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Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

nen der Beharrung in einem anderen. Die Wechselprozesse zwischen ihnen<br />

bedürfen der eigenen Analyse“ (Krüger 2002, S. 65).<br />

Die Handlungsoptionen von vielen Frauen sind gestiegen – allerdings<br />

auch <strong>die</strong> Belastungen (Schmitter 2006). Mädchen zeigen einerseits ein verändertes<br />

Selbstbild und verhalten sich insgesamt raumgreifender und selbstbewusster<br />

als bspw. vorangegangene Mädchengenerationen, aber einschlägige<br />

empirische Untersuchungen zeigen, dass <strong>die</strong> Einmündung in den Beruf<br />

nach wie vor traditionellen Differenzierungen folgt: Berufsqualifizierende<br />

Abschlüsse liegen <strong>zu</strong> 70% in geschlechtstypischen Segmenten. Hier wird<br />

also eine vorherige lebensphasenspezifische Aufweichung von Grenzen offensichtlich<br />

wieder verfestigt. Bildungsinvestitionen von Frauen zahlen sich<br />

gegenüber denen von Männern im Lebenslauf noch stets geringer aus –<br />

selbst dann, wenn Frauen auf Familie verzichten (Krüger 2006a, S. 145).<br />

Geschlechterungleichheit „tritt in der Biographie <strong>zu</strong> unterschiedlichen Phasen<br />

in den Vordergrund, in sehr verschiedenen Situationen, oft unerwartet<br />

und mit sehr verschiedenen Gesichtern“ (ebd., S. 149). Erst <strong>die</strong> Zusammenschau<br />

der verschiedenen Stu<strong>die</strong>n etwa <strong>zu</strong> Lebenslauf und Berufseinmündung<br />

belegt, „dass Geschlecht als Ungleichheitsparameter viele institutionell-organisatorisch<br />

strukturierte Wurzeln hat“ (ebd.). 3<br />

Die Machtbeziehungen auf der unmittelbaren Interaktionsebene haben<br />

sich ebenfalls geändert, aber Unterschiede tun sich im Lebenslauf durch <strong>die</strong><br />

Institutionenstrukturierung als „hart gerahmtes Geschlechterregime“ auf<br />

(ebd., S. 149). Frauen fordern Aushandlungsprozesse, wenn es um <strong>die</strong> Frage<br />

Kind und Beruf geht, <strong>die</strong> Ergebnisse sind wieder sehr ernüchternd, denn es<br />

kumulieren ungleiche arbeitsmarktrelevante Ausgangspositionen und Zukunftschancen<br />

von Männern und Frauen, so dass <strong>die</strong> Aushandlung in eine<br />

bestimmte Richtung verläuft: „Das Ensemble der institutionalen Verhältnisse<br />

... erzeugt ... kumulierende externe Kontexte wie etwa <strong>die</strong> sehr unterschiedliche<br />

Vereinbarkeitstauglichkeit vom erlernten Beruf oder <strong>die</strong><br />

geschlechterungleich vorstrukturierten Aushandlungsressourcen um arbeitsmarktliche<br />

und/oder familiale Beteiligungen zwischen den Partnern (ebd.,<br />

S. 150), sodass Geschlechts<strong>zu</strong>schreibungen und innerfamiliale Kostenkalküle<br />

amalgamieren. So fordert der 7. Familienbericht denn auch – den Begriff<br />

der Sorge für andere, Care, aufgreifend – dass Familienpolitik Gleichheitspolitik<br />

sein muss (vgl. Bertram 2006).<br />

Fragen der sozialen Gerechtigkeit sind immer mit Situationen sozialer<br />

Ungerechtigkeit verknüpft, also Zuständen, in denen <strong>die</strong> verfügbaren Güter<br />

und Lebenschancen zwischen den Menschen ungleich verteilt sind. Aber<br />

nicht in jeder Ungleichheitssituation wird der Ruf nach Gerechtigkeit laut<br />

(z.B. im Fall von Krankheit oder einer Naturkatastrophe). Nur wenn Ungleichheit<br />

aus vollzogenen oder unterlassenen Entscheidungen resultiert,<br />

beginnen wir, über Gerechtigkeit nach<strong>zu</strong>denken. Bei der Frage nach Ge-<br />

3 Eindrücklich hier<strong>zu</strong> z.B. <strong>die</strong> Untersuchung von Helga Ostendorf (2006) <strong>zu</strong>r Berufsberatung von<br />

jungen Frauen durch <strong>die</strong> Bundesagentur für Arbeit. Sie kommt <strong>zu</strong>m Ergebnis, dass nicht nur in<br />

den Informationsmaterialien, sondern auch in den Strukturen und Verfahrensweisen <strong>die</strong> Leitidee<br />

der Geschlechterdifferenz eingeschrieben ist <strong>zu</strong>ungunsten der Mädchen und jungen<br />

Frauen.<br />

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