Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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Grunde zuwiderläuft, warum das <strong>Das</strong>ein einer Menschheit überhaupt<br />
gefordert ist“(44;91). Dies ist Jonas’ Absage an Monstrositäten<br />
menschlichen Ursprungs, die vielleicht bereits den Nazis vorschwebten 168 .<br />
Sollte bisher der Eindruck entstanden sein, der Bestand der Menschheit<br />
gelte Jonas bereits als gesichert, muß dies leider verneint werden: die<br />
Pflicht zum <strong>Das</strong>ein, „von der wir hier sprechen, ist erst mit der Gefährdung<br />
dessen, worum es in ihr geht, hervorgetreten. Vorher hätte es keinen Sinn<br />
gehabt, von dergleichen zu reden. Was auf dem Spiele steht, meldet sich<br />
zu Wort. Plötzlich steht das schlechthin Gegebene, als selbstverständlich<br />
Hingenommene, niemals fürs Handeln Bedachte: daß es Menschen gibt,<br />
daß es Leben gibt, daß es eine Welt hierfür gibt, im Wetterlichte der<br />
Bedrohung durch menschliches Tun“(44;249). Der Mensch ist nicht mehr<br />
einfach „Vollstrecker sondern auch potentieller Zerstörer der Zweckarbeit<br />
der Natur“, der das der Natur eignende Ja zum Sein in sein Wollen<br />
übernehmen und das „Nein zum Nichtsein seinem Können auferlegen<br />
muß“(ebd.). Dürfen und Nichtdürfen kommen nun vor positivem Sollen,<br />
bedingt durch den Machtzuwachs des Menschen gegenüber der Natur.<br />
Ziel unserer Bemühungen ist nicht mehr „der gute Mensch“, oder „der<br />
eigentliche Mensch“, vielmehr geht es vorrangig um die Erhaltung der<br />
Biosphäre mit einem Menschen darin, der dieses Wort noch verdient, also<br />
nicht „die ontisch gerettete Existenz eine nicht mehr menschliche sein<br />
wird“(44;250) 169 . Wozu wir kommen müssen, ist ein klares Ja zum Sein,<br />
ebenso wie ein klares Nein zum Nichtsein. Dabei müssen wir nicht darauf<br />
achten, „ein bestimmtes Menschenbild zu perpetuieren oder<br />
herbeizuführen, sondern zuallererst den Horizont der Möglichkeit<br />
offenzuhalten, der im Fall des Menschen mit der Existenz der Art als<br />
solcher gegeben ist und - wie wir dem Versprechen der ‘imago Dei’<br />
glauben müssen - der menschlichen Essenz immer neu ihre Chance<br />
bieten wird“(ebd.). Wir befinden uns auf einem „Grat zwischen zwei<br />
Abgründen, wo die Mittel den Zweck zerstören können“. Mit dem ersten<br />
Imperativ, daß eine Menschheit sei, sind wir „gar nicht den künftigen<br />
Menschen, sondern der Idee des Menschen“(44;91) verantwortlich.<br />
Dadurch, daß die Idee des Menschen uns sagt, „warum Menschen sein<br />
sollen“, sagt sie uns auch, „wie sie sein sollen“(ebd.). Der Imperativ, daß<br />
es Menschen gebe, ist also ein kategorischer und kein hypothetischer, da<br />
168 So hat Josef Mengele z.B. u.a. Zwillingspaare aneinandergenäht, um zu beobachten,<br />
ob sich siamesische Zwillinge daraus entwickelten, was natürlich nicht der Fall war.<br />
169 Der Film „Planet der Affen“ zeigt diesen Sachverhalt sehr anschaulich.