Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern â¦
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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />
rechtigkeit in <strong>die</strong>sem Sinn geht es um Verteilungskonflikte, <strong>die</strong> weder durch<br />
Gewalt noch durch das ungezügelte Spiel der Marktkräfte gelöst werden<br />
sollen. Aber nach welchen Prinzipien sollen Institutionen Verteilungsentscheidungen<br />
treffen? Wie muss <strong>die</strong> Struktur unseres Gemeinwesens aussehen,<br />
damit <strong>die</strong> in ihr ablaufenden Verteilungsprozesse dem Gebot der Fairness<br />
(Rawls 2003) entsprechen?<br />
Drei grundlegende Verteilungs-Prinzipien sind:<br />
• Leistungsprinzip<br />
• Bedürfnisprinzip<br />
• Gleichheitsprinzip<br />
Diese drei Regeln steuern u.a. unser Gerechtigkeitsempfinden (nach<br />
Höyng/Puchert 1998; siehe da<strong>zu</strong> auch Lengfeld 2002). Aber <strong>die</strong> jeweilige<br />
Beurteilung anhand <strong>die</strong>ser drei Prinzipien ist wiederum in hohem Maße von<br />
sozialen Konstruktionen und Vorstellungen abhängig:<br />
• Das Leistungsprinzip findet sich hauptsächlich im beruflichen Bereich.<br />
Aber wie man aus empirischen Forschungen weiß, werden<br />
gleiche Leistungen von Männern und Frauen durchaus unterschiedlich<br />
beurteilt.<br />
• Befriedigung der Bedürfnisse: Was wir an Bedürfnissen entwickeln,<br />
ist sozialisationsabhängig – und wer welche Bedürfnisse befriedigen<br />
darf, ist abhängig auch von gesellschaftlichen Zuschreibungen.<br />
• Gleichheitsprinzip: Dass <strong>die</strong> formale Gleichheit der Chancen nicht<br />
ausreicht, darauf hat kürzlich <strong>die</strong> PISA-Stu<strong>die</strong> wieder aufmerksam<br />
gemacht, in der deutlich wurde, wie wenig offen <strong>die</strong>se Gesellschaft<br />
ist und wie sehr soziale Ungleichheit „vererbt“ wird. Was Frauen betrifft,<br />
genügen wenige Daten: „Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg<br />
gesehen, ver<strong>die</strong>nen Arbeiterinnen rund 25% weniger als Arbeiter.<br />
… Der geschlechtsspezifische Ver<strong>die</strong>nstabstand ist über alle<br />
Wirtschaftsbereiche hinweg bei den Angestellten höher als bei den<br />
Arbeiterinnen und Arbeitern. So ver<strong>die</strong>nen weibliche Angestellte<br />
rund 33% weniger als ihre Kollegen.“ (Statist. Bundesamt 2004,<br />
S. 49/50). Deutschland hat das stärkste Lohngefälle zwischen Männern<br />
und Frauen innerhalb der EU. Familie ist nicht mehr in Einklang<br />
<strong>zu</strong> bringen mit anderen Institutionen des modernen Lebenslaufs,<br />
es sei denn unter Akzeptanz von Geschlechterungleichheit<br />
(Krüger 2006a, S. 155) – so konstatiert auch der 7. Familienbericht<br />
von 2005. Ca. 90% aller Professuren sind in Männerhand, ca. 90%<br />
von Führungspositionen in der Wirtschaft sind von Männern besetzt,<br />
aber <strong>die</strong> sogenannten geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse<br />
sind mit ca. 70% Frauenanteil eine Frauendomäne. Insgesamt sind<br />
zwei Drittel aller Führungskräfte in der Industrie, im Dienstleistungsbereich<br />
oder in der öffentlichen Verwaltung männlich (Statistisches<br />
Bundesamt 2004). 70% der Bundestagsabgeordneten sind<br />
Männer. „Deutschland steht mit <strong>die</strong>sem Anteil weiblicher Abgeordneter<br />
im Parlament innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten an fünfter<br />
Stelle“ (Statist. Bundesamt 2004, S. 76). „Die Geschlechtergrammatik<br />
des Institutionenarrangements lebt fort, gerät nun in Widerspruch<br />
<strong>zu</strong> sich selbst und potenziert – ganz jenseits von Solidarbeziehungen<br />
– Herkunftsungleichheit“ (Krüger 2006a, S. 154f.).<br />
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