Bericht - Der Landtag von Sachsen-Anhalt
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Die im Kapitel I „Zur Lage junger Menschen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>“ durchgängig vorgenommene<br />
geschlechtsneutrale Beschreibung unterstreicht eine Grundkritik. Es fehlen die<br />
geschlechterdifferenzierende Datenerhebung und –ausweisung sowie die<br />
geschlechtervergleichende Datenanalyse. Es ist zu bezweifeln, dass die benannte „bei<br />
Kindern und Jugendlichen vorherrschende deutlich optimistischer Grundhaltung“ (<strong>Bericht</strong> S.<br />
8) auf Jungen und Mädchen gleichermaßen zutrifft. Sonst würden nicht, wie auf Seite 9<br />
beschrieben, vorrangig junge Frauen das Land verlassen. So eine geschlechtsneutrale<br />
Beschreibung der Lebenslagen <strong>von</strong> Mädchen und Jungen führt unweigerlich dazu, dass<br />
auch die beschriebenen Ansätze der Kinder- und Jugendhilfe nicht geschlechtergerecht<br />
reflektiert werden.<br />
<strong>Der</strong> <strong>von</strong> der Wirtschaft immer wieder beklagte Mangel an vorhandenen<br />
Ausbildungsvoraussetzungen der Jugendlichen wird prozentual somit stärker ins Gewicht<br />
fallen, wo den Bereichen der Jugendsozialarbeit, insbesondere der Jugendberufshilfe, und<br />
der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule besondere Bedeutung zukommen muss.<br />
Die Aussage, dass bei Kindern und Jugendlichen eine deutliche optimistischere<br />
Grundhaltung vorherrscht als im letzten <strong>Bericht</strong>szeitraum, ist nicht nachvollziehbar. Die<br />
Shell-Jugendstudie <strong>von</strong> 2006 besagt, dass im Vergleich zu 2004 und weiter zurückliegenden<br />
<strong>Bericht</strong>szeiträumen die Zukunftsaussichten für die persönliche Zukunft ebenso wie für die<br />
Zukunft der Gesellschaft pessimistischer geworden sind. Zwar hat die Zahl derjenigen nicht<br />
zugenommen, die die Zukunft düsterer sehen, doch steigt die Anzahl an Personen, die sich<br />
unsicher sind. Bemerkenswert ist hier, dass (ähnlich wie bei den Abwanderungszahlen) die<br />
Frauen, die höher Gebildeten bzw. die Oberschicht hervortreten. Diese Gruppen reagieren<br />
besonders stark auf die Veränderungen in der Gesellschaft.<br />
Diese <strong>Bericht</strong>saussage in Verbindung mit den Aussagen unter Punkt II.A.1.2.<br />
„Jugendhilfestrukturen und Jugendhilfeplanung in den Kreisen und kreisfreien Städten“<br />
geben hierauf bereits Antworten.<br />
Zitat:<br />
„Wenn Kinder- und Jugendhilfe Erfolg haben soll, muss sie unmittelbar vor Ort ausreichend<br />
ausgestattet sein, um bedarfsgerecht agieren und reagieren zu können. Jugendhilfe vor Ort<br />
ist abhängig <strong>von</strong> der Prioritätensetzung der Kommunalpolitik. Kinder- und Jugendhilfe in<br />
Städten und Gemeinden kann bürgernah und offensiv nur gelingen, wenn Mittel und<br />
Möglichkeiten bereitgestellt werden, die die Jugendämter befähigen, über ihre gesetzlich<br />
bestimmten Aufgaben hinaus ein Arbeitsprofil zu entwickeln, das geprägt ist <strong>von</strong> Kreativität<br />
bei der Lösung der anstehenden Aufgaben“<br />
(Seite 23, Punkt 1.2. „Jugendhilfestrukturen und Jugendhilfeplanung in den Kreisen und<br />
kreisfreien Städten“).<br />
Nimmt man die weiteren <strong>Bericht</strong>sausführungen ernsthaft zur Kenntnis, kann das Land<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nur ein Ziel verfolgen:<br />
Die Sicherstellung qualitativ hochwertiger Landes und kommunaler Sozial-, Schul-<br />
und Jugendhilfeplanung, die die Bedarfe, Interessen und Wünsche der Bürgerinnen<br />
und Bürger erfasst, darstellt und diese kontinuierlich fortschreibt, veröffentlicht und<br />
die Grundlage ihrer Haushaltsplanungen sind.<br />
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