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auf ein Wort V5

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zwischen zwei Bereichen trennen: Der <strong>ein</strong>e Bereich sind die weltweit <strong>auf</strong> die Länder bezogenen Ein- und Ausgaben,<br />

über die teilweise Klarheit herrscht, weil seitens der Landeskirchen Summen und Verwendungszwecke veröffentlicht<br />

werden. Der andere Bereich – und hier hat der Frosch die Locken! – sind Geld- und Wertanlagen sowie<br />

Beteiligungen, die direkt vom Vatikanstaat (also von der Kurie) verwaltet und kontrolliert werden, und deren<br />

Potential enorm ist.<br />

Der Vatikan ist seit 1929 <strong>ein</strong> eigener, unabhängiger Staat (Stadtstaat) für sich, politisch gesehen ist dieses kl<strong>ein</strong>e<br />

Fleckchen Erde (0,44km²) absolut souverän, er besitzt unantastbare Hoheitsrechte. Abgesehen von moralischem<br />

Druck können nichts und niemand den dort agierenden Papst samt Kurie kontrollieren oder gar befehligen. Der<br />

Vatikan stellt in großen Teilen der Welt <strong>ein</strong>e politische und finanzielle Macht dar, die man nicht unterschätzen sollte.<br />

Eine Macht, die sich zwar „Jesus Christus und die Nächstenliebe“ <strong>auf</strong>s Banner geschrieben hat, deren Führungselite<br />

jedoch von wirklich wahrer Nächstenliebe sehr, sehr weit entfernt ist.<br />

Der Hamburger Autor und Politologe „Carsten Frerk“ hat 2001 <strong>ein</strong> Buch folgenden Titels veröffentlicht: „Finanzen<br />

und Vermögen der Kirchen in Deutschland“ (ISBN: 3932710398). Nachfolgend können Sie <strong>ein</strong>e veröffentlichte<br />

Kurz-Zusammenfassung des Buchinhaltes lesen, die Ihnen <strong>ein</strong>en flüchtigen Einblick in die Finanzen der Kirche<br />

gibt. Bei den dort präsentierten Zahlen handelt es sich wohlgemerkt um kirchliche Finanzen und Vermögen, die<br />

all<strong>ein</strong> Deutschland betreffen, die christlichen Kirchen sind jedoch weltweit etabliert:<br />

Kirche, Diskret wie Schweizer Banken<br />

Die Kirchen klagen über rückläufige Steuer<strong>ein</strong>nahmen und leere Kassen. Doch <strong>ein</strong> Wissenschaftler hat errechnet:<br />

Die Christen-Institutionen sind die reichsten Unternehmer der Republik. Drei Jahre lang recherchierte der Hamburger<br />

Politologe Carsten Frerk penibel Zahl um Zahl. Er las Haushaltspläne und Bilanzen, befragte Finanzräte und<br />

Stiftungs<strong>auf</strong>seher, durchforstete Rechenschaftsberichte und Staatskirchenverträge. Dann rechnete er zusammen -<br />

und kam <strong>auf</strong> <strong>ein</strong>e stattliche Summe. Die beiden großen Kirchen in Deutschland, so s<strong>ein</strong> Fazit, verfügen über <strong>ein</strong><br />

Gesamtvermögen von fast <strong>ein</strong>er Billion D-Mark!<br />

Das Unterfangen des 56-jährigen Wissenschaftlers war höchst beschwerlich. Denn, wenn es um ihr Geld geht, sind<br />

die beiden Kirchen so verschwiegen wie Schweizer Banken. Zwar sickert hin und wieder mal <strong>ein</strong>e Zahl über kirchliche<br />

Latifundien (Großgrundbesitz), W<strong>ein</strong>berge, Brauereien, City-Immobilien oder Forste und Gutshöfe durch, doch<br />

<strong>ein</strong>en Überblick hat niemand. Die Kirchenoberen achten streng dar<strong>auf</strong>, dass nicht allzu viel publik wird.<br />

Die Haushaltspläne der evangelischen Landeskirchen etwa enthalten in der Regel Sperrvermerke zu Haushaltsund<br />

Vermögensfragen. Angaben über Stiftungen, Sondervermögen und Immobilien werden nicht veröffentlicht.<br />

Sogar die katholische Bischofskonferenz klagt über "die Zurückhaltung ihrer Bistümer", die "äußerst ungern pekuniäre<br />

(finanzielle) Auskünfte erteilen". Der Grundbesitz beider Kirchen wurde zuletzt 1937 in <strong>ein</strong>er offiziellen<br />

Reichs-Statistik erfasst. Aktuelle Zahlen gibt es nicht.<br />

Frerks Zahlen, die er Mitte Dezember 2001 veröffentlichte, dürften denn auch für Aufregung sorgen: Der Autor<br />

stellt erstmals detailliert Vermögenswerte, Geldanlagen und Immobilien von Landeskirchen und Diözesen, karitativen<br />

Stiftungen und anderen ebenso frommen wie lukrativen Werken vor. Das gesamte Kirchenvermögen (Geld,<br />

Aktien, Beteiligungen, Grund und Immobilien) beziffert Frerk <strong>auf</strong> 981 Milliarden Mark – damit sind die Kirchen die<br />

reichsten Unternehmer der Republik.<br />

Allerdings verteilt sich der Reichtum sehr unterschiedlich <strong>auf</strong> <strong>ein</strong>e Vielzahl kirchlicher Rechtsträger - von der Dorfgem<strong>ein</strong>de<br />

bis zu den Hilfswerken Misereor (katholisch) und Brot für die Welt (evangelisch).<br />

Von der knappen Kirchen-Billion ist indes nur <strong>ein</strong> Teil sofort verfügbar. Immobilien- und Grundbesitz im Wert von<br />

298 Milliarden, so Frerk, seien ebenso problemlos kapitalisierbar wie 170 Milliarden Mark Geldvermögen. Historische<br />

Kirchenbauten dagegen haben, da unverkäuflich, nur theoretischen Wert.<br />

Auch der aber ist beträchtlich: Würde die Kirche den Kölner Dom etwa als Museum <strong>ein</strong>er öffentlichen Stiftung ü-<br />

bereignen, könnte sie mit <strong>ein</strong>er Ausgleichszahlung von 500 Millionen rechnen. Beide Kirchen, so hat der Autor<br />

errechnet, besitzen alles in allem 6,8 Milliarden Quadratmeter Grund und Boden - etwa dreimal so viel wie Bremen,<br />

Hamburg, Berlin und München zusammen. All<strong>ein</strong> <strong>auf</strong> evangelischem Boden stehen 75062 Gebäude. Mal <strong>auf</strong><br />

Filetgrundstücken in der City, mal am Dorfanger. Die Katholiken vermochten k<strong>ein</strong>e Zahl zu nennen.<br />

Das Gem<strong>ein</strong>dehaus der Hamburger St.- Petri-Kirche etwa ist <strong>ein</strong> siebenstöckiger Bürobau nahe der Haupt<strong>ein</strong>k<strong>auf</strong>sstraße,<br />

Schätzwert 20 Millionen, vermietet an <strong>ein</strong>en Radiosender und an Firmen. In Berlin-Mitte gehörten Grund<br />

und Boden sowie das Gebäude des Dorint-Hotels am Gendarmenmarkt <strong>ein</strong>em Immobilienfonds der EKD. In Hildesheim<br />

verfügt die katholische Kirche über 16 City-Grundstücke. Den Wert aller kirchlichen Gebäude und<br />

Grundstücke beziffert Frerk <strong>auf</strong> 424 Milliarden Mark. Ihre Ausgaben für Personal, Seelsorge und gute Taten decken<br />

die Kirchen jedoch kaum aus Vermögen, sondern vor allem aus l<strong>auf</strong>enden Einnahmen. All<strong>ein</strong> 17 Milliarden kommen<br />

jährlich durch die zwangsweise von den Mitgliedern erhobene Kirchensteuer her<strong>ein</strong> - rund 9 Milliarden bei<br />

den Katholiken, etwa 8 bei den Evangelischen. Weitere 19,1 Milliarden beziehen sie aus staatlichen Quellen, zum<br />

Teil als Zuschüsse, zum Teil als Ausgleich für die Zwangsenteignung von Kirchengut mit dem Reichsdeputationshauptschluss<br />

von 1803.<br />

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