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Einrichtungen<br />

gehe: „Wenn es auf <strong>die</strong> ehrenamtliche Schiene kommt, dann ist <strong>die</strong>ses Thema insofern<br />

eingeschränkt, dass in der Regel Männer <strong>die</strong> Stellen besetzen, <strong>die</strong> in Rente sind, und<br />

<strong>die</strong> einfach so viel zeitliche Kapazitäten haben, um damit eine halbe Stelle aus<strong>zu</strong>füllen.<br />

Und wenn Frauen da sagen, sie wollen – ja, man kann in meinem Alter, wenn man voll<br />

berufstätig ist, nicht auch noch eine halbe Stelle Vorstandsarbeit für den Verband haben<br />

… Und <strong>die</strong> Geschäftsführer in allen Landesverbänden und auf Bundesebene sind auch<br />

Männer. Was ich als größte Herausforderung auch sehe, ist, überhaupt das Thema ein<strong>zu</strong>führen<br />

und diskussionsfähig <strong>zu</strong> machen.“<br />

Während in <strong>die</strong>sem Zitat <strong>die</strong> Problematik der zeitlichen Vereinbarkeit ehrenamtlicher<br />

Arbeit mit Berufstätigkeit angesprochen ist, stellt sich für viele<br />

Frauen offensichtlich das Problem der Vereinbarkeit mit (Teilzeit)-<br />

Berufsarbeit und ihrer Zuständigkeit für <strong>die</strong> Haus- und Familienarbeit. Ergebnissen<br />

einer von Johanna Schmok 1999 durchgeführten Ehrenamtsuntersuchung<br />

<strong>zu</strong>folge spiegelt das Ehrenamt im Prinzip <strong>die</strong> Arbeitsteilung in<br />

der Gesellschaft wider. Da<strong>zu</strong> führt sie auf dem bereits erwähnten, vom DJI-<br />

Projekt 2004 durchgeführten Workshop aus: „Frauen bevor<strong>zu</strong>gen erheblich stärker<br />

den sozial und auf <strong>die</strong> Familie orientierten Bereich und sind auch in der Familienphase<br />

am aktivsten. Männer betätigen sich in Feldern, <strong>die</strong> in höherem Maß angedockt<br />

sind an ihren Beruf, berufliche Relevanz haben und ein höheres Prestige haben. Sie bekleiden<br />

<strong>die</strong> Funktionsposten, also <strong>die</strong> Wahlämter auch deutlich. Zum Teil ist das natürlich<br />

begründet durch <strong>die</strong> historische Entwicklung vieler Vereine. Viele sind entstanden<br />

als Männervereine, und gerade auch <strong>die</strong>se Bereiche sind stärker auf <strong>die</strong> Interessen und<br />

Lebenslagen von Männern ausgerichtet. Zum Teil liegt das auch an ihren Vereinszeiten.<br />

Und ich komme aus einem kleinen Dorf – bei uns sind grundsätzlich <strong>die</strong> Zeiten, in<br />

denen der Gemeinderat tagt, oder <strong>die</strong> freiwillige Feuerwehr, komplett parallel <strong>zu</strong> den<br />

Elternabenden, das ist einfach so.“<br />

Im Zusammenhang mit der Frage, warum verhältnismäßig wenig Frauen<br />

in Gremien vertreten sind und wie <strong>die</strong>se für Frauen attraktiver gemacht<br />

werden können, verweist Johanna Schmok <strong>zu</strong>dem auf den Aspekt der<br />

Sichtbarkeit resp. Unsichtbarkeit von bestimmten ehrenamtlich übernommenen<br />

Funktionen und Ämtern: „Die Vorsitzende des Elternbeirates hat keine<br />

Uniform, mit der sie beim Dorffest auf dem Wagen sitzt. Das Ehrenamt bei der Feuerwehr<br />

ist also sichtbarer. Es hat allein dadurch schon eine höhere Außenwirkung. Und es<br />

sind wahrnehmbarere Tätigkeiten. Die Elternvereinsvorsitzende in der Schule muss auch<br />

nicht unbedingt einen Rechenschaftsbericht vorlegen und wird nicht entlastet, was dann<br />

am nächsten Tag in der Kreiszeitung steht. Es fängt mit <strong>die</strong>sen kleinen Dingen an, wo<br />

ist Macht und was ist wahrnehmbar, und was ist nicht wahrnehmbar. Soll der Zugang<br />

für Frauen, oder sagen wir besser, für Personen, <strong>die</strong> weibliche Lebensentwürfe haben –<br />

also auch für den alleinerziehenden Mann oder denjenigen, der es vorzieht, <strong>die</strong> Familienarbeit<br />

<strong>zu</strong> machen – soll der Zugang für <strong>die</strong>se Personen erleichtert werden, braucht es<br />

natürlich eine ganz hohe Bereitschaft, sich auf neue Strukturen ein<strong>zu</strong>lassen. Das ist in<br />

aller Regel das, was nicht nur ein Teil der Bevölkerung, sondern ganz viele von uns am<br />

meisten ängstigt. Und sich auf neue Strukturen ein<strong>zu</strong>lassen, heißt auch, unter Umständen<br />

eine Zeitlang eine Strukturlosigkeit aus<strong>zu</strong>halten.“<br />

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