Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk
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Dies alles soll nur zur Frage der „Subjektivität der Natur“(44;147)<br />
überleiten, die man zwar verneinen kann, nach Jonas jedoch nur, wenn<br />
man dafür einen gnostischen Dualismus annimmt, mit einem<br />
transzendenten, der Natur überlegenen Gott, der alles „verkehrt“<br />
erschaffen hat, um die Möglichkeit zur Entwicklung offenzulassen. Die<br />
Möglichkeit der „Verneinung des Spruches der Natur“ wirkt damit skurril<br />
und ist nicht legitim, wenn sie auch der menschlichen Freiheit<br />
anheimgestellt bleibt. Zur Bejahung des Spruches der Natur, daß Leben<br />
sein soll, ist der Begriff des Guten erforderlich, der noch nicht mit „Wert“<br />
identisch ist. Er bezeichnet vielmehr den Unterschied „zwischen Wert an<br />
sich und Wertung durch jemand“(44;149).<br />
Die Verbindlichkeit von Werten ist Gründung des Guten im Sein.<br />
VI.2.1.2.1 Kommentar zur „Subjektivität“ in der Natur<br />
Gewiß gibt es aus der Sicht der Naturwissenschaften soetwas wie<br />
Subjektivität der Natur nicht, wenngleich doch alle Bedingungen für Leben<br />
vorhanden sind, Photosynthese zur Regeneration der Luftqualität usw. Mit<br />
Leibniz könnte man die Begünstigung des Lebens auf diesem Planeten<br />
ohne weiteres „den Willen Gottes“ nennen. Trotzdem ist zu bedenken, daß<br />
das Leben nur unter diesen Umständen entstehen konnte und daß wir<br />
somit unter den gewachsenen Bedingungen leben, die uns erst möglich<br />
gemacht haben. Man weiß nicht, auf wievielen Planeten die Natur der für<br />
uns jeweils ungünstigen Alternative den Vorzug gegeben hat. So ist die<br />
Möglichkeit eines perfekten Zufallsproduktes nicht auszuschließen, und<br />
der „Wille Gottes“ oder der „Wille der Natur“, unser Leben zu begünstigen,<br />
wäre dann nur, da er ja unser jetziges <strong>Das</strong>ein begünstigt, ebenso, wie er<br />
unsere Entstehung erst ermöglicht hat, die Konsequenz dieses seltenen<br />
und perfekten Zufalls.<br />
Selbst wenn man annimmt, daß Gott uns geschaffen hat, wird er sich<br />
dieses perfekten Zufalls ohnehin bedient haben 162 . Der Vorstellung der<br />
Gesolltheit von Leben kann ich mich zwar anschließen, aber die<br />
Begründung, daß wir nur seien, weil die Natur es tatsächlich will, würde<br />
ich als naiv empfinden. Trotzdem ist es ein Vorurteil der<br />
Naturwissenschaft, die Natur selbst für indifferent zu halten. Die<br />
Behauptung, daß die Natur „Werten anhängt“(44;150) erscheint zunächst<br />
162 Interessant ist, daß auf Meteoriten in Bruchstücken RNS - Bausteine gefunden<br />
wurden, die unseren Planeten mit Leben infiziert haben könnten. Die Vorstellung von<br />
Stanislaw Lem von den Astronauten, die auf einem bis dahin leblosen Planeten uriniert<br />
haben, ist damit nicht mehr das einzige Erklärungsmodell.