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Bericht über die Unfallmedizinische Tagung in Mainz am - Deutsche ...

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Wundmanagement und Infektion – Aktuelle Konzepte<br />

immer nach der Beurteilung des kl<strong>in</strong>ischen Ges<strong>am</strong>tzustandes des Verletzten beim Operateur.<br />

Entschließt man sich zur Durchführung e<strong>in</strong>er primären Amputation oder Exartikulation,<br />

sollte im S<strong>in</strong>ne des Weichgewebsmanagements an <strong>die</strong> Verwendung des Amputats<br />

als Gewebeersatzlager für autologe Transplantationen (Haut, Knochen, Nerven) gedacht<br />

werden.<br />

Bei offenen Frakturen f<strong>in</strong>det das Ausmaß der Weichgewebsschädigung E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Klassifikationen (7, 8, 17, 29) (Tab. 3). Offene Frakturen s<strong>in</strong>d je nach Schweregrad<br />

mit Infektionsraten zwischen 14 und 33 % behaftet. Es gilt als gesichert, dass im S<strong>in</strong>ne<br />

der Infektionsprophylaxe bereits <strong>in</strong> der präkl<strong>in</strong>ischen Erstversorgung e<strong>in</strong>e Antibiotikumprophylaxe<br />

durchgeführt werden soll. Boxmer et al (3) konnten 1996 zeigen, dass sich d<strong>am</strong>it<br />

<strong>die</strong> Infektionsrate nach offenen Frakturen von 8,3 % auf 3,6 % senken ließ. Auch <strong>die</strong> Wirks<strong>am</strong>keit<br />

e<strong>in</strong>er lokalen Antibiose als adjuvante Maßnahme bei offenen Frakturen ist bewiesen.<br />

Ostermann et al (19) konnten zeigen, dass sich d<strong>am</strong>it <strong>die</strong> Infektionsrate von 12 auf<br />

3,7 % senken lässt. Ke<strong>in</strong>esfalls ersetzt <strong>die</strong> Antibiotikumprophylaxe aber e<strong>in</strong> adäquates<br />

chirurgisches Vorgehen bei offenen Frakturen. Alle chirurgischen Maßnahmen s<strong>in</strong>d unter<br />

notfallmäßiger Indikation zur OP durchzuführen. Das umfangreiche Debridement zerstörter<br />

Weichgewebsstrukturen und aus dem Gewebeverband herausgelöster Knochenfragmente<br />

<strong>die</strong>nt der Prophylaxe von Infektionen. E<strong>in</strong>e gründliche Nekrektomie unterstützt <strong>die</strong> phagozytotische<br />

Aktivität des körpereigenen Abwehrsystems und reduziert <strong>die</strong> sekundäre Hist<strong>am</strong><strong>in</strong>-<br />

und Prostagland<strong>in</strong>-Belastung. Dies wiederum hilft, <strong>die</strong> Aufrechterhaltung der Mikrozirkulation<br />

im verletzten Gewebe sicherzustellen. Wann immer möglich, sollte auf den<br />

E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Blutsperre verzichtet werden, um nicht zusätzlich zum traumatischen Gewebeschaden<br />

e<strong>in</strong>en sekundären Ischämie- und Reperfusionsschaden zu setzen. Der E<strong>in</strong>griff<br />

wird <strong>in</strong> der <strong>über</strong>wiegenden Zahl der Fälle mit externer Stabilisation und temporärem<br />

Wundverschluss abgeschlossen.<br />

Die Beurteilung des Weichgewebsschadens bei geschlossenen Frakturen ist ungleich<br />

schwieriger als bei offenen (17, 29). Auch hier unterstützen Beurteilungsalgorithmen <strong>die</strong><br />

Tabelle 3:<br />

Klassifikation des Gewebeschadens bei offenen Frakturen.<br />

Nach Tscherne und Oestern (29)<br />

96<br />

Grad I Durchspießung der Haut, unbedeutende Kont<strong>am</strong><strong>in</strong>ation, e<strong>in</strong>fache Frakturformen<br />

Grad II Durchtrennung der Haut, umschriebene Haut- und Weichteilkontusion,<br />

mittelschwere Kont<strong>am</strong><strong>in</strong>ation, alle Frakturformen<br />

Grad III Ausgedehnte Weichteildestruktion, häufig Gefäß- und Nervenverletzungen,<br />

starke Wundkont<strong>am</strong><strong>in</strong>ation, ausgedehnte Knochenzertrümmerung (z. B. Schußbruch,<br />

offene Frakturen mit Gefäßverletzungen der großen Extremitätenarterien)<br />

Grad IV Totale und subtotale Amputation, Durchtrennung der wichtigsten anatomischen<br />

Strukturen, vollständige Ischämie

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