Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern â¦
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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />
Genderkompetenz als Wissen um den rechtlichen Rahmen von Gender Mainstreaming<br />
Bezogen auf <strong>die</strong> Kinder- und Jugendhilfe umfasst Gender-Wissen auch <strong>die</strong><br />
Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen, also <strong>die</strong> Kenntnis der Verankerung<br />
von Geschlechtergleichstellung im Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />
(KJHG, §9) – und für <strong>die</strong> aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes geförderten<br />
Organisationen kommen außerdem noch <strong>die</strong> Förderrichtlinien des<br />
KJP hin<strong>zu</strong>, <strong>die</strong> Gender Mainstreaming als ein durchgängig <strong>zu</strong> beachtendes<br />
Arbeitsprinzip vorgeben. Das Wissen um <strong>die</strong>se verbindlichen rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen kann das „Wollen“, <strong>die</strong> Bereitschaft <strong>zu</strong>r Beachtung<br />
der Geschlechterperspektive im eigenen Arbeitsbereich durchaus fördern<br />
und damit auch <strong>zu</strong>m Handeln motivieren. Dies ist nur ein Beispiel für <strong>die</strong><br />
Interdependenz und Wechselwirkung, <strong>die</strong> zwischen den unterschiedlichen<br />
Bestandteilen von Genderkompetenz besteht. Sich <strong>die</strong> rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
von Gender Mainstreaming immer wieder einmal <strong>zu</strong> vergegenwärtigen,<br />
kann da<strong>zu</strong> beitragen, dass gleichstellungspolitisches Engagement<br />
den Beigeschmack von etwas zwar Wünschenswertem, aber eigentlich<br />
Überflüssigem verliert. In der schriftlichen Befragung, <strong>die</strong> das DJI-Projekt<br />
Herbst 2003 durchgeführt hat und an der sich 140 Organisationen beteiligten,<br />
wird <strong>die</strong>se Auffassung am deutlichsten von zwei Organisationen vertreten,<br />
<strong>die</strong> ausschließlich männliche Mitglieder haben. Beide Organisationen<br />
sehen keine Notwendigkeit, sich mit Gender Mainstreaming <strong>zu</strong> befassen,<br />
jeweils mit dem Hinweis darauf, dass es sich bei ihnen um 100prozentige<br />
Männerverbände handelt. Eine Einschät<strong>zu</strong>ng da<strong>zu</strong> lautet: „Das Ganze (also<br />
Gender Mainstreaming, d.Vf.) passt nicht auf <strong>die</strong> Förderung von jungen<br />
Menschen, <strong>die</strong> sich männlichen Vereinen … angeschlossen haben. Im Männerverein/-verband<br />
über Gender Mainstreaming <strong>zu</strong> sprechen, ist absurd.“<br />
Das Geschlechterverhältnis, das ja mit dem Begriff Gender gemeint ist, scheint<br />
ihnen demnach kein Thema, mit dem sie sich auseinandersetzen müssen.<br />
Demgegenüber zeigen sich zwei Organisationen, <strong>die</strong> ausschließlich weibliche<br />
Mitglieder haben und mädchen-/frauenspezifische Arbeit leisten, offen<br />
gegenüber Gender Mainstreaming. <strong>Von</strong> ihnen wird Gender Main-streaming<br />
unter dem Aspekt der Qualifizierung der Arbeit betrachtet und geprüft. Die<br />
reinen Frauenorganisationen haben das Geschlechterverhältnis und <strong>die</strong> Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
von Gender Mainstreaming im Blick, während <strong>die</strong> beiden reinen<br />
Männerorganisationen offensichtlich noch weit davon entfernt sind, Gender<br />
überhaupt <strong>zu</strong> einem auch für Männer relevanten Diskussionsgegenstand <strong>zu</strong><br />
machen. Männern <strong>die</strong> Bedeutung und den Wert von GM auch für sie selbst<br />
plausibel <strong>zu</strong> machen, den Gewinn, den sie davon haben könnten, wird ein<br />
Angelpunkt für <strong>die</strong> Nachhaltigkeit <strong>die</strong>ses gleichstellungspolitischen Prinzips<br />
sein. Insbesondere der neuere Diskurs um <strong>die</strong> Zukunft der Jungen und jungen<br />
Männer und ihre Probleme gibt jedoch <strong>die</strong>sem Thema möglicherweise<br />
Auftrieb (vgl. u.a. Rose/Schmauch 2005). Die Jugendverbände sind gefordert,<br />
sich in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>zu</strong> positionieren und Konzepte <strong>zu</strong> entwickeln.<br />
Die Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen von Gender<br />
Mainstreaming verschafft <strong>die</strong>ser Aufgabe <strong>zu</strong>sätzlich Legitimation und unterstreicht<br />
<strong>die</strong> Notwendigkeit, im eigenen Arbeitsbereich geschlechterpolitisch<br />
aktiv <strong>zu</strong> werden. Die Kenntnis des rechtlichen Rahmens von Gender<br />
Mainstreaming als Bestandteil von Genderkompetenz ist deswegen bedeut-<br />
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