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Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

pauschale – Behauptung wird gestützt durch immer wiederkehrende Aussagen<br />

in den Gruppendiskussionen, <strong>die</strong> das DJI-Projekt im Rahmen seiner<br />

Workshops durchgeführt hat. So wurde häufig der Aspekt thematisiert, dass<br />

es in einigen Bereichen äußerst schwierig ist, junge Männer für ehrenamtliches<br />

Engagement im Bereich des „Caring“ für andere <strong>zu</strong> gewinnen und dass<br />

<strong>die</strong>se sich eher in Bereichen engagierten, <strong>die</strong> berufsbiografisch verwertbar<br />

seien, während für junge Frauen eher inhaltliche bzw. soziale Aspekte im<br />

Vordergrund stünden. Zudem wird berichtet, dass in einigen Verbänden <strong>die</strong><br />

quantitative Teilnahme von Mädchen mit Beginn der Pubertät sinkt; hier<br />

stellt sich <strong>die</strong> Frage, ob es möglicherweise Verbandsstrukturen sind, <strong>die</strong> eine<br />

Unlust der Mädchen auf aktive Teilnahme begünstigen, da sie sich in ihrem<br />

Engagement möglicherweise nicht genügend anerkannt fühlen.<br />

Auf der anderen Seite scheint Verbandsarbeit eine gute Gelegenheit, geschlechtshierarchische<br />

Strukturen <strong>zu</strong> überwinden, so ein Ergebnis einer Stu<strong>die</strong><br />

von Funk/Winter (1993): Männliche Jugendleiter gewinnen – so ihre<br />

Aussage – durch ihre ehrenamtliche Arbeit im Bereich sozialer Kompetenzen.<br />

Die Entwicklung <strong>die</strong>ser im Bereich von „Care“ an<strong>zu</strong>siedelnden Kompetenz<br />

ist jedoch den Ergebnissen der Stu<strong>die</strong> <strong>zu</strong>folge eng mit innerverbandlicher<br />

wie auch subjektiver Anerkennung der gesellschaftlich wenig wertgeschätzten,<br />

eher Frauen als Männern <strong>zu</strong>geschriebenen „Fürsorglichkeit“ und<br />

der Veränderung von Geschlechterhierarchien verknüpft. Mädchen und<br />

junge Frauen dagegen entdecken z.B. bei der Mitarbeit im Technischen<br />

Hilfswerk oder bei der Jugendfeuerwehr neue Selbstsicherheit im Umgang<br />

mit Technik (mündliche Mitteilung auf einer Tagung). Im Rahmen des 12.<br />

Kinder- und Jugendberichtes wird <strong>die</strong> Hypothese formuliert, dass „Gleichaltrigenbeziehungen<br />

ein wichtiges Lernfeld (dar)stellen, das insbesondere <strong>die</strong><br />

Ausbildung sozialer Kompetenzen fördert“ und „neue persönliche und<br />

strukturelle Entwicklungschancen“ bietet (Grunert 2005, S. 77; da<strong>zu</strong> auch<br />

Düx 2006). Qualitative Forschung gibt es jedoch da<strong>zu</strong> kaum; lediglich in der<br />

BUND-Stu<strong>die</strong> nannten <strong>die</strong> befragten Jugendlichen „ein weites Tableau von<br />

Kompetenzen, das im Laufe des Engagements erworben werden konnte. …<br />

Ferner erwähnen <strong>die</strong> Jugendlichen <strong>die</strong> sukzessive Entwicklung der Fähigkeit<br />

<strong>zu</strong>r konstruktiven Zusammenarbeit in Gruppen sowie <strong>zu</strong>m Respekt und <strong>zu</strong>r<br />

Toleranz im Umgang mit anderen Lebensformen, d.h. den Erwerb eines<br />

breiten Spektrums von sozialen Kompetenzen“ (zit. nach 12. Kinder- und<br />

Jugendbericht, S. 151). Jugendverbände können auch eine Gelegenheitsstruktur<br />

bilden für das Einüben nicht-hierarchischer, gleichberechtigter Interaktion<br />

zwischen Männern und Frauen und für <strong>die</strong> Überwindung einengender<br />

Rollenstereotype.<br />

Die gesellschaftliche Bedeutung der Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe<br />

unterstreichend, sind <strong>die</strong>se außerdem politisch und von Gesetzes<br />

wegen gefordert, mit ihren Angeboten und Maßnahmen <strong>zu</strong>r Herstellung<br />

von Geschlechtergerechtigkeit bei<strong>zu</strong>tragen. Das 1991 in Kraft getretene<br />

Kinder- und Jugendhilfegesetz schreibt Entsprechendes fest. Die eine Dekade<br />

später erfolgte Verankerung von Gender Mainstreaming in den Förderrichtlinien<br />

des Kinder- und Jugendplans bekräftigt also eigentlich lediglich<br />

etwas, was rechtlich längst vorgeschrieben ist. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />

stellt sich schon <strong>die</strong> Frage, warum einige Organisationen sich mit der Anforderung<br />

<strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng von Gender Mainstreaming schwer tun, darin<br />

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