auf ein Wort V5
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Schmidt-Ära noch zwei Jahre als Forschungsminister aus. Was hätte man da doch für <strong>ein</strong> schönes rundes Erinnerungsbuch<br />
schreiben können. Doch in den letzten Jahren s<strong>ein</strong>er Arbeit im Bundestag hat sich von Bülow wohl zu<br />
sehr geärgert, denn da saß er u. a. im so genannten Schalck-Untersuchungsausschuss. So schreibt er, dass er <strong>auf</strong><br />
die systematische Nutzung der organisierten Kriminalität durch die Geheimdienste nie gestoßen wäre, wenn nicht<br />
die Bundesregierung die Arbeit dieses Ausschusses derart torpediert hätte.<br />
Aufgeklärt sollte nur zu den östlichen Diensten werden, was sich bei dem Heer von Doppel- und Dreifachagenten<br />
im Dunstkreis des Koko-Imperiums naturgemäß als schwierig erwies. Jedenfalls wurde von Bülow misstrauisch,<br />
und begann <strong>auf</strong> eigene Faust zu ermitteln. Herausgekommen ist <strong>ein</strong> nach s<strong>ein</strong>en eigenen <strong>Wort</strong>en „letztlich er-<br />
schreckendes Gemälde der systematischen operativen Verschränkung geheimdienstlicher verdeckter r Operatio-<br />
nen mit der weltweiten organisierten Kriminalität, dem Drogenhandel, aber auch dem Terrorismus“.<br />
Informationen für s<strong>ein</strong>e Arbeit fand er in den Indiskretionen empörter Geheimdienstmitarbeiter, aus Pannen, aus<br />
Streitigkeiten zwischen Geheimdiensten unter<strong>ein</strong>ander oder mit Drogenfahndern und Kriminalisten, in Ermittlungen<br />
der Opfer-Staaten selbst. Der Autor räumt dabei <strong>ein</strong>, hin und wieder selbst Opfer geheimdienstlicher Desinformation<br />
geworden zu s<strong>ein</strong>. Doch selbst wenn man annimmt, dass nur <strong>ein</strong> Bruchteil der hier angeführten Fälle<br />
der Wahrheit entspricht, wäre dies allemal genug. Was so alles passiert, lässt sich manchmal erahnen. So wenn<br />
etwa US-Präsident Ford <strong>ein</strong>e Direktive erlässt, die der CIA das Ermorden führender Staatsmänner/frauen künftig<br />
untersagt. Zur Palette der CIA und des israelischen Mossad, mit denen sich der Autor hier vor allem beschäftigt,<br />
gehört natürlich wesentlich mehr als der ganz gewöhnliche Auftragsmord. So beginnt die Nutzung der organisierten<br />
Kriminalität durch die USA bereits im Zweiten Weltkrieg. Um den kommunistischen Einfluss in Italien zu begrenzen,<br />
ermöglichten damals US-Geheimdienste der Mafia, wieder in Sizilien sesshaft zu werden, wozu selbst<br />
Schwerverbrecher aus US-Gefängnissen entlassen wurden. In Frankreich bekämpften nach dem Krieg von der CIA<br />
gesteuerte Mafiabanden die kommunistischen Gewerkschaften. Gleichfalls aktivierten die Geheimdienste der USA<br />
ehemalige SS-Leute.<br />
Ethnische Konflikte wie <strong>auf</strong> dem Balkan wurden und werden geschürt, nationale Minderheiten, etwa die Kurden,<br />
nutzt und benutzt man, wann immer es opportun ersch<strong>ein</strong>t. Auf etwaige moralische Verpflichtungen aus dieser<br />
Politik für das Schicksal der betroffenen Völker angesprochen, hieß es von Ex-Sicherheitsberater Henry Kissinger<br />
lapidar, „man solle doch nicht verdeckte Operationen mit Missionarsarbeit verwechseln“. So ist es wohl auch<br />
k<strong>ein</strong>e Missionarsarbeit, wenn in Sri Lanka der Mossad gleichzeitig Tamilen wie auch die sie bekämpfende Regierung<br />
berät, und in Ruanda und Burundi sich Frankreich und die USA <strong>ein</strong>en verdeckten Kampf um Rohstoffe liefern,<br />
der vor der Weltöffentlichkeit am Fernseher als blutige Stammesfehde zwischen Tutsis und Hutus abläuft. Wenn in<br />
Afghanistan im CIA-Auftrag „Drogenbarone zu Freiheitskämpfern“ mutieren, so muss nun der Leser dieses Buches<br />
zur Kenntnis nehmen, „dass der Rauschgifthandel in den Hochindustrieländern zu nennenswerten Teilen für<br />
geheimdienstliche Zwecke in den Konfliktzonen der Welt genutzt wird“, und wundert sich so wohl nicht mehr<br />
über die letztlich erfolglose Bekämpfung des Drogenmissbrauchs.<br />
Da von Bülow auch die Verquickung von Geheimdiensten und internationalem Terrorismus <strong>auf</strong>zeigt, kommt er<br />
folgerichtig zu der Frage, „was an dem gesamten Terrorismusgeschehen echt ist, und was zur Be<strong>ein</strong>flussung der<br />
öffentlichen n M<strong>ein</strong>ung, zur Lenkung der Wähler von außen wie von innen in Szene gesetzt wird?“. Schließlich<br />
lasse sich die psychologische Reaktion von Durchschnittsbürgern exakt berechnen. So erfährt der Leser, dass hinter<br />
vielen Attentaten radikaler Araber letztlich der israelische Geheimdienst steht. Oft schlägt er dabei zwei Fliegen<br />
mit <strong>ein</strong>er Klappe. Einerseits räumt man Befürworter <strong>ein</strong>es Ausgleichs zwischen Israelis und Palästinensern aus<br />
dem Weg, und da kann es selbst <strong>ein</strong>en designierten Mossad-Chef treffen. Andererseits werden solche Aktionen<br />
„von israelischer Seite gezielt zur Herabsetzung der arabischen beziehungsweise palästinensischen Friedensforr-<br />
derungen an Israel in Szene gesetzt“. Hilfreich bleibe, so stellt von Bülow fest, immer die Frage nach dem cui<br />
bono, wem nutzt <strong>ein</strong>e Tat, wem schadet sie? Der Mossad steuere demnach die Abu-Nidal-Gruppe, beliefere auch<br />
Gegner Israels verdeckt mit Chemiewaffen, lenke rechte Organisationen in Westeuropa und besorge in „Zusam-<br />
menwirken mit anderen Einrichtungen das Geld, mit dem ihr Staat, der bereits 40 Prozent s<strong>ein</strong>es Staatshauss-<br />
haltes für Verteidigung ausgibt, die teuren Bauprogramme in und um Jerusalem finanzieren kann“. Dass er<br />
auch <strong>auf</strong> Gebieten aktiv wird, wo man ihn eigentlich nicht vermuten würde, zeigt u. a. der Tod von Orlando Letelier<br />
1976. Die Mörder des chilenischen Politikers waren vom Mossad ausgebildet worden.<br />
Schließlich widmet sich der Autor auch der elektronischen Spionage der Nachrichtendienste. Was im Kalten Krieg<br />
durch den Kampf gegen den Kommunismus legitimiert beginnt, so u. a. mit dem Verk<strong>auf</strong> von Großrechnern an<br />
den Ostblock, die allesamt mit <strong>ein</strong>er Abhör-Software gekoppelt waren, hat heute <strong>ein</strong>e für jeden Bürger erschreckende<br />
und von niemandem kontrollierbare Dimension erreicht: „Alle elektronischen Schnüffelergebni<br />
ffelergebnisse<br />
se<br />
zusammengenommen, die Überwachung sämtlicher Bewegungsabläufe <strong>ein</strong>er Person, deren Familie, Freunde,<br />
Geschäftspartner, des Telefon- und Computerverkehrs bis hin zu Strom-, Wasser-, Kreditkartengebrauch, der<br />
PKW-Vermieter, der Flugzeugbewegungen en und Ticketverkäufe, lassen k<strong>ein</strong> Entkommen mehr zu.“<br />
Ein bemerkenswertes wie auch informatives Buch, das Andreas von Bülow wohl nicht nur Freunde bringen wird!<br />
Weiterhin sollten Sie sich folgende Internetseite ansehen: www.friedenskooperative.de/themen/terrhg26.htm.<br />
Dort finden Sie den Inhalt <strong>ein</strong>es Interviews, das Andreas von Bülow im Dezember 2001 der Zeitschrift „Konkret“<br />
gegeben hat, und dessen Inhalt nicht minder brisant ist, zeigt er doch <strong>ein</strong>iges an Vorgeschichte hinsichtlich des<br />
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