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auf ein Wort V5

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denn etwas anderes ist völlig undenkbar. Sie sind in jedem Fall nicht der Entscheidende, sondern immer nur der<br />

Ausführende! Haben Sie das verstanden? – Ja? – Prima! – Und wo bitte soll, wenn man das mit den Gunas <strong>ein</strong>mal<br />

begriffen hat, <strong>ein</strong> freier Wille existieren? Es gibt ihn schlicht und ergreifend nicht!<br />

Das mit dem freien Willen ist <strong>ein</strong> Märchen, das man uns programmgemäß <strong>auf</strong>gebunden hat. Alles Geschehen im<br />

Universum ist <strong>ein</strong>e Frage der Kraft der „Ersch<strong>ein</strong>ungsweisen der materiellen Natur“ genannt Gunas, und diese<br />

Kräfte kommen nicht von uns Seelen, sondern sie sind in Gottes materieller Energie latent vorhanden. Wir Menschen<br />

sind diesen Kräften vollkommen hilflos ausgeliefert.<br />

Nun ist es jedoch nicht so, dass diese Kräfte vollkommen willkürlich und planlos <strong>auf</strong> die Seelen <strong>ein</strong>wirken, ganz im<br />

Gegenteil, es steckt System (PRINZIP) dahinter – denn im Universum gibt es k<strong>ein</strong>en Zufall! Und dieses System ist<br />

das System der Tat (Aktio) und der daraus resultierenden Reaktion (Reaktio), und somit der Erfahrung. Ich werde<br />

das gleich noch näher erklären. Zunächst werde ich Ihnen anhand <strong>ein</strong>es plastischen Beispieles Ihre vollkommene<br />

Ohnmacht vor Augen halten. Um das Beispiel zu verstehen, müssen Sie wissen, dass die Kräfte (Gunas) selten mit<br />

konstanter Stärke wirken, sondern meist, mehr oder weniger stark, schwankend. Und es ist zudem noch so, dass<br />

es auch Situationen gibt, in denen nur <strong>ein</strong>e Kraft wirkt. Für die folgenden Beispiele sei <strong>ein</strong>fach mal angenommen,<br />

dass es <strong>ein</strong>e theoretische Guna-Kraft-Skala gibt, die von 0 bis 100 geht. Nun das Beispiel:<br />

- Nehmen wir <strong>ein</strong>mal an, Sie sind <strong>ein</strong> begnadeter Esser, um den Begriff „Fresssüchtiger“ <strong>ein</strong>mal dezent zu umschreiben.<br />

Essen ist <strong>ein</strong> Sinnesgenuss, der über den Geschmack getätigt wird, es ist <strong>ein</strong>e Leidenschaft, die sich<br />

in vielen Fällen zur Sucht entwickelt. Da Ihre Seele (also Sie!) nach Glückseligkeit lechzt, und gemäß ihrem falschen<br />

Ego diese Glückseligkeit über die Sinne erreichen will, wachen Sie nachts plötzlich <strong>auf</strong>, gezwungen durch<br />

die Kraft des Rajo-Gunas (Leidenschaft), das momentan mit Stärke 40 <strong>auf</strong> Sie <strong>ein</strong>wirkt. Sie denken sich: „Jetzt<br />

wäre <strong>ein</strong> Häppchen Nahrung nicht schlecht“, schälen sich aus dem Bett, wandeln zum Kühlschrank und fangen<br />

an, selbigen zu leeren. Nach zwei Dosen Thunfisch und drei Schalen Erdbeerquark sind Ihre Gelüste befriedigt,<br />

Glückseligkeit hat sich zwar nicht gerade <strong>ein</strong>gestellt, aber zumindest können Sie wieder zu Bett gehen und weiterschlafen.<br />

Jedoch, bevor Sie <strong>ein</strong>schlafen, machen Sie sich wegen der außertourlichen nächtlichen Fressorgie<br />

innerlich Vorwürfe, da Sie seit geraumer Zeit kontinuierlich von <strong>ein</strong>er Konfektionsgröße in die nächst größere fallen.<br />

Am Morgen wachen Sie <strong>auf</strong>, der Tag vergeht, die nächste Nacht kommt.<br />

- Mitten in der Nacht wachen Sie plötzlich <strong>auf</strong>, gezwungen durch die Kraft des Rajo-Gunas (Leidenschaft), das<br />

momentan mit Stärke 80 <strong>auf</strong> Sie <strong>ein</strong>wirkt. Sie haben nur den <strong>ein</strong>en Gedanken: „Jetzt brauche ich unbedingt was<br />

zu beißen“, und ohne auch nur im Geringsten zu zögern springen Sie aus dem Bett, rennen zum Kühlschrank und<br />

fangen hastig an, diesen zu leeren. Nach vier Dosen Thunfisch und sechs Schalen Erdbeerquark sind ihre Gelüste<br />

befriedigt. Sie schließen die Kühlschranktür, Ihnen wird furchtbar schlecht, Sie schaffen es nicht mehr bis zur<br />

Toilette, und kotzen den ganzen Flur voll. Sie sind sehr weit von jeglichem Glückseligkeitsgefühl entfernt, Sie<br />

denken sich: „Oh Gott, was bin ich nur für <strong>ein</strong> willensschwacher Trottel“. Sie r<strong>ein</strong>igen mehr schlecht als recht den<br />

voll gekotzten Flur, schleppen sich anschließend zurück ins Bett und schlafen, geplagt von Selbstvorwürfen, irgendwann<br />

endlich wieder <strong>ein</strong>. Am Morgen wachen Sie <strong>auf</strong>, der Tag vergeht, die nächste Nacht kommt.<br />

- Erneut wachen Sie nächtens plötzlich <strong>auf</strong>, gezwungen durch die Kraft des Rajo-Gunas (Leidenschaft), das momentan<br />

mit Stärke 60 <strong>auf</strong> Sie <strong>ein</strong>wirkt. Sie fassen sofort den Entschluss, <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit zu sich zu nehmen, und<br />

steigen aus dem Bett. In diesem Moment kommt die Kraft des Sattva-Gunas (Tugend) über Sie, mit <strong>ein</strong>er Stärke<br />

von 65. Angesichts Ihrer barocken Leibesfülle und des voll gekotzten Flures, der in diesem Moment an Ihrem<br />

geistigen Auge vorbeizieht, kommen sofort massive Bedenken dahingehend in Ihnen <strong>auf</strong>, ob es denn nicht besser<br />

wäre, die nächtliche Fresserei zu lassen, und Sie begeben sich, wenn auch unbefriedigt, wieder zu Bett.<br />

Kaum dort richtig angelangt, lässt die Kraft des Sattva-Gunas nach, und sinkt <strong>auf</strong> Stärke 55, die Kraft des Rajo-<br />

Gunas wirkt jedoch nach wie vor mit Stärke 60. Diese Situation zwingt Sie zu der Annahme, dass <strong>ein</strong>e winzige<br />

Kl<strong>ein</strong>igkeit an Nahrung doch wohl <strong>auf</strong> k<strong>ein</strong>en Fall schaden könnte. Sie steigen erneut aus dem Bett, und machen<br />

sich <strong>auf</strong> den Weg in Richtung Tempel der BeGIERde – zum Kühlschrank. Der Weg dorthin führt Sie unweigerlich<br />

durch den Flur, der dortige Teppich weist noch immer deutliche Spuren Ihrer letzten nächtlichen Fressattacke<br />

<strong>auf</strong>. Die Kräfte der beiden Gunas, die <strong>auf</strong> Sie <strong>ein</strong>wirken, sind mittlerweile nahezu gleich stark, mal nimmt die <strong>ein</strong>e<br />

minimal überhand, mal die andere. In diesem Moment fühlen Sie sich, wie der Volksmund so treffend sagt,<br />

buchstäblich hin und her gerissen. Da Sie k<strong>ein</strong>e Ahnung von den Kräften der Gunas haben, die von außen <strong>auf</strong> Sie<br />

<strong>ein</strong>wirken, glauben Sie, dass Sie sich in <strong>ein</strong>em Gewissenskonflikt befinden, der in Ihrem Inneren entstanden ist.<br />

Sie geben der externen Kraft des Sattva-Gunas den Namen „Gewissen“, und die externe Kraft des Rajo-Gunas<br />

bezeichnen Sie als „Ihren inneren Schw<strong>ein</strong>ehund“. Sie machen das deshalb, weil es Ihnen immer so erzählt worden<br />

ist, und Sie die Wirklichkeit nicht kennen. Mittlerweile stehen Sie in der Küche, unmittelbar vor dem Objekt<br />

Ihrer anfänglichen BeGIERde. Nun liegt jedoch die Kraft des Sattva-Gunas deutlich über der des Rajo-Gunas,<br />

und Sie sagen sich erstaunlich selbstbewusst: „N<strong>ein</strong> danke, heute mit mir nicht!“, drehen um, gehen ins Bett zurück<br />

und gratulieren sich vor dem Einschlafen innerlich zu Ihrer (verm<strong>ein</strong>tlichen) Willensstärke. Nach <strong>ein</strong>er Stunde<br />

seligen Schlafes werden Sie urplötzlich aus Ihren Träumen gerissen, <strong>ein</strong> Rajo-Guna-Orkan der Stärke 100<br />

fegt durch Ihr Gemüt. Sie denken nur noch: „Scheiß dr<strong>auf</strong>!“, und stürzen zum Kühlschrank.<br />

Das Ende vom Lied ist: Sie liegen irgendwann wieder im Bett, summieren in Gedanken die Kosten für <strong>ein</strong>en neuen<br />

Flurteppich zusammen, denn der jetzige ist nach erneuter Kotzattacke nun wirklich nicht mehr tragbar, und<br />

fühlen sich als kompletter Versager!<br />

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