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Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

auftritt, eher mehr Kompetenz – und eigentlich will man dahin kommen. Und wo ich<br />

eher sage, ich will da nicht hinkommen. Also ich will so reden, wie ich meine, dass es gut<br />

ist. … Mein Wunsch, meine Vision, wäre eher, wie ich vorher sagte, dass beide Art und<br />

Weisen der Arbeit gleich anerkannt und gleich kompetent gesehen werden“. Des Weiteren<br />

schildert <strong>die</strong>se Vorstandsfrau, dass sie als <strong>zu</strong> wenig kompetent wahrgenommen<br />

wird, aber trotz der im Gender Training als männlich bzw. weiblich<br />

konnotierten Verhaltensweisen führt sie letztlich den Unterschied wieder<br />

auf sich als Person <strong>zu</strong>rück. „Ich werde in meiner Art manchmal als wenig kompetent<br />

gesehen, aber das sehe ich nicht im Zusammenhang als Frau. Nein. Das sehe ich<br />

durchaus so, dass ich auch da und dort weniger kompetent bin, um das und das vor<strong>zu</strong>stellen.<br />

Aber das führe ich nicht auf Frau <strong>zu</strong>rück, sondern sei es <strong>zu</strong> schnell reden, sei es<br />

inhaltlich da nicht fit sein. Aber das Problem könnte ein Mann ganz genauso haben.“<br />

Diese Argumentationsfigur findet sich durchgängig in allen Interviews<br />

und Gruppendiskussionen: Einerseits werden bestimmte Verhaltensweisen<br />

als typisch männlich oder typisch weiblich bewertet, aber dann wird <strong>die</strong> Zuschreibung<br />

<strong>zu</strong> Männern und Frauen wieder in Frage gestellt: „Genau, da gab´s<br />

dann so Zuschreibungen, mich ärgert das fast …“<br />

Die Aufforderung, sich in <strong>die</strong> Rolle des jeweils anderen Geschlechts gedanklich<br />

hinein<strong>zu</strong>begeben, löst offensichtlich bei den meisten in vieler Hinsicht<br />

eine intensive Reflexion aus: „Wirklich das Aha-Erlebnis war für mich <strong>die</strong>ser<br />

Rollenwechsel, mir wirklich Gedanken <strong>zu</strong> machen, was denke ich mir dabei, wie<br />

stelle ich mir das vor, und bei mir selber <strong>zu</strong> erleben, dass wirklich am Anfang <strong>die</strong>se Kleinigkeiten,<br />

Äußerlichkeiten waren, an <strong>die</strong> man sofort denkt.“ Die meisten Männer<br />

und Frauen nehmen Unterschiede in den Positionen und in der Aufgabenteilung<br />

zwischen Männern und Frauen plötzlich sehr deutlich wahr, insbesondere<br />

in Be<strong>zu</strong>g auf ihre berufliche Biographie: „Bei der Aufgabenstellung<br />

müsste ich abstrahieren von fast 40 Jahren, ich denen ich als Frau aufgewachsen bin.<br />

Und ich glaube, das viel von dem, was mich ausmacht möglicherweise auch mit meinem<br />

Geschlecht <strong>zu</strong> tun hat und mit der Art – also nicht nur möglicherweise. Ich kann nicht<br />

sagen, wie viel davon, und wie wäre ich denn überhaupt heute als 40-jähriger Mann? Ich<br />

habe ja keine Vorstellung davon. … Ich glaube, ich würde schlichtweg gar nicht auf<br />

meinem Job sitzen, sondern ich würde vielleicht doch <strong>die</strong> akademische, wissenschaftliche<br />

Laufbahn weiter verfolgen.“ so eine Teilnehmerin an einem Gender Training in<br />

der Auswertung der Übung.<br />

Zwei Teilnehmer an einem Gender Training bemerkten, dass sie Vorteile<br />

z.B. in Be<strong>zu</strong>g auf ihre berufliche Laufbahn hatten im Vergleich <strong>zu</strong> ihren<br />

Schwestern und mit deren Ausbildung vermutlich nicht in der Position wären,<br />

<strong>die</strong> sie jetzt inne haben: „Für mich war es schwierig, mich darauf ein<strong>zu</strong>lassen,<br />

weil bei mir sofort <strong>die</strong> Frage war, wäre ich überhaupt an <strong>die</strong>sem Ort. Hätte ich <strong>die</strong>sen<br />

Beruf, wenn ich eine Frau wäre? Das fängt ja mit der familiären Sozialisation ein Stück<br />

weit an. Die Frage habe ich auch schon mit meiner Frau diskutiert und mit meinen<br />

beiden Schwestern. Wir waren zwei Brüder, zwei Schwestern, <strong>die</strong> haben <strong>zu</strong>nächst nicht<br />

Abitur gemacht, ich und mein Bruder schon. Meine beiden Schwestern haben nachher<br />

dann so über erste Ausbildung, dann zweiten Bildungsweg sich dann auch irgendwie noch<br />

mal neue Arbeitsfelder erschlossen. Ich vermute, das wäre mir <strong>zu</strong>nächst mal ähnlich gegangen.<br />

… Aber es gibt so Wesensarten. Meine beiden Schwestern – <strong>zu</strong>m Teil ist es<br />

sicher mühsam, dann später noch Zusatzausbildungen <strong>zu</strong> machen, aber das haben <strong>die</strong><br />

beide auch gemacht. Ich denke, von daher hätte ich es wahrscheinlich auch gemacht, von<br />

meiner Art her.“<br />

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