auf ein Wort V5
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cherweise ist die Lüge bei vielen Urstämmen vollkommen unbekannt, es existiert nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> dahingehender<br />
Begriff in deren Sprachschatz. Eine Gem<strong>ein</strong>schaft, die ohne Lüge auskommt – all<strong>ein</strong>e diese Vorstellung ist doch<br />
schon traumhaft. Und wenn etliche forschende „Zivilisierte“, die rund um den Erdball <strong>auf</strong> Urstämme gestoßen sind,<br />
und selbige über <strong>ein</strong>en längeren Zeitraum hinweg genossen haben, noch begeistert berichten, dass diesen Menschen<br />
<strong>ein</strong> gewaltiges Potential an Harmonie, Humor, Witz, Mitgefühl, Naturverständnis und Geist gegeben ist, von<br />
<strong>ein</strong>em gewaltigen Urvertrauen und sonstigen Kräften ganz abgesehen, dann klingt dies doch wahrlich paradiesisch,<br />
und alles andere als geistig unterentwickelt – nicht wahr?<br />
Ein weiterer Urstamm, der kosmisch verbunden war und mit ungewöhnlichen Fähigkeiten <strong>auf</strong>warten konnte, waren<br />
die, <strong>auf</strong> dem amerikanischen Kontinent ansässigen, sehr spirituellen Hopi Indianer. Auch hier ist es so, es gibt<br />
derzeit nur noch ganz wenige Vertreter, die noch das „alte Wissen“ und „die Kraft“ besitzen. Und dieses Wissen<br />
geben Sie niemals an uns Zivilisierte weiter, sie hüten es! Lediglich Prophezeiungen und warnende Hinweise, was<br />
den Umgang mit der Natur anbelangt, vermitteln sie uns.<br />
Die Ur<strong>ein</strong>wohner Nordamerikas, die wir ja fälschlicherweise als Indianer bezeichnen, haben mich persönlich schon<br />
immer fasziniert. Man muss dazu jedoch das komplett falsche, diskriminierende Indianerklischee abschütteln, das<br />
uns seit Jahrzehnten die Hollywood-Vertrottelungs-Maschinerie in Form von Wildwestfilmen und Romanen über<br />
den Teich schickt! Die Ur<strong>ein</strong>wohner des amerikanischen Kontinents hatten <strong>ein</strong>e Naturverbundenheit, <strong>ein</strong>e Kultur<br />
und <strong>ein</strong>e Harmonie, wie Sie sich das sehr wahrsch<strong>ein</strong>lich gar nicht vorstellen können. Ich gebe Ihnen nachfolgend<br />
<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Beispiel, über das Sie <strong>ein</strong>mal nachdenken sollten: Indianer haben sich immer nur das von der Erde<br />
genommen, was sie zu <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>fachen, zufriedenen Leben brauchten. Wenn <strong>ein</strong> Indianer Wild erlegt hatte, zum<br />
Beispiel <strong>ein</strong>en Hirsch, dann war das Erste, was er tat, er hat sich bei dem erlegten Tier dafür entschuldigt, dass er<br />
ihm das Leben genommen hat, und er hat den großen Geist geehrt und gewürdigt, der diesem Tier innewohnte,<br />
und der sich nun <strong>ein</strong>e neue irdische Hülle suchen musste. Erklären Sie diese edle Haltung <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>em millionenschweren,<br />
arroganten Großwildjäger unserer Tage oder jener dumpfen Gestalt, die im Schlachthof den Bolzenschussapparat<br />
bedient!<br />
Nicht alle Indianerstämme waren gleich! Gerade was die Spiritualität und die Friedfertigkeit anbelangt, gab es von<br />
Stamm zu Stamm erhebliche Unterschiede. Eine in unseren Augen höchst ungewöhnliche Fähigkeit, die den spirituell<br />
hoch entwickelten indianischen Ur<strong>ein</strong>wohner gegeben war, war das „bewusste Sterben“. Wenn <strong>ein</strong> altes, weises<br />
Stammesmitglied spürte, dass es dem Stamm mehr und mehr zur Last fiel, weil s<strong>ein</strong>e irdische Hülle den Anforderungen<br />
(Nomadentum) nicht mehr gerecht wurde, dann suchte solch <strong>ein</strong> Mensch den heiligen Ort des Sterbens<br />
(Indianerfriedhof) <strong>auf</strong>. Für <strong>ein</strong>en kosmisch verbundenen Menschen ist der Akt des Sterbens <strong>ein</strong> selbst be-<br />
stimmtes, sanftes, bewusstes Hinübergleiten in <strong>ein</strong>e andere Dimension. Wenn man sich <strong>ein</strong>mal vor Augen führt,<br />
wie wir „Zivilisierte“ <strong>auf</strong> Intensivstationen, in Krebskliniken, Pflegeheimen oder <strong>ein</strong>gequetscht in Autowracks<br />
angst- und qualvoll sterben müssen, dann kommen <strong>ein</strong>em doch gewisse Zweifel an den angeblichen Vorzügen<br />
unserer hoch gepriesenen Zivilisation – nicht wahr?<br />
Wenn Sie sich in punkto Indianer ausführlicher inFORMieren wollen, dann kann ich Ihnen drei wirklich exzellente<br />
Bücher empfehlen, die sehr wahrsch<strong>ein</strong>lich in Ihrem Bewussts<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>en tiefen Eindruck hinterlassen werden:<br />
- Dee, Brown: Begrabt m<strong>ein</strong> Herz an der Biegung des Flusses (ISBN: 3426613034)<br />
- Noble Red Man: Hüter der Weisheit. Die spirituelle Welt des Lakotahäuptlings Noble Red Man (ISBN:343362448)<br />
- Mary Crow Dog: Lakota Woman. Die Geschichte <strong>ein</strong>er Sioux-Frau (ISBN: 3423361042)<br />
Ich werde Ihnen jetzt <strong>ein</strong>en kurzen Auszug aus <strong>ein</strong>er höchst denkwürdigen Rede präsentieren. Gesprochen hat die<br />
nachfolgenden <strong>Wort</strong>e Lame Deer, er lebte von 1890 bis 1974 und war Medizinmann der Dakotas, <strong>ein</strong>em Unterstamm<br />
der Sioux Indianer. Die <strong>Wort</strong>e, die Sie gleich lesen werden, zeigen unmissverständlich <strong>auf</strong>, wohin uns die<br />
verfluchte Technik und Wissenschaft getrieben hat, deren angebliche Vorzüge die Einflussreichen und Mächtigen<br />
dieser Welt so lautstark und krampfhaft tagtäglich propagieren:<br />
„ICH BIN EIN MEDIZINMANN – <strong>ein</strong> wicasa wakan. Medizinmann das ist <strong>ein</strong> <strong>Wort</strong>, das die Weißen erfunden<br />
haben. Ich wünschte, es gäbe <strong>ein</strong> besseres <strong>Wort</strong>, um auszudrücken, was „Medizinmann" für uns bedeutet,<br />
aber ich finde k<strong>ein</strong>es und du auch nicht, und so müssen wir uns wohl damit zufrieden geben. Ein wicasa wakan<br />
muss viel und oft mit sich all<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>. Er will weg von der Menge, weg von den kl<strong>ein</strong>en, alltäglichen Dingen.<br />
Er liebt es zu meditieren, sich an <strong>ein</strong>en Baum oder an <strong>ein</strong>en Felsen zu lehnen und zu fühlen, wie sich<br />
die Erde unter ihm bewegt, und wie über ihm das Gewicht des weiten flammenden Himmels lastet. Auf diese<br />
Weise lernt er, zu verstehen. Er schließt die Augen, und er beginnt, klarer zu sehen. Was du mit geschlossenen<br />
Augen siehst, das zählt. Der wicasa wakan liebt die Stille, er hüllt sich in sie <strong>ein</strong>, wie in <strong>ein</strong>e<br />
Decke – <strong>ein</strong>e Stille, die nicht schweigt, die ihn mit ihrer donnergleichen Stimme vieles lehrt. Solch <strong>ein</strong> Mann<br />
liebt es, an <strong>ein</strong>em Ort zu s<strong>ein</strong>, wo er nur das Summen der Insekten hört. Er sitzt, das Gesicht gegen Westen,<br />
und bittet um Beistand. Er redet mit den Pflanzen, und sie antworten ihm. Er lauscht den Stimmen der<br />
wama kaskan – der Tiere. Er wird <strong>ein</strong>er von ihnen. Von allen Lebewesen fließt etwas in ihn <strong>ein</strong>, und auch<br />
von ihm strömt etwas aus. Ich weiß nicht, was und wie, aber es ist so. Ich habe es erlebt. Ein Medizinmann<br />
muss der Erde angehören, muss die Natur lesen können wie <strong>ein</strong> weißer Mann <strong>ein</strong> Buch.<br />
ALLES, WAS IHR ESST, wird in <strong>ein</strong>e Plastikhülle gepackt, ist sauber zerteilt und vorbereitet für die Pfanne,<br />
hat k<strong>ein</strong>en Geschmack, und erweckt in euch k<strong>ein</strong>e Schuldgefühle. Wenn ihr eure Pelz- oder Ledermäntel<br />
tragt, wollt ihr nicht daran erinnert werden, wie viel Blut und Schmerz sie gekostet haben. Wenn wir <strong>ein</strong>en<br />
Büffel töteten, dann wussten wir, was wir taten. Wir baten s<strong>ein</strong>en Geist um Vergebung, und wir sagten ihm,<br />
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