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Bericht über die Unfallmedizinische Tagung in Mainz am - Deutsche ...

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Wundmanagement und Infektion – Aktuelle Konzepte<br />

Entscheidungsf<strong>in</strong>dung (Tab. 4). Zusätzliche Schnitt- und Schürfwunden an e<strong>in</strong>er Extremität,<br />

ausgedehnte Hämatome und kontusionierte Hautweichteilbezirke müssen Zweifel an e<strong>in</strong>er<br />

„e<strong>in</strong>fachen geschlossenen Fraktur“ aufkommen lassen. Die Wahl des richtigen Operationszeitpunktes<br />

ist von entscheidender Bedeutung, weil e<strong>in</strong> sekundär fortschreitender Gewebeuntergang<br />

bei zu früh vollzogener def<strong>in</strong>itiver osteosynthetischer Versorgung zu e<strong>in</strong>em ausgedehnten<br />

Haut- und Weichgewebsuntergang führen kann. Ersche<strong>in</strong>t der Haut-/Weichgewebsschaden<br />

bei geschlossenen Frakturen als suspekt, sollte e<strong>in</strong>er externen Stabilisation<br />

der Fraktur der Vorrang gegeben werden. Der Stellenwert e<strong>in</strong>er zusätzlich antibiotischen<br />

Tabelle 4:<br />

Klassifikation des Gewebeschadens bei geschlossenen Frakturen.<br />

Nach Tscherne und Oestern (29)<br />

Grad 0 Fehlende oder unbedeutende Weichteilverletzung, <strong>in</strong>direkter Verletzungs-<br />

mechanismus, e<strong>in</strong>fache Frakturformen<br />

(z. B. Unterschenkelfraktur des Skifahrers)<br />

Grad I Oberflächliche Schürfung oder Kontusion durch Fragmentdruck von <strong>in</strong>nen,<br />

e<strong>in</strong>fache bis mittelschwere Frakturform<br />

(z. B. OSG-Luxationsfraktur)<br />

Grad II Tiefe kont<strong>am</strong><strong>in</strong>ierte Schürfung sowie Haut- oder Muskelkontusion durch<br />

direkte Krafte<strong>in</strong>wirkung, drohendes Kompartmentsyndrom mit mittelschweren<br />

bis schwere Frakturformen<br />

(z. B. Zweitetagenfraktur der Tibia bei Stoßstangenanprall)<br />

Grad III Ausgedehnte Hautkontusion, -quetsch und/oder Zerstörung der Muskulatur,<br />

subkutanes Décollement, manifestes Kompartment, Verletzung e<strong>in</strong>es Hauptgefäßes,<br />

schwere Frakturformen<br />

(z. B. Trümmerfraktur)<br />

Abschirmung <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Situationen ist nicht gesichert. E<strong>in</strong>e PTT-wirks<strong>am</strong>e Hepar<strong>in</strong>isierung<br />

und e<strong>in</strong>e zusätzliche rheologische Therapie können, sofern ke<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong>dikationen (Schädelhirntrauma!)<br />

vorliegen, <strong>die</strong> lokale Rekonvaleszenz und Stabilisation des Weichgewebes<br />

fördern. Der Vorteil e<strong>in</strong>er verzögerten def<strong>in</strong>itiven Frakturversorgung gegen<strong>über</strong> der primären<br />

bei geschlossenen Frakturen mit höhergradigem Weichgewebsschaden ist <strong>in</strong> der Literatur<br />

(1, 2 ,5, 14, 18, 20-23) vielfach gesichert.<br />

Zu e<strong>in</strong>em adäquaten Weichgewebsmanagement bei geschlossenen Verletzungen gehört<br />

auch <strong>die</strong> Erkennung und adäquate Therapie des Kompartmentsyndroms. Physiologischerweise<br />

liegt der Gewebedruck <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>takten muskulären Kompartment unter 10 mm Hg.<br />

Steigt er auf Werte zwischen 30 bis 40 mm Hg liegt e<strong>in</strong> drohendes, bei Werten <strong>über</strong> 40 mm<br />

Hg e<strong>in</strong> manifestes Kompartmentsyndrom (25, 26) vor. Die genaue Bestimmung des Kompartmentdruckes<br />

mittels direkter Messung sollte aber niemals alle<strong>in</strong>ige Entscheidungsgrundlage<br />

für oder gegen e<strong>in</strong>e operative Intervention se<strong>in</strong>. Die Indikation zur Durchführung e<strong>in</strong>er<br />

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