Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
unerwartete Lösung vorgaukeln, sondern in der Verinnerlichung von<br />
<strong>Verantwortung</strong>, sowie in der Aktion, die der eigene Rahmen gestattet.<br />
VI.2.9 Jansohns Artikel über Jonas<br />
In der „Trierer Theologischen Zeitung“ schreibt Heinz Jansohn den Artikel<br />
„Ethik von heute - Metaphysik von gestern?“, speziell Bezug nehmend auf<br />
Hans Jonas’ philosophische Begründung des Prinzips <strong>Verantwortung</strong>.<br />
Jansohn zitiert zunächst den Buchtitel von Günther Patzig: „Ethik ohne<br />
Metaphysik“ als Programm einer heute vorherrschenden Denkrichtung.<br />
Schon Schopenhauer schrieb:“Moral predigen ist leicht, Moral begründen<br />
schwer“(41;161). Auch Jonas distanziert sich gleich im Vorwort von dem<br />
Gedanken, er wolle Moral predigen: „Von der Watte guter Gesinnung und<br />
untadeliger Absicht ... gibt es in der ethischen Reflexion unserer Tage<br />
genug. Etwas härteres (sic!) ist vonnöten und hier versucht. Die Absicht ist<br />
überall systematisch und nirgends homiletisch ...“(ebd.). So geht es Jonas<br />
um die „Moralbegründung“(41;162), die so schwierig ist, daß man „früher<br />
wohl den Beistand des Himmels angerufen hätte“(ebd.), wobei allerdings<br />
„keine noch so löbliche Gesinnung als Entschuldigung für eventuelle<br />
philosophische Unzulänglichkeiten des Gedankenganges“ (41;161f.)<br />
herhalten dürfe.<br />
Jonas betont die gegenseitige Abhängigkeit von Ethik und Metaphysik,<br />
wobei Jansohn moniert, dies wiederspräche dem Zeitgeist 181 . Man gewinnt<br />
den Eindruck, eine solche Begründung sei traditionalistisch. Jonas sagt<br />
selbst, das erste Prinzip seiner Moralphilosophie liege nicht in der Ethik<br />
selbst, „als einer Lehre vom Tun (...), sondern in der Metaphysik als einer<br />
Lehre vom Sein“(ebd.). Dabei kommt Jonas’ Moralphilosophie<br />
anscheinend mehr aus der Theologie, als aus der Metaphysik, wie seine<br />
Forderung (44;57) nach „Wiederherstellung der Kategorie des Heiligen“<br />
nahelegt, um die „extremen Kräfte (zu) zügeln ..., die wir heute<br />
besitzen“(41;163). Daraus folgt dann, daß „‘die Abschaffung der<br />
Transzendenz ... vielleicht der kolossalste Irrtum der Geschichte’ gewesen<br />
sein könnte“ 182 (ebd.). Jansohn findet den Hinweis „orakelhaft“, die<br />
Metaphysik sei nur „Lückenbüßer“ für die Kompensation des religiösen<br />
Defizits unserer Zeit (vgl.41;163), räumt dabei aber ein, der Glaube möge<br />
die Metaphysik anthropologisch zwar ersetzen, „logisch ist der<br />
metaphysische Erkenntnisakt für Jonas eindeutig dem Glaubensakt<br />
181 Vielleicht meint Jansohn auch Jacques Derridas Metaphysikkritik (vgl.10;59).<br />
182 Vgl.44;231.