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Das Untier Und Seine Verantwortung - Kritisches Netzwerk

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Jansohn, gemeint ist, die Natur zeige, „entberge“, sich dem Menschen<br />

durch die Technik in fortschreitender Weise.<br />

Durch seine Beschäftigung mit der Gnosis erhält dieser Gedanke bei<br />

Jonas eine spezifische Wendung. Durch einen bösen und stümperhaften<br />

Demiurgen als Schöpfer entstand eine unvollkommene Welt, dessen<br />

Gegengeist der Erlösergott ist, der aber in Nietzsches Sinn „tot“ ist, da er<br />

aus seiner Transzendenz keinen Einfluß auf die Immanenz nimmt. Daraus<br />

folgt ein gnostischer Nihilismus: „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“ 183 . Bei<br />

Sartre heißt das in „Ist der Existentialismus ein Humanismus“: „Es gibt<br />

keine Zeichen auf dieser Welt“ und „alles ist erlaubt“(41;167).<br />

Ein moderner Gnostizismus würde sich dann an reiner Machbarkeit<br />

orientieren, um z.B. den „unvollkommenen genetischen Bauplan“(ebd.) zu<br />

verbessern. Die geistige Prädisponiertheit der Moderne erscheint fatal.<br />

Jansohn erscheint es bemerkenswert, daß Jonas überhaupt durch die<br />

Begründung einer Zukunftsethik der Situation begegnet, würde doch ein<br />

„Appell an die Klugheit“ mit dem Verweis auf die zu wahrenden<br />

„Eigeninteressen der Menschheit“(41;168) naheliegen. Auch ohne eine<br />

wissenschaftlich begründete Moral würde die Menschheit umdenken,<br />

„wenn sie merkt, daß die Absolutsetzung technologischen Denkens die<br />

eigenen Lebensgrundlagen zerstört“(ebd.). Auch Heidegger bezweifelte<br />

die Kurierbarkeit von Technologiefolgen durch die Ethik, die doch dem<br />

selben „Meisternwollen“ von Lebensumständen entspringt, wie die<br />

Technik.<br />

An dieser Stelle werden Horstmann und sein „zynisch zu nennender<br />

Fatalismus“(ebd.) von Jansohn erwähnt: „Die Apokalypse steht ins Haus.<br />

Wir <strong>Untier</strong>e wissen es längst, und wir wissen es alle. Hinter dem<br />

Parteiengezänk ... gibt es eine heimliche Übereinkunft ...: daß wir ein Ende<br />

machen müssen mit uns und unseresgleichen, ... ohne Pardon, ohne<br />

Skrupel und ohne Überlebende“(ebd.). Es ist klar, daß Jonas hier gegen<br />

Horstmann steht, der stattdessen zu einem „neuen moralischen Imperativ“<br />

kommt: der Verträglichkeit des eigenen Handelns mit der Permanenz des<br />

Lebens (vgl.41;169). Alles hängt für Jonas von dessen Begründung ab.<br />

„Versuchen wir sie nachzuvollziehen!“(41;169).<br />

„Ich kann , ohne in Widerspruch mit mir selbst zu geraten, wie für mich so<br />

auch für die Menschheit ein kurzes Feuerwerk äußerster Selbsterfüllung<br />

der Langeweile endloser Fortsetzung im Mittelmaß vorziehen“(ebd.),<br />

trotzdem darf nicht um den Einsatz des Bestandes der Menschheit<br />

183 Vgl.II.2.

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