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Von Leuten, die auszogen, Geschlechterverhältnisse zu verändern …

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Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

wissen, dass ‚man das heute so macht’ und sie kritische Bemerkungen vermeiden<br />

wollen“ (Jochmann-Döll 2004, S. 25). In Be<strong>zu</strong>g auf <strong>die</strong> geschilderten<br />

Beispiele kann z.B. dann einfaches Lernen konstatiert werden, wenn <strong>die</strong><br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng durch Leitungspersonen über verbale Verlautbarungen nicht<br />

hinausgeht. In dem Fall wäre u.a. <strong>zu</strong> überlegen, wie es gelingen kann, vielschichtigeres<br />

Wissen oder <strong>zu</strong>mindest Aha-Erlebnisse, also Erlebnisse mit<br />

Augenöffner-Funktion, wie sie aus Gender Trainings geschildert werden, <strong>zu</strong><br />

vermitteln, <strong>die</strong> einen anderen Zugang <strong>zu</strong> der Thematik ermöglichen. Das<br />

wäre ein Schritt in Richtung komplexes Lernen, der nächsten Stufe organisationalen<br />

Lernens.<br />

Komplexes Lernen geht über einfaches Lernen insofern weit hinaus, als<br />

es auch das Hinterfragen und Verändern von Alltagstheorien beinhaltet und<br />

<strong>zu</strong> Verhaltensänderungen aufgrund veränderter Überzeugungen führt. Im<br />

Gegensatz <strong>zu</strong> einfachem Lernen ist komplexes Lernen nicht von externen<br />

Anreizen abhängig, sondern kann ebensogut endogen bedingt sein. „Als<br />

interne Anlässe kommen einerseits normative Innovationen, z.B. <strong>die</strong> Zwecke<br />

und Nebenbedingungen der Zweckverfolgung betreffend, in Frage, andererseits<br />

Veränderungen im Wissenssystem, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>r Neubewertung von<br />

Informationen oder einem veränderten Umgang mit Inkonsistenzen und<br />

Unsicherheit anregen … Komplexes Lernen manifestiert sich in gewandelten<br />

Annahmen über Programme und Strategien“ (Wiesenthal 1995, S. 142).<br />

Eine Vorausset<strong>zu</strong>ng für reflexive Veränderungen in Organisationen „ist<br />

sicherlich das Vorhandensein von Entscheidern, <strong>die</strong> einerseits mit neuen<br />

kognitiven und/oder normativen Annahmen ausgestattet sind und andererseits<br />

über <strong>die</strong> Autorität verfügen, ihre Entscheidungen durchsetzen <strong>zu</strong> können.<br />

Dies mag, um beim Beispiel des Gender Mainstreaming <strong>zu</strong> bleiben,<br />

dann der Fall sein, wenn sich Personalvorstände in Verwaltungen oder Unternehmen<br />

offen für gleichstellungspolitische Fragen zeigen und das entsprechende<br />

Fachpersonal bei der Entwicklung und Durchset<strong>zu</strong>ng neuer<br />

Konzepte unterstützen“ (Bothfeld/Gronbach 2002, S. 239).<br />

Die lernende Organisation ist eine Metapher für „den Prozess der Vergemeinschaftung<br />

der individuellen Lernergebnisse <strong>zu</strong> entweder einer gemeinsamen<br />

Wissensbasis oder <strong>zu</strong> geteilten Annahmen über <strong>die</strong> Wirklichkeit“<br />

(Jochmann-Döll 2004, S. 25; <strong>zu</strong> Organisationsveränderungen siehe<br />

auch Kühl 2000). Gerade wenn Hindernisse wie z.B. Widerstände unüberwindlich<br />

scheinen, kann es hilfreich und unterstützend sein, den Prozess des<br />

Umsetzens von Gender Mainstreaming einmal aus der Perspektive der lernenden<br />

Organisation <strong>zu</strong> betrachten.<br />

Bechtle, G. (1999): Innovation und Organisation: ein immerwährendes Dilemma. In: Berliner Debatte,<br />

INITIAL 10, H. 3, (<strong>zu</strong>sammengestellt von Cathleen Kantner und Mike Geppert), S. 43–49<br />

Böhme, I.-A. (2004): Systemische Sichtweisen und Lösungsstrategien im Umset<strong>zu</strong>ngsprozess von<br />

Gender Mainstreaming. Vortrag auf der DJI-Tagung „Gegendert – und kompetent?! Genderkompetenz<br />

als Bestandteil von Prozessen des Gender Mainstreaming“ am 25.10.2004 in Bonn,<br />

unveröffentlichtes Manuskript<br />

Bothfeld, S./Gronbach, S.(2002): Vom Kopf auf <strong>die</strong> Füße. Politisches Lernen durch Gender<br />

Mainstreaming? In: Bothfeld,S.Gronbach/S./Riedmüller, B. (Hrsg.): Gender Mainstreaming –<br />

eine Innovation in der Gleichstellungspolitik. Zwischenberichte aus der politischen Praxis.<br />

Frankfurt/New York: Campus, S. 231–254<br />

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