Bericht über die Unfallmedizinische Tagung in Mainz am - Deutsche ...
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Wundmanagement und Infektion – Aktuelle Konzepte<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Die akute Osteitis wird gemäß ihrer Entstehung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hämatogene und e<strong>in</strong>e posttraumatische<br />
Form e<strong>in</strong>geteilt. Während Erstere <strong>in</strong> den Industrieländern heute ke<strong>in</strong>e Rolle mehr<br />
spielt, bezeichnet Letztere e<strong>in</strong>e zwar seltene, aber sehr ernste Komplikation. So behandelte<br />
<strong>die</strong> Abteilung für Septische Chirurgie im Jahr 2007 etwa 900 Patienten stationär, <strong>die</strong> an den<br />
Folgen e<strong>in</strong>er posttraumatischen oder postoperativen Knochen<strong>in</strong>fektion litten, jedoch nur<br />
fünf mit e<strong>in</strong>er Osteomyelitis, <strong>die</strong> durch e<strong>in</strong>e Infektion <strong>über</strong> <strong>die</strong> Blutbahn ausgelöst wurde.<br />
Im Folgenden soll deshalb ausschließlich auf <strong>die</strong> verletzungsbed<strong>in</strong>gte Knochenentzündung<br />
e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
Def<strong>in</strong>itionsgemäß handelt es sich um e<strong>in</strong>e „bakterielle Infektion der Weichgewebe, des<br />
Implantatlagers und der heilenden Fraktur <strong>in</strong>nerhalb von acht Wochen nach dem Trauma<br />
oder postoperativ“ (Hofmann GO, Inf. d. Knochen u Gelenke, U&F, 2004).<br />
Der zeitliche Abstand zum Unfallereignis, welcher <strong>die</strong> Grenze zwischen Früh- und Spät<strong>in</strong>fektion<br />
markiert, ist nicht e<strong>in</strong>heitlich festgelegt, sodass sich e<strong>in</strong> Methoden- und Ergebnis-<br />
Vergleich zwischen verschiedenen Kl<strong>in</strong>iken schwierig gestaltet. Legt man <strong>die</strong> Biofilmetheorie<br />
und Erfahrungen aus der Endoprothetik zu Grunde, so s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Resultate von Erhaltungsversuchen<br />
nach der vierten postoperativen Woche deutlich schlechter. Es bietet sich als<br />
so auch bei der akuten Osteitis an, nach dem 28. Tag von e<strong>in</strong>em Spät<strong>in</strong>fekt mit der Tendenz<br />
zur Chronifizierung zu sprechen.<br />
Epidemiologie<br />
Generell muss nach operativen E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> Orthopä<strong>die</strong> und Unfallchirurgie mit e<strong>in</strong>er Infektionsrate<br />
von 2 bis 3% gerechnet werden. Bei offenen Frakturen steigt sie mit dem Grad der<br />
Weichteilverletzung stark an. Liegen zusätzlich lokale und systemische Risikofaktoren vor,<br />
z.B. bei Diabetikern mit Mikro- und Makro-Angiopathie, so treten bei bis zu 50% der Patienten<br />
septische Komplikationen auf.<br />
Mehrkosten für <strong>die</strong> akute posttraumatische Osteitis werden <strong>in</strong> der Literatur mit 17.000 Euro<br />
beziffert, <strong>die</strong> stationäre Behandlung verlängert sich durchschnittlich um 15 Tage. Berücksichtigt<br />
man <strong>die</strong> Aufwendungen für Arznei, Heil und Hilfsmittel sowie Rentenzahlungen,<br />
steigen <strong>die</strong> Kosten um das fünf bis 7,5 fache gegen<strong>über</strong> e<strong>in</strong>em unkomplizierten Verlauf. In<br />
10 bis 30% geht <strong>die</strong> akute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e chronische Osteitis <strong>über</strong>, wofür dann bereits vor zehn<br />
Jahren Fallkosten <strong>in</strong> Höhe von e<strong>in</strong>er Million DM errechnet wurden.<br />
Pathophysiologie<br />
Das Infektionsrisiko wird durch das Ausmaß des lokalen Schadens und der Anzahl sowie<br />
Virulenz der Erreger bestimmt. Der lokale Schaden setzt sich aus dem Unfall, dem Operationstrauma<br />
und dem e<strong>in</strong>gebrachten Implantat zus<strong>am</strong>men. Er trifft auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell<br />
unterschiedliche Abwehrsituation, <strong>die</strong> durch lokale und systemische Risikofaktoren bed<strong>in</strong>gt<br />
ist. Je größer der Schaden, je schlechter <strong>die</strong> Immunkompetenz, umso ger<strong>in</strong>ger ist <strong>die</strong> erforderliche<br />
Keimzahl, der es bedarf, e<strong>in</strong>e Infektion auszulösen.<br />
Pathophysiologisch verursacht das Trauma zunächst e<strong>in</strong> Gewebe Ödem, welches zu e<strong>in</strong>er<br />
umschriebenen M<strong>in</strong>derdurchblutung führt. Der Zellstoffwechsel wird katabol, es entstehen<br />
e<strong>in</strong>e Gewebe Hypoxie und Azidose. Dadurch erhöht sich <strong>die</strong> Gefäßpermeabilität weiter,<br />
sodass sich das Ödem verstärkt. Diese Prozesse führen direkt zu e<strong>in</strong>er Suppression der<br />
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