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Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

Der Leiter einer Abteilung, <strong>die</strong> GM ebenfalls als Pilotprojekt umsetzen<br />

wollte, ist offen für <strong>die</strong> Idee und bereit, <strong>die</strong>se um<strong>zu</strong>setzen, aber es wird für<br />

ihn immer schwieriger, GM um<strong>zu</strong>setzen, weil <strong>die</strong> Abteilung „unter einem<br />

Wahnsinns-Spardruck leidet, personeller Abbau, und er selber und alle anderen nicht<br />

mehr wissen, wie sie sich dem Thema überhaupt noch nähern sollen, einfach zeitlich und<br />

ressourcenmäßig.“ – trotz allem guten Willen.<br />

„Was einschränkend ist,“ – so schildert des Weiteren <strong>die</strong> Vertreterin des<br />

kommunalen Trägers, „dass wir eben keinerlei Freistellungen haben für <strong>die</strong> ganze<br />

Arbeit im Gender Mainstreaming-Prozess, sondern dass alle, ob Abteilungsleitungen<br />

oder MitarbeiterInnen, das alle <strong>zu</strong>sätzlich machen, nebenher machen. … Also das muss<br />

alles <strong>zu</strong>sätzlich und nebenher laufen und das merken wir auch jetzt eben in der wirtschaftspolitischen<br />

Situation: Abbau, Stellenabbau, Arbeitsverdichtung, und inzwischen<br />

ist es eigentlich eine Überforderung in allen Dienststellen, überhaupt noch mit<strong>zu</strong>ziehen.<br />

Es ist politisch gewollt, und <strong>die</strong>se Dienststellen, <strong>die</strong> Ämter haben sich auch freiwillig ...<br />

also <strong>die</strong> Dienststellenleiter haben sich gemeldet und haben gesagt: ‚Wir würden das gerne<br />

bei uns machen, übernehmen.’ Es ist gewollt. Aber es gibt kein Geld, keine Stellen,<br />

keine Ressourcen. Also von daher ist es inzwischen eben <strong>die</strong> Schwierigkeit: Wie damit<br />

umgehen? Es macht Arbeit, es braucht Zeit, es gibt aber keine Ressourcen.“<br />

Ohne bereitgestellte Ressourcen hängt <strong>die</strong> Umset<strong>zu</strong>ng von Gender<br />

Mainstreaming also ganz entscheidend davon ab, dass sich engagierte Frauen<br />

und Männer finden, <strong>die</strong> auch bereit sind, <strong>zu</strong>sätzliche, über <strong>die</strong> reguläre<br />

Arbeitszeit hinausgehende Zeit – ihre Freizeit – <strong>zu</strong> investieren, so wie in<br />

<strong>die</strong>sem Fall: „Und wenn sowieso Personal laufend abgebaut wird und <strong>die</strong> Arbeitsverdichtung<br />

bei uns so groß ist, dass ich im Sommer 240 Überstunden hatte und da sind 90<br />

Überstunden auch mit Gender Mainstreaming verbunden, weil ich habe halt <strong>zu</strong>hause am<br />

Wochenende das alles erarbeitet, den Arbeitskreis leiten, den Prozess <strong>zu</strong> strukturieren,<br />

das ist Arbeit.“<br />

Eine solche Situation kann leicht den Eindruck entstehen lassen, dass es<br />

sich bei <strong>die</strong>sem Engagement einzig um freiwillige Leistungen handelt, <strong>die</strong><br />

aus innerer Überzeugung und Idealismus erbracht werden, was sich letztlich<br />

kontraproduktiv auf <strong>die</strong> Verankerung von Gender Mainstreaming als politisch<br />

gewollte und rechtlich abgesicherte Querschnittaufgabe auswirkt. Zudem<br />

steht <strong>zu</strong> befürchten, dass es auf <strong>die</strong>se Art und Weise vermutlich bald <strong>zu</strong><br />

erheblichen Ermüdungserscheinungen kommen kann, <strong>die</strong> den Prozess <strong>zu</strong>m<br />

Erliegen bringen.<br />

6.2 Hindernisse auf der Ebene des Sozialen, der<br />

Interaktion und sozialen Beziehungen<br />

Zu <strong>die</strong>sem Typus von Herausforderungen zählen wir all jene Phänomene,<br />

<strong>die</strong> dem Bereich Wissen und Können, Haltungen und Einstellungen, Führungsstile,<br />

informelle Zusammenhänge etc. <strong>zu</strong>geordnet werden können. Ein<br />

Beispiel dafür sind etwa Lippenbekenntnisse, aus denen nichts weiter folgt.<br />

Gender Mainstreaming ist als Top-Down-Prinzip konzipiert, und es bedarf<br />

der Unterstüt<strong>zu</strong>ng durch <strong>die</strong> Leitung. Die im Kapitel „Berichte aus der Pra-<br />

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