Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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Innerhalb von 5 Monaten hatte man um die Ruine des Blocks 4 den sogenannten „Sarkophag“<br />
gebaut. Geplant war er für 30 Jahre. Trotzdem ist sein Zustand inzwischen marode. Heute machen<br />
sich mehrere europäische Hilfsorganisationen zusammen mit Baufirmen Gedanken darüber,<br />
welche dauerhaft stabile Hülle man der Ruine von Block 4, in die es zur Zeit hineinregnet, erneut<br />
mit der Gefahr einer Verstrahlung des Grundwassers verbunden, anpassen könne, wobei die<br />
Faktoren Haltbarkeit - bis zu 100 Jahren - und Finanzierbarkeit miteinander in Einklang zu bringen<br />
wären 103 .<br />
IV.4 Krasnojarsk 26<br />
Tief in Sibirien, unweit des Polarkreises, liegt eine unterirdische Stadt,<br />
Stalins Plutoniumfabrik Krasnojarsk 26, deren Eingang von den hier<br />
beschäftigten Arbeitern „das Tor zur Hölle“ genannt wird.<br />
Interessanterweise kursierte in christlichen Erweckungskreisen seit etwa<br />
drei Jahren das Gerücht, es gebe in Sibirien ein Loch im Boden, durch das<br />
man die Stimmen der Verdammten in der Hölle hören könne, wobei es<br />
sich wohl um einen Entlüftungsschacht von Krasnojarsk gehandelt haben<br />
muß, der die Fantasie unserer „gläubigen“ Mitbürger so beflügelt hat.<br />
Nur allen Geheimdiensten der Welt war diese, auf keiner bisherigen<br />
Landkarte verzeichnete, Stadt bekannt, die etwa 150 Meter unter der<br />
Erdoberfläche, noch in Stalins Auftrag, zu Anfang der 50er Jahre, in den<br />
Fels getrieben wurde, eine Arbeit, die heute allein aus Kostengründen<br />
nicht mehr durchgeführt werden könnte. Allein der Müll von Krasnojarsk<br />
strahlt 2½mal so stark wie der GAU in Tschernobyl, wobei quantitative<br />
Angaben über Radioaktivität grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen<br />
sind 104 . Seit 40 Jahren wird hier Pu239 hergestellt. Die Stadt war<br />
verbotene Zone, über die es kaum mehr als Gerüchte gab. Alle Arbeiter<br />
wahrten strenges Stillschweigen.<br />
Jelzin will den Industriekomplex als Atommülldeponie weiterbetreiben.<br />
Bisher diente er nur der Herstellung von waffenfähigem Plutonium, bei<br />
dem es sich vom Standpunkt der friedlichen Nutzung auch um Müll<br />
handelt. Die Möglichkeit, hier Plutonium zu stehlen, ist, weil die<br />
Herstellungsmengen zu ungenau bekannt sind, jederzeit gegeben 105 . Ins<br />
Innerste der Anlage dürfen Arbeiter nur nach Vollendung des 50.<br />
Lebensjahrs. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt hier 60 Jahre.<br />
103 Quellen: RTL - Nachtjournal - Spezial vom 20.4.1996 und die Filmdokumentation von<br />
Schneider, Reinhard (Buch u. Regie): Tschernobyl. 10 Jahre danach. NDR 1996<br />
104 Vgl. Kap. IV.1.<br />
105 Zusammen mit der Möglichkeit einer Low - budget - Bombe (vgl. Kap. V.1.2.) ergibt<br />
das rosige Aussichten. Ein Fehler, der möglich ist, wird früher oder später auch<br />
begangen.