Bericht über die Unfallmedizinische Tagung in Mainz am - Deutsche ...
Bericht über die Unfallmedizinische Tagung in Mainz am - Deutsche ...
Bericht über die Unfallmedizinische Tagung in Mainz am - Deutsche ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ellenbogenverletzungen – Bewährtes und neue Trends<br />
Anatomie und Biomechanik<br />
Die Stabilität des Ellenbogengelenkes wird durch dyn<strong>am</strong>ische und statische Faktoren gewährleistet.<br />
Zu den statischen zählen <strong>die</strong> Gelenkführung und der Kapselbandapparat, wobei<br />
dem medialen Kollateralband (MCL) <strong>die</strong> wohl bedeutendste Rolle anzurechnen ist. Die<br />
dyn<strong>am</strong>ischen Faktoren werden durch <strong>die</strong> Muskulatur repräsentiert. Tabelle 1 gibt e<strong>in</strong>e Übersicht<br />
<strong>über</strong> den Anteil der e<strong>in</strong>zelnen Faktoren an der Ges<strong>am</strong>tstabilität unter verschiedenen<br />
Belastungsmodalitäten.<br />
Unter Valgusstress ist der Kapselbandapparat von entscheidender Bedeutung für <strong>die</strong> Stabilität.<br />
Das MCL wirkt hier als primärer Stabilisator, während <strong>die</strong> Gelenkführung – also der<br />
Radiuskopf, der bei Valgusstress als knöchernes Widerlager <strong>die</strong>nt – nur e<strong>in</strong>e sekundäre<br />
Rolle spielt. Unter Varusstress h<strong>in</strong>gegen kommt der knöchernen Gelenkführung <strong>die</strong> Funktion<br />
des primären Stabilisators zu. Das laterale Kollateralband (LCL) ist von untergeordneter<br />
Rolle. Stabilisator gegen Distraktion ist der Kapselbandapparat, während Radiuskopf und<br />
Processus coronoideus Kompressionskräften entgegenwirken.<br />
Epidemiologie, Unfallmechanismus und Begleitverletzungen<br />
Die Luxation des Ellenbogens ist nach der Schulterluxation <strong>die</strong> zweithäufigste und macht<br />
etwa 20% aller Luxationen aus. Während isolierte Luxationen eher beim jüngeren Patienten<br />
im Rahmen von sportlichen Aktivitäten auftreten, f<strong>in</strong>det man Luxationsfrakturen eher<br />
bei Patienten zwischen 50 und 60 Jahren. Der Unfallmechanismus ist meist e<strong>in</strong> Sturz auf<br />
den ausgestreckten Arm komb<strong>in</strong>iert mit Valgusstress und e<strong>in</strong>er Sup<strong>in</strong>ationskomponente.<br />
Folgende Luxationsrichtungen werden unterschieden:<br />
1. dorsal<br />
2. ventral<br />
3. dorsomedial<br />
4. dorsoradial<br />
5. divergierend<br />
Wie von O‘Driscoll beschrieben kommt es aufgrund des ger<strong>in</strong>geren Widerstandes des lateralen<br />
Kompartimentes zunächst zu e<strong>in</strong>er Zerreissung des Lateralen Kollateralbandes, <strong>die</strong><br />
sich <strong>über</strong> <strong>die</strong> dorsale und ventrale Kapsel nach medial fortsetzt. Hierdurch lässt sich erklä-<br />
128<br />
Valgusstress Varusstress<br />
Extension 90° Flexion Extension 90° Flexion<br />
MCL 31% 54% - -<br />
LCL - - 14% 9%<br />
Kapsel 38% 10% 32% 13%<br />
Gelenkführung 31% 33% 55% 75%<br />
Tabelle 1:<br />
Anteile der Lig<strong>am</strong>ente, Weichteile und knöchernen Strukturen an der Ges<strong>am</strong>tstabilität unter verschiedenen<br />
Gelenkstellung und Belastungen.