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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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entledigt er sich seiner „in eigener Regie“(ebd.) 76 . <strong>Das</strong> notwendige Unterfangen einer Philosophie<br />

des Untergangs wurde bei einer gleichzeitig prächtigen Entwicklung der Militärtechnologie völlig<br />

vernachlässigt. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem „Homo extinctor“(40;60) mied man<br />

wie die Berührung eines Aussätzigen. Stattdessen beugt die Philosophie „sich in kindlicher<br />

Konzentration über die Baukästen der Wissenschaftstheorie, Hermeneutik, Ideologie - und<br />

Ökologiekritik“(ebd.). Letzte Metastasen „in der verrottenden humanistischen Doktrin“(ebd.) sind<br />

Marxismus, „geistesgeschichtlich eine bloße Reprise“(40;61) der christlichen Ausbildung von<br />

Märtyrertum, Papismus und Ketzerverfolgung, Existentialismus, als Verdeutlichung der „Chimäre<br />

des Humanen“(ebd.) durch leeren Aktionismus und eine Lehre von letztlich sinnlosen<br />

Entscheidungen und Friedensforschung, die wegen ihrer „Sabotage des anthropofugalen Willens<br />

zum Ende“(ebd.) eine genauere Widerlegung verlangt. Die Forschungsergebnisse an sich sind<br />

beruhigend. In 3400 Jahren gab es nur 243, in denen kein Krieg stattfand. Auch der Durchschnitt<br />

von 2,6 Kriegen pro Jahr ist nicht schlecht (vgl.40;61). Derlei Fakten sollte man nicht verteufeln,<br />

sondern als kleine Schritte in die richtige Richtung begrüßen. Jedenfalls muß unter allen<br />

Umständen auf weitere Aufrüstung gedrängt werden, bevor noch die Friedensforschung das ganze<br />

Projekt gefährden kann. Statt wie Richard J. Barnet in „seinem Traktat Der amerikanische<br />

Rüstungswahn oder die Ökonomie des Todes“ Schritte in die richtige Richtung zu diffamieren: „In<br />

der realen Welt nennt man Leute, die den größten Teil ihres Geldes ausgeben, um sich gegen<br />

Bedrohungen zu wappnen, die nur in ihrer Einbildung existieren, Paranoiker. In der Welt der<br />

nationalen Sicherheit ist das System selbst paranoisch“(40;62), sollte man die amerikanische<br />

Abschreckung mit dem ingeniösen Kürzel ihrer zentralen Doktrin MAD (Mutual Assured<br />

Destruction 77 ) als Ausweg aus den vielfältigen Leiden des <strong>Das</strong>eins begrüßen. Man muß also die<br />

Friedensforscher daran hindern, die Hoffnung der Menschheit auf Ausrottung zu vereiteln.<br />

Vielversprechend ist Herman Kahns Studie Eskalation, wie auch ihr Vorläufer On Thermonuclear<br />

War(vgl.40;66). In der erstgenannten Schrift umfaßt die Eskalationsleiter 44 Stufen. Auf Stufe 12<br />

kommt es bereits zum „großen konventionellen Krieg“, auf Stufe 21 kommt es zum Atomkrieg,<br />

dann zum „Zentralkrieg“, der sich wie folgt entwickelt 78 :<br />

„33: Langsame Kriegführung gegen „materielle Werte“<br />

34: Langsame Kriegführung gegen Waffensysteme<br />

35: Begrenzte Salve zur Herabsetzung der militärischen Leistungsfähigkeit<br />

36: Begrenzter Entwaffnungsschlag<br />

37: Schlag gegen die Waffensysteme unter Aussparung anderer Ziele<br />

38: Rücksichtsloser Angriff auf die Waffensysteme<br />

39: Langsame Kriegführung gegen Städte<br />

76 Horstmanns folgende Ausführungen werden nicht mehr so minuziös behandelt, da sie<br />

um ein und denselben Gedanken kreisen, wobei sie sich außerdem mit dem Inhalt des<br />

folgenden Kapitels über die Atombombe überschneiden.<br />

77 „Gesicherte gegenseitige Vernichtung“.<br />

78 Horstmann zitiert Kahn ab Stufe 33.

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