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Bericht über die Unfallmedizinische Tagung in Mainz am - Deutsche ...

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Wundmanagement und Infektion – Aktuelle Konzepte<br />

oder Sz<strong>in</strong>tigraphie s<strong>in</strong>d ebenso wie spezielle serologische Tests nur bei spezifischer<br />

Indikationsstellung erforderlich (22).<br />

Therapie akute Infektion<br />

Initiale „bl<strong>in</strong>de“Antibiotikagaben führen zur zunehmenden Verschleierung der Befunde (17).<br />

Beim Früh<strong>in</strong>fekt e<strong>in</strong>es Gelenkes taucht immer <strong>die</strong> Frage auf, ob man arthroskopisch oder<br />

offen revi<strong>die</strong>rt. Diese immer wiederholte Diskussion vernachlässigt <strong>die</strong> Tatsache, dass nur<br />

<strong>die</strong> wenigsten Gelenke des menschlichen Körpers <strong>über</strong>haupt arthroskopierbar s<strong>in</strong>d. Zwar<br />

berichtet <strong>die</strong> Literatur davon, dass sich 95% aller Infektionen <strong>in</strong> den großen Gelenken<br />

abspielen (4,7). Aber <strong>die</strong> Frage muss erlaubt se<strong>in</strong>, ob all <strong>die</strong> Infektionen der kle<strong>in</strong>en Gelenke<br />

<strong>in</strong> Stu<strong>die</strong>n wirklich erfasst werden (1).<br />

Schauen wir auf <strong>die</strong> arthroskopierbaren Gelenke, so ist durch <strong>die</strong> enorme Ausweitung<br />

arthroskopischer Behandlungverfahren e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger Trend h<strong>in</strong> zum m<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>vasiven<br />

Verfahren zu verzeichnen (12,7,17). Verkürzte Behandlungszeiten und frühzeitigere Mobilisation<br />

der Gelenke wurden beschrieben. Die Rate der Infektberuhigung wurde <strong>in</strong> der aktuellen<br />

Literatur von 80% (23) bis 92% (16,17) angegeben.<br />

Auch bei arthroskopisch extrem spezialisierten Zentren wird der Erfolg im Stadium III nach<br />

Gächter nur mit 67% bei mehrfachen Spülungen dokumentiert (24). Andere Autoren sehen<br />

daher <strong>die</strong> Indikation zur offenen Revision abhängig von der Dauer der Infektion (24), um<br />

auch <strong>die</strong> tieferen <strong>in</strong>fizierten Synovialschichten zu erreichen und der Arthroseentwicklung<br />

entgegenzuwirken (15,25). Sogar bei primär völlig offener Behandlung des Gelenkes mit<br />

E<strong>in</strong>lage von PMMA-Ketten wurden Erfolgsraten von bis zu 96,4% beschrieben (25).<br />

Als Spülflüssigkeit sollte man nur R<strong>in</strong>gerlösung verwenden. Der hyal<strong>in</strong>e Gelenkknorpel ist<br />

äußerst vulnerabel. Bereits ger<strong>in</strong>gfügige ph-Verschiebungen können verheerende Folgeschäden<br />

nach sich ziehen. Infektbed<strong>in</strong>gte Knorpelläsionen werden dann u.U. iatrogen weiter<br />

verschlimmert (1). E<strong>in</strong>igkeit besteht <strong>in</strong> der Literatur dar<strong>über</strong>, dass R<strong>in</strong>gerlösung als e<strong>in</strong>zige<br />

Lösung ke<strong>in</strong> Risiko <strong>in</strong> sich birgt (26,8,27,28,10,29). Obwohl der gedankliche Ansatz, mit<br />

Antibiotika bzw. Des<strong>in</strong>fektionslösungen zu spülen, nachvollziehbar se<strong>in</strong> mag, ist <strong>die</strong>s nicht<br />

zu empfehlen. Antibiotikazusätze s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong>diziert (17,30), da sie zu ph-Verschiebungen<br />

bis h<strong>in</strong>ab zu pH 5 bei Gent<strong>am</strong>yc<strong>in</strong> führen können (30).<br />

Nach sorgfältigem Debridement der Synovia legen wir e<strong>in</strong>en lokalen Antibiotikumträger<br />

(resorbierbar) e<strong>in</strong> und verordnen e<strong>in</strong> systemisches Antibiotikum für 10 Tage.<br />

Kommt es nicht zur Infektberuhigung (Kl<strong>in</strong>ik, CRP Verlauf) wird umgehend erneut<br />

revi<strong>die</strong>rt.<br />

• Beim Früh<strong>in</strong>fekt e<strong>in</strong>er Endoprothese sollte nur bei ganz kurzem Zeit<strong>in</strong>tervall nach E<strong>in</strong>bau<br />

<strong>die</strong> Arthroskopie als Therapie angedacht werden. E<strong>in</strong> Erhaltungsversuch der Endoprothese<br />

ist immer gerechtfertigt. Hierzu wird offen revi<strong>die</strong>rt und <strong>die</strong> Synovia debri<strong>die</strong>rt. Alle beweglichen<br />

Teile werden gewechselt und gegen neue ausgetauscht. Das Kunstgelenk wird<br />

mechanisch gere<strong>in</strong>igt, <strong>die</strong> Jet Lavage unterstützend verwendet. Das ges<strong>am</strong>te Gelenk wird<br />

mit e<strong>in</strong>er Des<strong>in</strong>fektionslösung gefüllt (ist ja ke<strong>in</strong> Knorpel mehr vorhanden) und danach<br />

noch e<strong>in</strong>mal gespült. Lokale Antibiotikumträger werden im Gelenk platziert. E<strong>in</strong> sorgfältiger<br />

Wundverschluss ist obligat. Beim Erhaltungsversuch e<strong>in</strong>es Kunstgelenkes verwenden<br />

wir e<strong>in</strong>e 6 wöchige adjuvante Antibiotikumtherapie.<br />

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