auf ein Wort V5
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Oft kann man in den Erläuterungen zu den vedischen Schriften von <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>geschränkten freien Willen lesen. Es<br />
war denjenigen, die diese Erläuterungen verfasst haben, also schon klar, dass <strong>ein</strong> absolut freier Wille nicht möglich<br />
ist, also präsentiert man <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>geschränkten freien Willen. So nach dem Motto, hier hast du <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />
Bereich, in diesem Bereich kannst du frei entscheiden, und dann geht es wieder vorbestimmt weiter. Wenn Sie<br />
über <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>geschränkten freien Willen (all<strong>ein</strong>e die beiden Adjektive beißen sich schon) <strong>ein</strong>mal intensiv nachdenken,<br />
dann werden Sie über kurz oder lang <strong>ein</strong>deutig feststellen, dass so etwas in <strong>ein</strong>em vorbestimmten Geschehen<br />
(und das universale Geschehen ist vorbestimmt, denn es gibt k<strong>ein</strong>en Zufall!) gar nicht existieren kann.<br />
So, und jetzt lassen wir den skurrilen, nicht existenten „<strong>ein</strong>geschränkten freien Willen“ <strong>ein</strong>mal weg, und besinnen<br />
uns <strong>auf</strong> das, was GOTT uns in den Veden erklärt:<br />
Die Gunas treiben die Seelen gnadenlos in jede erdenkliche Tat (gute wie schlechte), ist dort <strong>ein</strong>deutig zu lesen,<br />
und das Gesetz von „Aktio = Reaktio“ erledigt den Rest. Oder, treffender ausgedrückt, dieses Gesetz ist dazu da,<br />
damit das universale Geschehen (die ILLUSION) den Ansch<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>er logischen Abfolge bekommt, denn <strong>ein</strong>e logische<br />
Abfolge ist nötig, damit sich die ILLUSION <strong>auf</strong>recht erhält. Das, was wir als Schicksal bezeichnen, schlägt<br />
also nicht wirr um sich, sondern geordnet (kosmisch!), und alles findet zyklisch statt, präzise wie <strong>ein</strong> Uhrwerk. Wir<br />
Seelen müssen alles universale Geschehen hilflos über uns ergehen lassen, und haben nicht den Hauch <strong>ein</strong>er Möglichkeit,<br />
unser Schicksal mitzubestimmen. Auch dann nicht, wenn <strong>ein</strong>e SEELE (also SIE!) aus aller Täuschung<br />
(MAYA) erwacht ist, und das Geschehen aus <strong>ein</strong>em anderen Blickwinkel heraus betrachtet. Sie werden dann zwar<br />
Handeln und dennoch Nicht-Handeln, wie ich Ihnen das ja schon erklärt habe, aber im materiellen Geschehen<br />
stecken Sie noch immer. Das bedeutet, Sie unterliegen weiterhin gnadenlos den Gunas, lediglich das Gesetz von<br />
„Aktio = Reaktio“ ist für SIE dann in gewisser Weise außer Kraft. Und wenn Sie in diesem Wachbewussts<strong>ein</strong> die<br />
ILLUSION durchschauen, und es Ihnen noch dazu vergönnt ist, alles Schulddenken abschütteln zu können, dann<br />
wird in Ihnen die Frage nach dem „warum?“ <strong>auf</strong>keimen – und zwar gewaltig!<br />
Als ich, wie schon gesagt, in den zwei Bänden von Armin Risi m<strong>ein</strong>e Frage <strong>auf</strong> das „warum?“ nicht zu m<strong>ein</strong>er Zufriedenheit<br />
beantwortet bekam, machte ich mich selber über die vedischen Schriften her. Ich war überzeugt und in<br />
freudiger Erwartung, dort endlich die Antwort zu finden. Ich studierte zuallererst das Herzstück der Veden, die<br />
„Bhagavad-Gita“. Bhagavad-Gita bedeutet in der Ursprache Sanskrit „Der Gesang Gottes“, sie ist der wichtigste<br />
Text vedischen Schrifttums, und b<strong>ein</strong>haltet die Zusammenfassung der gesamten vedischen Philosophie.<br />
Die Bhagavad-Gita schildert das Gespräch zwischen Krishna (der Höchsten Persönlichkeit Gottes) und <strong>ein</strong>em gottgeweihten<br />
Kämpfer namens „Arjuna“ („j“ wird als „dsch“ gesprochen), der sich <strong>ein</strong>er sich anbahnenden Schlacht<br />
gegenüber sah. Sie müssen wissen, dass GOTT ab und an persönlich in der materiellen Schöpfung ersch<strong>ein</strong>t, man<br />
nennt solch <strong>ein</strong>en Auftritt „Avatara“, was so viel wie „Jemand, der herabsteigt“ bedeutet. Die Ersch<strong>ein</strong>ungsweise<br />
von GOTT als Avatara ist, je nach zu tätigender Mission, unterschiedlich, ich werde <strong>ein</strong> wenig später noch <strong>ein</strong>mal<br />
dar<strong>auf</strong> zu sprechen kommen. Das historische Geschehen, von dem die Bhagavad-Gita berichtet, liegt in der Erdgeschichte<br />
ca. 5000 Jahre zurück, und fand <strong>auf</strong> dem Schlachtfeld von „Kurukshetra“ (Indien) statt. Es standen sich<br />
vor Schlachtbeginn zwei f<strong>ein</strong>dliche Parteien gegenüber, wie das ja nichts großartig Neues im finsteren Weltgeschehen<br />
(Kali Yuga) ist. Eigentlich war es <strong>ein</strong>e Familienfehde, die jedoch <strong>ein</strong> ungeheures Ausmaß angenommen<br />
hatte. Der Kämpfer Arjuna zog mit <strong>ein</strong>em Kampfwagen in die Schlacht, s<strong>ein</strong> Wagenlenker und Freund war k<strong>ein</strong><br />
geringerer als Krishna, die „Höchste Persönlichkeit Gottes“. Als sich die f<strong>ein</strong>dlichen Reihen formierten, begann <strong>ein</strong>e<br />
Diskussion zwischen Arjuna und Krishna. Dabei erkannte Arjuna, dass es sich bei s<strong>ein</strong>em Freund tatsächlich um<br />
die „Höchste Persönlichkeit Gottes“ handelt.<br />
Nun stellen Sie sich diese Situation <strong>ein</strong>mal vor: Sie haben <strong>ein</strong>en guten Freund, und in <strong>ein</strong>er höchst kritischen Situation<br />
stellen Sie plötzlich fest, dass es sich bei Ihrem Freund tatsächlich um GOTT handelt. Eine faszinierende<br />
Situation, nicht war? Jetzt beginnt der Kämpfer Arjuna natürlich zu fragen, und s<strong>ein</strong> göttlicher Freund gibt ihm <strong>auf</strong><br />
jede Frage <strong>ein</strong>e Antwort. Ja, er beantwortet nicht nur s<strong>ein</strong>e Fragen, sondern er erklärt Arjuna mit verständlichen<br />
<strong>Wort</strong>en, was im Universum so alles los ist, wie alles erschaffen, arrangiert, gelenkt und <strong>auf</strong>gebaut ist, wie Gottes<br />
spirituelles Reich – das jenseits aller Materie existiert – beschaffen ist, und wie man als erwachte Seele schließlich<br />
dorthin gelangt. Ein langes, langes Gespräch hat damals zwischen Arjuna und Krishna stattgefunden, die Bhagavad-Gita<br />
ist nichts anderes als das Protokoll dieses Gespräches. Und was glauben Sie, vergisst Arjuna seltsamerweise<br />
Krishna zu fragen? – Richtig!, er stellt die wichtigste aller Fragen nicht, er fragt Krishna nicht nach dem<br />
„warum?“! Und auch Krishna, der s<strong>ein</strong>en Freund in diesem Gespräch in angeblich alles <strong>ein</strong>weiht, kommt nicht <strong>auf</strong><br />
die Idee, ihm das „warum?“ zu erklären. Normalerweise, falls wir Seelen an unserer materiellen Verhaftung Schuld<br />
hätten, was würde Krishna mit Sicherheit gesagt haben? Er würde gesagt haben: „M<strong>ein</strong> Freund, Du hast Dich dort<br />
oben aus freiem Willen von mir abgewendet, und wirst jetzt in der Materie so lange geläutert, bis Du wieder zu<br />
mir zurückfindest!“ Aber Krishna ließ nichts dergleichen verlauten, k<strong>ein</strong> Sterbenswörtchen kommt dahingehend<br />
über s<strong>ein</strong>e Lippen. Nicht in der Bhagavad-Gita und auch in k<strong>ein</strong>er anderen Schrift!<br />
Mit wie viel Blindheit müssen die „großen“ Kenner der Schriften eigentlich geschlagen s<strong>ein</strong>, um nicht zu erkennen,<br />
dass hier etwas nicht stimmen kann?<br />
So faszinierend und wahr die vedischen Schriften auch s<strong>ein</strong> mögen, die höchste Frage des „warum?“ sparen sie<br />
vollkommen aus! Alles, was dahingehend in den von Menschen geschriebenen Erläuterungen zu lesen ist, ist r<strong>ein</strong>e<br />
Spekulation, und lädt uns Seelen Schuld <strong>auf</strong>! –<br />
Und wer sich schuldig fühlt, der fragt nicht nach dem „warum?“, denn andere haben<br />
ihm ihre Antwort <strong>auf</strong> das „warum?“ bereits <strong>auf</strong>gedrückt!<br />
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